Wie viele Dinge besitze ich, und wie viele davon nutze ich eigentlich? Beeinflusst was ich esse meine Stimmung? Dazu wurden individuelle Daten getrackt und im 3-dimensionalen Raum visualisiert. Spannende Zusammenhänge werden so lesbar.
Schon die Recherche zu diesem Thema stellte sich als etwas durchwachsen heraus. Es kursieren Zahlen, denen zufolge ein europäischer Haushalt im Schnitt 10.000 Besitztümer beherbergen soll. Dann gibt es noch spärliche Selbstversuche mit nur einem Bruchteil von Dingen und allgemein fängt es schon mit der Definition an was wie zu zählen ist. Klar ist, trotz aller Trends rund um Minimalismus scheint das Leben unüberschaubar und schwer zu quantifizieren.
Wir haben dennoch den Selbstversuch gewagt und unseren kompletten Besitz gezählt, kategorisiert, bewertet und schließlich in eine 3 dimensionale Datenvisualisierung transferiert. Hier ein Einblick in den Prozess und unsere Erkenntnisse die wir gewonnen haben.
Am Ende waren es 2392 Teile, die ich meinen Besitz nennen kann.
Prozess
Als Erstes war schnell klar, es braucht klare Regeln, nach denen wir zählen um Verfälschungen des Datensatzes zu vermeiden und aussagekräftige und vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. So zählen Einheiten die nur in Kombination Sinn machen als ein Gegenstand, wie zum Beispiel Socken aber auch Mehrteiliges wie Unterlagen oder Erinnerungsstücke werden je nach Empfinden der Wichtigkeit für ein repräsentatives Ergebnis einzeln gezählt oder zusammengefasst. Auch Dinge die quasi von selbst wieder unseren Besitz verlassen werden nicht gezählt, wie Konsumgüter also Essen, Kosmetik oder der Blumenstrauß von der/dem Liebsten.
Bewertung jedes einzelnen Gegenstands…
Geschätztes Alter von 1 bis 10.
Also unter einem Jahr bis 10 Jahre und älter.
Persönlicher Wert nach eigenem Empfinden.
Werte von keinem (1) bis sehr hohem (10) Persönlichem Wert.
Außerdem der Gebrauch
Schätzung wie oft jeder Gegenstand benutzt wird.
Täglich, wöchentlich, monatlich? Vielleicht nur einmal jährlich.
Oder gar nicht?
Auswertung und Visualisierung
Nach ersten Auswertungen unserer Datensätze konnten wir schon erste interessante Merkmale feststellen. Um dem Umfang gerecht zu werden wollten wir bei der Visualisierung jeden Gegenstand als Einheit erkennbar machen, wollten also eine 1:1 Darstellung wählen. Was in Anbetracht der Menge von rund 2400 und 1250 Gegenständen eine Herausforderung darstellte. Außerdem erstellten wir insgesamt 14 Kategorien, welche durch eine farbliche Kennzeichnung zu unterscheiden sein sollten. Auch war uns die Einheit des Gebrauchs ein wichtiger Faktor, da wir klar erkenntlich machen wollten wie oft wir unseren Besitz denn auch wirklich verwenden.
Die interessanteste Verteilung ergab sich bei x = Alter und y = Persönlicher Wert
Variantenbildung
Wir versuchten nun in mehrere Ansätzen unsere Daten und die wichtigsten Faktoren in eine möglichst vergleichbare und aussagekräftige dreidimensionale Darstellung zu bringen. Letztendlich gelang es uns mit dem Sinnbild des Zettel Aufspießens einen Ansatz zu finden den wir nach einem schnellen Prototypen dann auch als geeignet empfunden haben.
Finales Modell
Für das finale Modell wählten wir eine Grundplatte mit den Maßen 50x50cm worauf die Werte des persönlichen Werts und des Alters die x- und y-Achse bilden. Auf den Schnittpunkten, den jeweiligen Koordination, wurde jeweils ein Holzspieß platziert der die z-Achse darstellt und worauf der jeweilige Gebrauch der einzelnen Gegenstände abzulesen ist. Jeder Gegenstand wird als Papierzettelchen in der Farbe der Kategorie auf die entsprechende Koordinate platziert. So bildet sich eine 3-dimensionale Verteilung der im Datensatz erfassten Gegenständen.
x = Persönlicher Wert, y = Alter und z = Gebrauch
Erkenntnisse und Fazit
Aus den fertigen Modellen konnten wir spezifische Schlüsse ziehen, welche Lebensumstände und Persönlichkeit der jeweiligen Person widerspiegeln. Aus einigen Übereinstimmungen haben wir allgemeine Erkenntnisse gewonnen und so dazu einige Thesen aufstellen können.
Gegenstände in besonders hoher Stückzahl haben keinen hohen persönlichen Wert und werden selten verwendet.
Ältere Gegenstände, Erinnerungsstücke und häufig benutzte Gegenstände haben auch einen hohen persönlichen Wert.
Im Durchschnitt werden gerade mal jeder 5te Gegenstand wirklich regelmäßig benutzt.
Davon haben wir auch unser Hauptfazit abgeleitet, wir besitzen viele Dinge, benutzen davon aber nur einen Bruchteil. Das spricht dafür sein Konsumverhalten zu überdenken und ob man sich nicht auch wieder von einigem trennen könnte. Auch ein System sich selten benutzte Gegenstände wie z.B. eine Bohrmaschine einfach zu leihen statt zu kaufen würde Sinn machen.
Unser Fazit also, weniger ist mehr.
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