Es geht um viel im Kontext der Mobilität: um Ressourcen, Handlungsfähigkeit und Neuerfindung. Fünf heterogene Teams nehmen sich Aspekten des Individual- und Güterverkehrs, der Gesundheitsversorgung, der Sicherheit und des Tourismus an:
Zukunft der Mobilität | Sustainable, smart & social
Politik und Gesellschaft sind in der Pflicht: Klimaziele, Vision Zero, Exit-Strategie, Verkehrswende, Digitalisierungsstau, Data Mining und Datenschutz, soziale Gerechtigkeit … Im Kontext der Mobilität besteht nicht nur akuter Handlungsbedarf, sondern auch die Chance auf Veränderung und Neuerfindung.
Über viele Jahrzehnte haben wir uns an ein stabiles Wachstum gewöhnt – zwar mit stetiger Innovation, aber ohne wirkliche disruptive Veränderungen. Heute treten zeitgleich und mit Wucht mehrere disruptive Entwicklungen und Technologien auf, verbunden mit ökologischem, sozialem und politischem Handlungsdruck. Game-Changing-Technologien wie KI, Deep Learning, Elektrifizierung, Autonomes Fahren, Digital Cockpit, das Automobil als Knotenpunkt in einem Netzwerk von Fahrzeugen und Smartphones – in den nächsten 10 Jahren werden mehr Veränderungen stattfinden und sich mehr Möglichkeiten auftun als in den vielen Jahrzehnten zuvor.
Nicht nur die Automobilindustrie ist von einem tiefgreifenden Wandel betroffen. Die Corona-Krise zeigt uns, wie stark der Tourismussektor und alle Bereiche, die Massen mobilisieren, von den Auswirkungen von Social Distancing betroffen sind. Tourismus als Massenmarkt hatte sich schon vor Corona überhitzt und viele Probleme aufgeworfen, wenn man an die intensiven Eingriffe in Landschaften, prekäre Arbeitsverhältnisse und die Umweltzerstörung denkt.
Auch die Fragilität unserer Lieferketten wird uns zunehmend bewusst: Die deutsche Industrie ist auf die Mobilität der Güter rund um den Globus „just-in-time” angewiesen. Corona, der Krieg gegen die Ukraine, die geopolitische Instabilität wirken wie ein Brennglas auf längst bekannte Missstände, die wir jedoch gerade in Bezug auf die Nachhaltigkeitsdiskussion aufgreifen und lösen müssen.
Mobilität in urbanen und ländlichen Räumen muss qualitativ menschzentriert gestaltet und smart vernetzt, die Infrastruktur parallel zur Entwicklung ressourcenschonender Fahrzeuge und Antriebe auf die Bedürfnisse der neuen Technologien und auf die Nutzer angepasst werden.
Dies eröffnet gestalterische Freiräume, wie sie bis dato nicht denkbar waren! Für uns ein herausforderndes Terrain. Verantwortung und Chance – gerade für strategische Gestalter.
Prof. Gabriele N. Reichert, Thomas Schoenweitz, Prof. Dr. Susanne Schade
milo – Make goods traffic efficient
Milo ist eine B2B Service Dienstleistung für den Kleingütertransport von der Fabrik bis vor die Ladentür der Kund:innen. Das Fundament des Systems ist die maximale Flexibilität. Auf dem ersten Transportabschnitt werden die Güter an öffentliche Verkehrsmittel gehängt und bis zu einem mobilen Hub in der Stadt transportiert. Auf dem letzten Abschnitt – der letzten Meile – werden die Güter mittels autonom fahrender Fahrzeuge zu den Läden weitertransportiert. Eine weitere Innovation sind die Mehrzweck-BOXen, die die ehemals aus Pappe bestehenden Pakete ersetzen und so den Verpackungsmüll auf Null reduzieren.
Derzeit sind jeden Tag 500.000 Gespanne in Deutschland unterwegs. Davon haben ein Drittel keine Fracht geladen.
Das System macht eine durchgehende Flexibilität und direkte Lieferwege ohne klassische Lagerplätze aus.
Es gibt fast keine statischen Lagerplätze auf dem gesamten Transportweg. von der Fabrik bis zum Endkunden! Die HubMobile sind beweglich und wechseln je nach Bedarf und Nachfrage die Standplätze für das Ein- und Ausladen. Zusätzlichen sind die Mehrzweckboxen ständig in unterwegs. Keine Mehrzweckbox verweilt länger als 1 Stunde an einem Ort und Stelle – auf dem Weg bis hin zur letzten Meile. Auf der letzten Meile parken die Pakete nicht länger als 15 min.
Das System ist auf einen Wirtschaftskreislauf ausgelegt
Das heißt, dass neben der Paketannahme auch der Retourweg direkt in die Lieferprozesse integriert ist.
Dies ist ein weiterer Punkt warum Kleinunternehmer keinen Lagerplatz mehr bereitstellen müssen, da täglich Güter zurückgeschickt werden können. Ein starker Nebeneffekt ist, dass durch die Integration der Retoure eine mindest Beladungs-Auslastung von 70% sichergestellt werden kann. Bei konventionellen Lieferketten ist die Auslastung bedeutend geringer (30%, wobei darin auch die nichtzugestellten Pakete sind)
Jedes Paket wird zu 100% zugestellt – garantiert durch Milo
Durch das sichere Schließsystem direkt neben der Ladentür, ist die Zustellung unabhängig von dem Ladenbesitzer und dessen Öffnungszeiten. Dies schafft auf der Seite des Zustellers und des zu beliefernden Unternehmens Flexibilität.
Miteinbeziehen von bereits bestehenden ÖPNV Infrastrukturen
Der Milo-Service nutzt Bahnen, sowie Busse um in den Innerstädtischenbereich zu gelangen. Dafür werden die Güter bereits ab Werk an öffentliche Verkehrsmittel – wenn möglich – angehängt. Beispielsweise an Personenzüge.
Die Hub-Mobile mit den Zustellboxen, sowie den Box-Mobilen werden einfach an einen Bus o.Ä. angehängt. Die Vorgänge laufen automatisch ab, sodass kein Mehraufwand für den Busfahrer entsteht. Auch die Passagiere werden durch das Konzept nicht beeinträchtigt.
E-Antriebstechnologien in autonomen Box-Mobilen
Das Konzept schreibt vor, das Maßnahmen ergriffen werden, dass der innerstädtische Kern verkehrsberuhigt ist. In diesem Bereich wird durch den nächtlichen Einsatz von elektrisch betrieben autonomen Fahrzeugen die Feinstaubbelastung in Städten und Ballungsräumen deutlich verringert und der Lärmpegel auf geringsten Niveau gehalten. Zudem ist der Transport unscheinbar, da er in der Dunkelheit geschieht und die städtische Bevölkerung möglichst nicht stören soll. Die vorgeschriebene maximal Geschwindigkeit von 10km/h trägt zu dem geringen Geräuschpegel bei.
Einsatz von autonomen Fahrzeugen auf letzter Meile
Vernetzte Fahrzeuge nehmen immer die ideale Route und eine höhere Auslastung der Fahrzeuge wird garantiert. Vorgeschriebene Lenkpausen oder notwendige Inspektionen und Reparaturen gehören der Vergangenheit an. Das heißt, das die Stehzeit von mehr als zwei Drittel der Lebensspanne von Transportfahrzeugen auf dem Werkshof oder Rastplätzen eingespart wird. Am offensichtlichsten ist, dass beim Autonomen Fahren keine Fahrer benötigt werden und die die Hälfte der Betriebskosten eingespart werden können! Insgesamt werden durch autonomes Fahren Störungen der Lieferkette vermieden. Denn Lkw kommen mit größerer Wahrscheinlichkeit zur anvisierten Zeit an, wenn sie Staus und Unfälle automatisch umfahren. Können die Transporter ihre Fracht nicht pünktlich zustellen, teilen sie eine neue, belastbare Ankunftszeit mit. Die Produktion kann sich auf die Verzögerung einstellen.
Je mehr Zwischenfälle auf der störungs- und verzögerungsanfälligen Strecke zwischen der Fabriken der Hersteller, den Bahnhöfen, Hubs, mobilen Hubs und dem Ziel eines Transports umgangen werden, desto planbarer und stabiler wird also die Lieferkette.
Einsatz von Machine Learning und automatisierten Zustellprozessen
Die dynamische Planung der Zwischenstopps kann in Echtzeit angepasst werden. Machine Learning kann dabei unterstützen exakte Paketmengen pro Depot vorherzusagen und dynamisch zu planen. Die Effizienz dieser Methode wird gesützt von Berechnungen von DACH in dem von bis zu 20 Prozent Einsparungen gesprochen wird, wenn flexiblere Depot- und Hub-Strukturen für Paketdienstleister vorhanden sind.