Inhalt des Kurses
Analytisches Gestaltungsprojekt
In diesem Kurs kombinieren die Studierenden nutzerzentrierte Designmethoden mit Techniken der Zukunftsforschung, um verschiedene Zukünfte jenseits des vorherrschenden Verständnisses von Nachhaltigkeit zu erforschen.
In diesem Kurs sind die Studierenden dazu aufgefordert, sich intensiv mit den Methoden des ‘Design Futuring’ auseinanderzusetzen. Dabei lernen sie, ihre Designansätze von einer auf die nutzende Person fokussierten Methode zu einem zukunftsorientierten Ansatz (Zukunftsforschung) zu erweitern. Hierbei erforschen die Studierenden, welche zukünftigen Möglichkeiten sich ergeben könnten und welche davon wünschenswert sind.
Unter dem übergreifenden Thema “2035: Der Nachhaltigkeit voraus – denn weniger schlecht ist nicht gut.” gestalten die Studierenden ein Projekt, das Zukünfte des Konsums und der Produktion auf der Erde entweder innovativ vorantreibt, spekulativ beleuchtet oder kritisch hinterfragt. Dies kann beispielsweise durch die Analyse und Verbesserung bestehender Objekte, Produkte, Werkzeuge oder Dienstleistungen erfolgen. Alternativ können die Studierenden zukünftige Szenarien für verbesserte, alternative Formen der Nachhaltigkeit aufzeigen oder Diskussionen über die Auswirkungen auf den Menschen – sei es ökologisch, ökonomisch oder sozial – anregen. Hierbei sind sowohl positive als auch negative Aspekte der Nachhaltigkeit von Interesse.
Die Projekte werden zwingend in Teams von 3-4 Studierenden bearbeitet. Zu Beginn des Semesters tauchten die Studierenden in das Cradle to Cradle Konzept mit Prof. Dr. Michael Braungart ein, um bestehende Vorstellungen von der Zukunft zu erkunden und mögliche Szenarien zu entwickeln.
Strategische Gestaltung
Semesterjahr BetreuungProf. Benedikt Groß, Moritz Hartstang, Prof. Dr. Michael Braungart
ReSource
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Dieses Projekt untersucht ein zukunftsweisendes Kreislaufsystem, das eine nachhaltige Nutzung von Rohstoffen ermöglicht. Anstelle eines linearen Modells wird ein System vorgestellt, in dem Rohstoffe von Ursprungsländern an Unternehmen verliehen, mehrfach genutzt und recycelt werden. Nutzer, Unternehmen und Ursprungsländer sind aktiv in den Materialkreislauf eingebunden, ermöglicht durch ReSource. Das entworfene System zeigt, wie durch diese effiziente Ressourcennutzung Kosten gesenkt, Abfall reduziert und die Umwelt geschont wird, um eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu gestalten.
Die Menschheit steht vor großen Herausforderungen: Klimawandel, Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung gefährden unsere Zukunft. Nachhaltigkeit ist dabei nicht mehr nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit. In dieser Arbeit werfen wir einen Blick in die Zukunft und zeigen, wie eine nachhaltige Welt aussehen könnte. Unser Ziel ist es zu zeigen, wie durch eine Veränderung der Wirtschaftsweise ein dauerhaft funktionierendes Ökosystem geschaffen werden kann. Unsere Vision: Konsum neu denken – für eine Zukunft, in der Rohstoffe bewahrt und verantwortungsvoll genutzt werden.
Die Gegenwart
Heutzutage leben wir in einer Linearwirtschaft, die dem Prinzip von „Take-Make-Waste“ folgt. Das bedeutet, dass Rohstoffe aus den Ursprungsländern abgebaut, in Produkte verarbeitet und nach Gebrauch entsorgt werden. Doch dieser Ansatz hat mehrere gravierende Nachteile.
1. Take (Rohstoffgewinnung): Natürliche Ressourcen werden direkt aus den Ursprungsländern gewonnen, was zu ihrer zunehmenden Erschöpfung führt. Der Abbau geschieht oft ohne Rücksicht auf die langfristigen Auswirkungen, sowohl für die Umwelt als auch für die Wirtschaftlichkeit der betroffenen Länder.
2. Make (Produktion und Konsum): Die gewonnenen Rohstoffe werden in industriellen Prozessen zu Materialien und Produkten verarbeitet. Diese Produkte haben in der Regel eine kurze Lebensdauer, da sie oft bewusst so konzipiert sind, dass sie schnell veralten. Nach der relativ kurzen Nutzungsdauer werden sie entsorgt, was den Kreislauf von Produktion und Konsum beschleunigt.
3. Waste (Entsorgung): Am Ende des Lebenszyklus der Produkte landen viele Materialien auf Deponien, da nur ein Bruchteil recycelt wird. Dies führt zu einer enormen Ansammlung von Abfällen, die sowohl städtische als auch natürliche Lebensräume belasten.
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Unsere Zukunft
Trotz der Herausforderungen in der Linearwirtschaft gibt es positive Signale, die auf eine nachhaltigere Veränderung hindeuten. Dabei schaffen Fortschritte in verschiedenen Bereichen die Grundlage für unsere Zukunft.
1. Fortschritte im Recycling: Neue Technologien ermöglichen die Wiederverwertung von immer mehr Materialien, selbst von bisher schwer trennbaren Stoffen. Automatisierte Recyclingprozesse beschleunigen und präzisieren die Zerlegung von Produkten, wodurch der Kreislauf zunehmend geschlossen wird.
2. Steigendes Vertrauen in KI: KI-basierte Systeme optimieren Ressourcenmanagement und ermöglichen faire, datenbasierte Entscheidungen für eine nachhaltige Nutzung von Rohstoffen und einer globalen Wirtschaft.
3. Anerkennung der Rohstoffe: Unternehmen und Gesellschaften erkennen den Wert der Herkunft von Rohstoffen und setzen auf transparente Rohstoffketten. Digitale Systeme und KI ermöglichen die Rückverfolgbarkeit von Ressourcen, was eine effizientere Verwaltung und Wiederverwertung fördert. Zudem setzten sich Ursprungsländer verstärkt für die gerechte und nachhaltige Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen ein.
4. Neue Lieferkettengesetze: Pfandsysteme und globale Regulierungen bringen Konzerne dazu Ressourcen nachhaltiger zu verwalten. So wird der Kreislauf von Leihen und Recyclen etabliert. Pfandsysteme stärken diesen Kreislauf, indem sie Produkte und Rohstoffe wieder in die Wertschöpfungskette integrieren.
Das System
Die Signale leiten den Übergang zu einer neuen Kreislaufwirtschaft ein, in der Rohstoffe nicht mehr verkauft, sondern von den Ursprungsländern an Unternehmen verliehen werden. Die Länder behalten dabei die Kontrolle über ihre wertvollen Rohstoffe, indem sie Lizenzverträge mit den Unternehmen abschließen und so die mehrfach Nutzung der Rohstoffe ermöglichen. Unternehmen verarbeiten die geliehenen Rohstoffe zu Materialien und Bauteilen, die dann zu Endprodukten zusammengebaut werden. Diese Produkte werden anschließend auf dem Markt verkauft. Durch die mehrfache Nutzung der Rohstoffe sinken die Materialkosten, was sich direkt auf den Verkaufspreis der Produkte auswirkt. Der Pfandwert, der in den Produkten enthalten ist, ermöglicht eine Reduzierung des effektiven Einkaufspreises für Verbraucher. Die Produkte werden von den Nutzern für eine bestimmte Zeit verwendet und nach Ablauf der Nutzungsdauer zurückgegeben.
Nach der Rückgabe werden die Produkte in ihre Einzelteile zerlegt und nach Materialien sortiert. Dies ist der erste Schritt des Recyclingprozesses, das Werkstoff-Recycling. Die recycelten Materialien werden den Unternehmen zurückgegeben, die dann den Pfandwert an die Nutzer erstatten. Im nächsten Schritt können die Unternehmen die recycelten Materialien entweder erneut nutzen oder den zweiten Teil des Recyclingprozesses durchführen, bei dem die Werkstoffe in ihre ursprüngliche Rohstoffform zurückgeführt werden. Alternativ können Unternehmen direkt neue Verträge mit den Ursprungsländern abschließen und die recycelten Werkstoffe wieder in den Produktionszyklus einbringen, ohne eine vollständige Rückverwandlung durchzuführen.
So entsteht ein ständiger Kreislauf, in dem Rohstoffe bewahrt und wiederverwendet werden. Das senkt nicht nur die Kosten für Unternehmen und Verbraucher, sondern entlastet auch nachhaltig die Umwelt.
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Vorteile
Das System bringt vielfältige Vorteile für alle beteiligten Akteure mit sich. Für die Ursprungsländer bedeutet es vor allem wirtschaftliche Souveränität. Sie behalten die Kontrolle über ihre natürlichen Ressourcen, was ihnen langfristige wirtschaftliche Vorteile sichert. Durch die verstärkte Nutzung von Recycling und Wiederverwertung werden zudem weniger Rohstoffe abgebaut, was die Umwelt schont. Gleichzeitig stärkt sich die Verhandlungsposition dieser Länder im globalen Handel, da die Rohstoffe nicht dauerhaft abgegeben, sondern bewusst genutzt und wieder zurückgeführt werden. Diese ressourcenschonenden Praktiken fördern den Umweltschutz und unterstützen die nachhaltige Entwicklung.
Für Unternehmen bringt das System erhebliche Kostenreduktionen durch eine effizientere Ressourcennutzung und den Rückfluss von Materialien. Dies fördert zudem Innovationen, da Unternehmen neue Geschäftsmodelle und Produktdesigns entwickeln, die darauf basieren. Die Stabilität der Rohstoffversorgung ist ein weiterer Vorteil, da die Unternehmen durch den ständigen Rückfluss von recycelten Materialien weniger auf den Abbau neuer Rohstoffe angewiesen sind. Außerdem entsteht durch das Pfandsystem eine langfristige Bindung an die Kunden, da Produkte zurückgegeben und Rohstoffe erneut genutzt werden.
Für die Nutzer bietet das System Kosteneinsparungen, da sich durch die sinkenden Materialkosten der Verkaufspreis verringert. Zusätzlich genießen sie mehr Flexibilität, da sie die Produkte nicht dauerhaft besitzen müssen und problemlos austauschen können. Gleichzeitig tragen sie durch die aktive Rückgabe der Produkte zur Abfallreduktion und einem nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen bei.
Wallet
Ein zentrales Element dieses neuen Systems ist das “ReSource Wallet”, eine App, die als zentrale Schnittstelle für Nutzer dient. Sie bietet vollständige Transparenz über den Status und den Pfandwert der gekauften Produkte, wodurch das Bewusstsein für den Wert der eigenen Besitztümer gestärkt wird. Mit dem Wallet können Verbraucher den Wert ihrer Produkte erfassen und diese am Ende ihrer Nutzungsdauer problemlos zurückgeben. Die App ist mit dem Einkaufssystem verknüpft und zeigt den jeweiligen Pfandwert an. Über die App können Nutzer ihre Produkte zurückgeben und den Status der Pfand-Rückerstattung einsehen. So wird der Wert der Produkte sichtbar gemacht und ein starker Anreiz zur Rückgabe geschaffen.
Darüber hinaus trägt das ReSource Wallet dazu bei, dass Konsum nicht mehr mit einem schlechten Gewissen verbunden ist. Nutzer werden aktiv in den Kreislauf eingebunden und leisten durch die Rückgabe ihrer Produkte einen konkreten Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die App schafft Transparenz, stärkt das Bewusstsein für den Wert von Ressourcen und fördert einen verantwortungsvolleren Umgang mit ihnen.
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Eine nachhaltige Zukunft ist möglich! In dieser Zukunft haben wir ein Kreislaufsystem etabliert, das Ressourcen schont, Abfall minimiert und die Umwelt nachhaltig schützt. Mit ReSource sind Nutzer aktiv in den Materialkreislauf eingebunden, während Unternehmen und Ursprungsländer von einer stabilen und effizienten Rohstoffnutzung profitieren. Dieses System bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern stellt auch sicher, dass wir die Herausforderungen der Gegenwart erfolgreich bewältigen und eine lebenswerte, nachhaltige Welt schaffen.
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Peter Swirsky, Saban Coskun, Evripidis Lalissidis, Keqing Guo
BetreuungProf. Benedikt Groß, Moritz Hartstang, Prof. Dr. Michael Braungart
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