Der Drehknopf für die Programmwahl, der Taster zur Selektion weiterer Vorgaben, das Piepen beim Ein- und Ausschalten, die Lichtinformation über den Betriebsstatus, das Display zur Anzeige von gewählten Funktionen und die Statusanzeige über den Fortschritt des Bearbeitungsprozesses sowie Vibration und Geräusche während der Ausführung der gewünschten
Arbeitsschritte: Eine ganze Menge, was wir da als Nutzer im Umgang mit Maschinen erfassen, interpretieren und ausführen müssen. Und das für z.T. vergleichbar einfache Prozesse wie z.B. Wäschewaschen, eine Erfrischung ziehen oder einen Kaffee zubereiten. An vielen Produkten, die uns tagtäglich umgeben – aber auch im industriellen Umfeld – sind die Formen der Interaktion, des Dialogs zwischen Mensch und Maschine optisch, akustisch und haptisch vielfältig – kurz multimodal.
Wir haben uns in den beiden Projektgruppen jeweils anhand eines beispielhaften Anwendungsfalls mit unterschiedlichen Modalitäten von Interaktion auseinandergesetzt und das Vorgehen der menschzentrierten Produktentwicklung interaktiver Systeme strukturell wie methodisch bearbeitet: Von User Research, über Anforderungsdefinition, Lösungsentwicklung / Prototyping bis hin zur Evaluation interaktiver Systeme.
In Deutschland gibt es rund 300 verschiedene E-Auto-Ladeanbieter. Dadurch entsteht eine Landschaft individueller Benutzeroberflächen und Interaktionsmöglichkeiten, die oft im Weg stehen und die neue Technologie wenig attraktiv erscheinen lassen.
Wir haben uns daher gefragt, warum diese Prozesse gerade für Erstnutzer so unintuitiv sind und sich so sehr von der üblichen Verbrennungsmotorbetankung unterscheiden, von der zusätzlichen Wartezeit ganz zu schweigen. Das Problem liegt beim öffentlichen Laden in der Vielfalt der Anbieter, wobei der Nutzer bei jedem System mit unzähligen Problemen konfrontiert wird.
Konzeptentwicklung
Nach mehreren Interviews mit E-Autofahrern haben wir wieder einmal festgestellt, was die wichtigsten Bedürfnisse der Nutzer sind: Feedback, dass das Laden erfolgreich ist, ein konsistentes System und ein schneller und intuitiver Ladevorgang. Also haben wir überlegt, wie wir den Ladevorgang so kurz und einfach wie möglich gestalten können.
Wir hatten die Idee, das Kabel mit einem NFC-Chip auszustatten. Bei diesem Konzept soll beim Autokauf im Autohaus eine Identifikationsnummer auf den NFC-Chip im dazugehörigen Kabel geschrieben werden. Dazu gibt es eine App, in der man einmalig sein Profil innerhalb des “Accounts” anlegen kann. Darin wird ein einmaliger Einrichtungsprozess durchgeführt, in dem Informationen eingestellt werden. So zum Beispiel allgemeine persönliche Daten (Name, Adresse, Automodell), das Zahlungsmittel (PayPal, Kreditkarte, Bankkonto, Rechnung) und die persönlich bevorzugte Stromart.
Ist dies erledigt, überträgt man die Daten vom Smartphone, das standardmäßig auch über einen NFC-Chip verfügt, auf das Kabel. Beim eigentlichen Ladevorgang muss man nur noch das Kabel in die Säule stecken, sein Profil auswählen, das Kabel ins Auto stecken und den Ladevorgang starten.
Somit war es uns möglich, die Probleme bei der momentanen Ladesituation zu beseitigen und dazu noch den Ladeablauf stark zu verkürzen, womit das alltägliche Laden auf das reine Einstecken des Kabels reduziert wurde.
ChargeMe App
Wir überlegten uns, was die wichtigsten Screens sind, die die App braucht. Da der User ein Setup-Prozess durchführen soll, fingen wir mit diesen Screens an. Zunächst haben wir die Komponenten zusammengefasst, die dort ausgefüllt werden müssen. Dies waren die persönlichen Daten, die individuelle Zahlungsmethode und die bevorzugte Stromart. Für diese bauten wir nach und nach die Screens auf Adobe Xd auf.
Als nächstes haben wir uns Gedanken über die Navigation innerhalb der App gemacht. Für uns war früh klar, dass diese aus vier Punkten bestehen würde, die immer schnell erreichbar sein sollten: Das Profil, die Map, der Ladescreen und die Einstellungen. Für die jeweiligen Navigationspunkte haben wir dann Screens erstellt, die mehrere Feedback-Runden durchliefen. Wir haben Nutzertests mit externen Nutzern durchgeführt, was uns eine große Hilfe war.
Main ScreensLadesäule Startscreen
Kabel
Das Kabel haben wir in Cinema 4D gebaut. Wir wollten, dass erkennbar ist, welche Seite ins Auto und welche in die Ladestation geht. Deshalb haben wir ein Ende gerade und das andere Ende gebogen gebaut. Auf diese Weise konnten wir sicherstellen, dass der Benutzer die Seiten sofort unterscheiden kann. Wir haben den Grundkörper so gebaut, dass er von Links- und Rechtshändern gut gegriffen werden kann.
Um das Kabel mit mehr Feedback auszustatten, besitzt das männliche Stecker-Ende (Auto) noch einen Button und drei angereihte LEDs. Mit dem Knopf kann der User, ebenso wie mit der App, den Ladevorgang starten und beenden. Die LEDs signalisieren je nach Situation, ob das Kabel richtig steckt, der Strom läuft oder ob das Auto fertig geladen hat. Da Nutzer oft über die Unwissenheit geklagt haben, wann das Auto nun lädt und ob alles funktioniert hat, wollten wir noch ein weiteres Feedback einbauen. Bei begonnenem Ladeprozess, würde ein LED Impuls in unserer Kennfarbe am Kabel zu sehen sein. Um das Kabel verläuft ein Schlauch aus Ioden, die eine Art Stromfluss von der Ladesäule zum Auto visualisieren.