Methoden, Prinzipien und Prozesse um einerseits Nutzerbedürfnisse und Nutzerverhalten zu erforschen und andererseits geeignete Lösungen und Prototypen zu entwickeln. Zusätzlich Teamkompetenzen entwickeln. Kooperativ HfG + HSAA.
Wie lassen sich relevante Probleme und Chancen erkennen – wie können dafür gute Lösungen entworfen werden? Wie entwickelt man Innovationen? Wie bildet man funktionierende, interdisziplinäre Teams und arbeitet mit externen Akteuren zusammen?
Im vergangenen Semester lernten Ingenieur- und Designstudierende des dritten Semesters verschiedene Methoden, Prinzipien und Prozesse kennen, um einerseits Nutzerbedürfnisse und Nutzerverhalten zu erforschen und andererseits geeignete Lösungen und Prototypen zu entwickeln.
Die Vorlesung findet in einer Kooperation aus den Studiengängen Internet der Dinge – Gestaltung vernetzter Systeme (HfG) und Internet der Dinge – Technologien in der Anwendung (Hochschule Aalen) statt.
Jährlich sterben ca. 15 % der Bienenvölker durch den Befall mit der Varroamilbe. Schaden für Natur und Wirtschaft sind beträchtlich!
In diesem Entwicklungsprozess war es uns wichtig, eng mit aktiven Imkern zusammen zuarbeiten, um Lösungen für dieses gravierende Schädlingsproblem zu erarbeiten. Dabei haben wir unseren Fokus auf die Interaktion zwischen Nutzer und Prototyp gelegt.
Das Ergebnis unserer geführten Interviews, Meetings und zahlreicher Prototypen wollen wir euch nun vorstellen.
Die Varroamilbe
Die Varroamilbe gilt als Hauptgrund für das Sterben von Bienenvölkern. Eine jährliche Bekämpfung gilt als notwendig und trotzdem sterben im Durchschnitt 15 % der Bienenvölker pro Jahr.
Das entspricht ca. 150.000 Völkern!
Varroamilben beißen sich am Fettpolster der Biene fest und schwächen diese.
Dabei werden Erreger übertragen und das Immunsystem der Biene angegriffen.
Die Milben vermehren sich in den Brutzellen der Bienen.
Nach einem Milbenbefall zeigt die Bienenbrut Entwicklungsstörungen und stirbt meist rasch nach dem Schlüpfen. Die erwachsenen Bienen sterben überwiegend im Winter.
Aktuell ist die gängigste Behandlungsmethode das Bedampfen mit Oxalsäure. Dabei wird verdampfte Säure in den Bienenstock gesprüht. Dadurch sterben große Teil der Milben, der Erfolg ist jedoch nicht garantiert und vor allem nicht nachhaltig.
Außerdem ist die Auswirkung der Säure auf die Bienen umstritten, da diese darunter stark leiden. Dabei kann es sogar so weit kommen, dass sich die Bienen ihre Fühler ausreißen.
Aus diesen Gründen wird über die weitere Zulassung dieser Methode diskutiert.
Sie wird von Experten nicht empfohlen!
Die Fluglochkontrolle
Ein Scanner prüft am Flugloch jede Biene auf Varroamilben, wir nennen diesen Türsteher den “Varroa-Scanner”.
Der Varroa-Scanner ist ein Aufsatz für das Flugloch. Durch mehrere Gänge werden die Bienen einzeln in oder aus dem Stock geführt. Die Gänge verjüngen sich nach hinten, dadurch können sie immer nur in einer Richtung betreten werden.
Ein hochmodernes Kamerasystem scannt jede einzelne Biene auf Varroamilben, bei erkanntem Befall wird die betroffene Biene in einen extra Auffangbehälter geleitet und am Betreten des Stockes gehindert.
Dadurch wird das Volk optimal geschützt und der Imker kann individuell nach Zustand der aufgefangenen Bienen über deren Behandlung entscheiden.
Dabei wird die Aktivität des Bienenvolks aufgezeichnet.
Die tägliche Aktivität und der Verlauf, den Anteil der befallenen Bienen und die Auslastung des Auffangbehälters kann unter dem jeweiligen Varroa-Scanner eingesehen werden.
Der Waben-Wärmer
Im Waben-Wärmer werden die Brutwaben von beiden Seiten mit Infrarotwärme behandelt. Die Milben sterben bei 42 °C, während die Bienenbrut etwa 44-45 °C aushält. Diesen Unterschied in der Wärmetoleranz machen wir uns hier zum Nutzen. Die Brut kann nach der Behandlung für milbenfreie Ableger genutzt werden. Als Ableger bezeichnet man ein vom Imker neu erschaffenes Bienenvolk.
Im Waben-Wärmer werden Brutwaben von beiden Seiten mit Infrarotwärme bestrahlt.
Die Temperatur wird in 5 Minuten erreicht und wirkt gleichmäßig 20 Minuten auf die Waben ein.
Wir garantieren die Genauigkeit der Temperatur (±0.05 Grad Celsius) und das Einhalten der 44 °C Grenze, um das Wohl der Bienenbrut zu sichern.
Der Imker kann bequem die Brutwaben aus seinem Volk entnehmen und in den
Waben-Wärmer hängen.
Über die jeweiligen Waben-Wärmer-Menüs in der App kann die Temperatur und andere Parameter eingestellt und die Behandlung gestartet.
Der ganze Prozess kann dort live überwacht werden.
Die App
In der App möchten wir die Funktionen unserer Prototypen digital zur Verfügung stellen. Der Nutzer legt einen Account an, zu welchem er daraufhin seine Geräte hinzufügen kann. Für die Zuordnung werden unsere Geräte mit GSM - Modulen ausgestattet und dann über einen QR-Code mit der App verknüpft.
Für den Waben-Wärmer lassen sich über die App Einstellungen über die Temperatur und Betriebsart treffen, sowie verschiedene Parameter wie der Temperaturverlauf, die Luftfeuchte und die vergangene Zeit einsehen.
Statistische Daten über den Varroamilben Befall sowie die Volksaktivität lassen sich für den Varroa-Scanner abrufen.
Zudem möchten wir unseren Nutzern ermöglichen, sich untereinander auszutauschen und haben zu diesem Zweck das “ImkerNet”, eine Art Twitter für Bienenzüchter, entwickelt.
In diesem Forum lassen sich die verschiedensten Themen diskutieren und ermöglicht Quereinsteigern einen Austausch mit den Profis.
Weiter wurde eine HeatMap über den deutschlandweiten Befall der Varroamilbe entwickelt, so können Bienenzüchter abschätzen, wie wahrscheinlich der Befall durch die Varroamilbe in ihrer Region ist und können somit frühzeitig Maßnahmen ergreifen.
Jeder Nutzer kann zusätzlich weitere Angaben zu seinem Profil hinzufügen, wie beispielsweise die Anzahl seiner Völker, Geräte sowie seinen Standort.
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