Die Studierenden erarbeiten in Kooperation mit dem Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm mediale Konzepte zu verschiedenen stadtgeschichtlichen Themen.
Stadtarchiv Ulm
Das Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm vermittelt die Geschichte der Stadt Ulm bislang vorwiegend mit historischen Originalen, die mit Text und Bild erklärt und eingeordnet werden. Mediale Konzepte fehlen bislang weitgehend. Die Studierenden untersuchen, wo und wie solche Konzepte sinnvoll eingesetzt werden könnten.
Lehrinhalt
Der Kurs behandelt Grundfragen der medialen und interaktiven Vermittlung in Ausstellungen: Was ist sofort sichtbar und was kann von Nutzern entdeckt werden? Welches Verhältnis haben verschiedene Kanäle – Originalexponat, Text/Bild Layout, Hörspiel, oder Erklärfilm? Wie wird die Bedienung eines solchen Kommunikationssystems benutzerfreundlich? Welche Sachverhalte kann Informationsgestaltung erklären? Wie entsteht daraus schließlich ein Gesamtkonzept?
Lernziel
Die Studierenden lernen es Inhalte medial aufzuarbeiten, erhalten Einblicke in die kuratorische Praxis und das interdisziplinäre Arbeiten im Spannungsfeld von Medienproduktion, Wissensvermittlung und Technologie. Sie verknüpfen digitale und analoge Elemente und erarbeiten bedienbare Prototypen.
Prof. Marc Guntow, Prof. Jens Döring, Benjamin Thomsen
Zerstörung Ulms
19. Dezember 1944
Erinnerungen bewahren – Einzelschicksale interaktiv und simultan erlebbar machen
Am 17. Dezember 1944 wurde die Stadt Ulm zwischen 19:23 und 19:50 Uhr von englischen Luftwaffen zerstört. Über 80 Prozent der Altstadt lag in Schutt und Asche. 707 Ulmerinnen und Ulmer kamen bei der Bombardierung oder dem anschließenden Flächenbrand ums Leben, 613 wurden verwundet und 20.000 bis 25.000 obdachlos. Wir fragten uns, wie können wir die Personen hinter den Nummern lebendig werden lassen und die Geschichte in den Kontext unserer Zeit setzen?
Die Besuchenden kommen durch die Tür des Luftschutzbunkers im Stadarchiv in Ulm auf unseren interaktiven Tisch zu. Darauf sieht man einen Zeitraffer der Bombadierung. Hinter dem Tisch und auch im restlichen Raum hängen Zettel mit den Namen der 707 verstorbenen Menschen.
Sobald eine Figur angehoben wird, zoomt die Karte auf die entsprechende Zoomstufe und es erscheint eine pulsierender Ring, farblich passen zur gewählten Figur. Richtig abgestellt bekommen die Besucher:innen durch ein einmaliges Herauspulsieren und Aufleuchten der Figur als Feedback. Im Anschluss bekommen die Besucher:innen mittig über den Screen anleitende Anweisungen zur weiteren Benutzung des Exponats.
Um die Geschichte zu anzuhören drücken Besucher:innen den Knopf auf der Seitenleiste. Und um während der Erzählung zwischen den verschiedenen Wegpunkten zu springen kann der Knopf gedreht werden. Dieser rastet dann an den entsprechenden Punkten ein.
Wenn von dem Zeitzeugen Verwandte an diesem Tag verstorben sind werden deren Zettel an der Wand durch Beleuchtung hervorgehoben. In diesem Beispiel die Familie Appel von Karl Groß, der durch diesen Tag Vollwaise wurde und von den Eltern mütterlicherseits aufgenommen wurde, daher der neue Nachname.
Durch den Anreiz können Besucher dann auch die anderen Zettel der Verstorbenen betrachten. Die Zettel sind in vergilbter Optik, da wir in unserer Recherche dieses Zitat gefunden haben: “Der Tod ist eine Sammlung loser Blätter. Vergilbter und an den Ecken eingerissener Blätter. Teils handschriftlich, teils mit Schreibmaschine ausgefüllt.”
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