In diesem Kurs explorieren Studierende mit den Mitteln des Design mögliche, wahrscheinliche und wünschenswerte Zukünfte des Gesundheitswesens und erweitern den nutzerzentrierten Design-Ansatz um Methoden aus der Zukunftsforschung.
In diesem Kurs geht es um die Auseinandersetzung mit “Design Futuring”. In diesem neuen Wirkungsfeld der strategischen Gestaltung erweitern wir Design von einem rein nutzerzentrierten Ansatz zu einem zukunftsorientierten Ansatz, um zu erforschen, welche Zukünfte möglich und welche wünschenswert sind. Unter dem zentralen Thema “Design for Care – Zukünfte unseres Gesundheitssystems” entstanden Projekte, die Zukünften unseres Gesundheitssystems innovieren, spekulieren oder kritisieren. Zum Beispiel durch Ideen für neue Objekte/Produkte/Werkzeuge/Dienstleistungen, durch Szenarien gänzlich neuer technologischer Möglichkeiten oder die bewusste Anregungen einer positiven/negativen Debatte über mögliche Konsequenzen unseres heutigen Handelns. Dies wurde durch unterschiedliche gestalterische Ausdrucksformen realisiert wie z. B. Video und Fotografie von (zukünftigen) Artefakten, Produkten, Dienstleistungen, Prototypen, Visualisierungen, Demonstratoren bis hin zu interaktiven Erfahrungen. In Zusammenarbeit mit der BARMER Ersatzkasse (Daniel Höffner).
Medora, ein System für eine gendersensible Gesundheitsversorgung, widmet sich einer Herausforderung, die Caroline Criado Perez bereits im Jahr 2019 in ihrem Buch ‘Invisible Women: Data Bias in a World Designed for Men’ aufdeckte – die Gender Data Gap in der medizinischen Forschung.
Angesichts dieser Herausforderung entstand ein Projekt, das die digitale Gesundheitsversorgung vorantreibt und den Gender Health Gap adressiert.
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der BARMER Ersatzkasse entwickelt und setzt auf die Sammlung und Analyse geschlechtsspezifischer Gesundheitsdaten, um eine gerechtere und genauere medizinische Versorgung zu gewährleisten.
Intelligente Analyse
Medora ist ein fortschrittliches, KI-gestütztes Analysesystem, das entwickelt wurde, um die Gesundheitsversorgung für Frauen zu verbessern.
Basierend auf Gesundheitsdaten, die durch die Integration von Wearables, Apps und spezialisierten Biomarker-Abgabestellen in Apotheken erhoben werden, kann Medora wertvolle Einblicke in die individuelle Gesundheit der Nutzer:innen liefern.
Die KI-Technologie von Medora ist darauf ausgerichtet, Muster und Anomalien in den Gesundheitsdaten zu erkennen, was für die Früherkennung und Prävention von Erkrankungen entscheidend ist. Zusätzlich ermöglicht Medora die Einbindung dieser Daten in die elektronische Patientenakte (ePA) und bietet dem/der Patient:in und den behandelnden Ärzt:innen einen umfassenden Überblick über den Gesundheitszustand.
In diesem ganzheitlichen Prozess wird ein hoher Wert auf Datenschutz und sichere Datenvernetzung gelegt, um die Privatsphäre der Nutzer:innen zu gewährleisten.
Tracker Daten
Datenvernetzung
Die zunehmende Beliebtheit von Gesundheits-Apps, beispielsweise zum Tracking des Menstruationszyklus, und Wearables unterstreicht einen Trend zur Nutzung digitaler Tools für die Überwachung und das Management der Gesundheit.
Medora nutzt diese Gesundheitsdaten für eine umfassende, personalisierte Analyse der Frauengesundheit. Diese Technologien erfassen wichtige Gesundheitsinformationen wie Menstruationszyklen, körperliche Aktivitäten, Schlafmuster, Herzfrequenz und andere Vitaldaten. Durch die Integration dieser Daten wird ein detailliertes Gesundheitsprofil jeder Person erstellt, um individuelle Behandlungspläne zu entwickeln.
Da zum Beispiel Schmerzen und psychische Symptome nicht direkt messbar sind, ermöglicht Medora dadurch, subjektive Erfahrungen wie Schmerzlevel oder spezifische Symptome, die mit dem Menstruationszyklus zusammenhängen, selbst zu erfassen und ins System einzugeben. Die Einbeziehung dieser subjektiven Erfahrungen ist wichtig für die Entwicklung personalisierter Empfehlungen und Behandlungsansätze, die über physische Messwerte hinausgehen.
Teststationen
Individuelle Datenerhebung
In Apotheken eingerichtete Teststationen mit smarten Toiletten und Sensortechnologien bilden das Rückgrat unseres innovativen Systems. Sie sind so konzipiert, dass Nutzer:innen einfach und unkompliziert Proben wie Urin, Speichel oder Menstruationsblut über Periodenprodukte abgeben können.
Die Implementierung dieser Teststationen für Biomarker in ganz Deutschland ist ein wichtiger Schritt für das Projekt. Die Zusammenarbeit mit Apotheken und Laboren erfordert eine individuelle Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten und Logistik, um sicherzustellen, dass die Teststationen für alle leicht zugänglich sind und rund um die Uhr auch für präventive Maßnahmen genutzt werden können. Der Zugang erfolgt einfach und bequem über die Krankenkasse, entweder physisch über eine Karte oder digital über unsere Anwendung.
Die Einbindung der dadurch erhobenen Daten ist Teil unseres ganzheitlichen Ansatzes, um insbesonde Frauen eine umfassende und präventive Gesundheitsversorgung zu bieten. Wir möchten sicherstellen, dass alle die Möglichkeit haben, ihre Gesundheit proaktiv zu überwachen und frühzeitig auf mögliche gesundheitliche Veränderungen zu reagieren.
Personalisierte Unterstützung
Nach Abschluss der Analyse kann Medora spezifische Handlungsempfehlungen aussprechen und eine nahtlose Anbindung an Fachärzt:innen oder passende Krankenkassenleistungen ermöglichen. Die Integration der elektronischen Patientenakte (ePA) erleichtert wesentliche Diagnose- und Behandlungsprozesse, indem sie durch den Zugriff auf wichtige Daten eine wirksame Unterstützung für Patient:innen und Ärzt:innen darstellt. Dies führt zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung und einem tieferen Verständnis für die individuellen Bedürfnisse.
Die Nutzung der digitalen Gesundheitsanwendung ist einfach und unkompliziert. Die Registrierung erfolgt bequem online über unsere Plattform, und die ganzheitliche Nutzung geschieht in Absprache mit Ihrer behandelnden Ärzt:innen.
Beitrag zur Forschung
Aktuell führen unzureichende Forschungsdaten oft zu Fehldiagnosen und inadäquaten Behandlungen bei Frauen. Medora setzt sich dafür ein, diese Lücke zu schließen, indem es detaillierte Gesundheitsdaten bereitstellt, die ein präziseres Bild von frauenspezifischen Gesundheitszuständen ermöglichen.
Nutzer:innen haben in der elektronischen Patientenakte (ePA) die Möglichkeit zu entscheiden, welche Gesundheitsinformationen ihre Ärzt:innen einsehen dürfen. Ebenso können sie bei uns wählen, ob und in welchem Umfang sie ihre Daten für Forschungszwecke freigeben. Die Weitergabe der Daten erfolgt stets anonymisiert, wobei Nutze:rinnen die volle Kontrolle über ihre persönlichen Gesundheitsdaten behalten. Bei Zustimmung zur Datenfreigabe erhalten sie regelmäßige Updates zu aktuellen Forschungsprojekten und Studienergebnissen.
Durch das Teilen ihrer anonymisierten Gesundheitsdaten über Medora leisten Nutzer:innen einen wichtigen Beitrag zur weiteren Erforschung von Erkrankungen. Diese Daten sind essenziell, um ein tieferes Verständnis für bestimmte Krankheiten zu entwickeln und effektivere Diagnose- sowie Behandlungsmethoden zu finden.
Zukunftsperspektive
Medora entlastet das Gesundheitssystem signifikant, indem es Ärzt:innen und medizinisches Personal durch effiziente Datenanalyse und präzise Vorsorge unterstützt. Die Bereitstellung umfangreicher Gesundheitsdaten verringert den Zeitaufwand für Diagnosen und ermöglicht einen fokussierteren Einsatz von Ressourcen. Krankenkassen profitieren durch optimierte Behandlungspläne und Kosteneinsparungen, insbesondere durch die Förderung von Früherkennung und Prävention.
Medora leistet einen bedeutenden Beitrag zur medizinischen Forschung und verbessert die Gesundheitsversorgung für Frauen. Durch die Bereitstellung spezifischer Gesundheitsdaten trägt Medora dazu bei, die Lücke zu schließen, die durch die Vernachlässigung von gendersensibler Gesundheitsforschung entstanden ist.
Dies führt zu einer ausgewogeneren sowie gendergerechteren medizinischen Forschung und Praxis, von der letztendlich alle Geschlechter profitieren.
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