In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden – meist in Gruppen – anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
face it - Rehabilitations Software für Menschen mit Aphasie
Die Vision von face it ist es, Menschen die durch eine Aphasie ihre Sprache verloren haben zu unterstützen, wieder an der Gesellschaft teilzunehmen. Dafür können sie mit der App in alltägliche Situationen eintauchen, die auf ihre individuellen Einschränkungen angepasst sind. Ziel ist es, dass sich Betroffene als kommunikativ kompetent erleben, um letzten Endes das Selbstvertrauen zu gewinnen, die Realität zu meistern.
Ein Leben ohne Worte können sich die meisten Menschen wohl kaum vorstellen. Doch genau das erfahren rund 80 000 Menschen, die jährlich in Deutschland an einer Aphasie erkranken. Dies ist eine Sprachstörung, die in den meisten Fällen durch einen Schlaganfall ausgelöst wird. Dabei können das Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben, beeinträchtigt sein. So werden die meisten Menschen von einem auf den nächsten Moment aus ihrem Leben gerissen und müssen beginnen, sich neue Ziele zu setzen. Auch den Sprung in die Arbeitswelt schafft kaum eine betroffene Person.
“Wir nehmen zwar am Leben teil aber so richtig auch nicht.”
Partizipation als Schlüssel zur Rehabilitation
Das größte Problem ist, dass Menschen mit Aphasie durch das schlagartige Verlieren der Autonomie und der eigenen Fähigkeiten den Glauben an sich selbst verlieren und sich aus der Gesellschaft zurückziehen. So fallen viele Betroffene in Depressionen.
Doch wenn wir es schaffen den Menschen mit Aphasie zur Partizipation zu verhelfen, dann ermöglichen wir ihnen damit die größte Chance zu einer besseren Rehabilitation. Denn nur wer teilnimmt, kann wieder lernen erfolgreich zu kommunizieren und durch die Erfahrung sein Selbstvertrauen stärken.
Kommunikativ selbstwirksam ohne Sprache
Face it ermöglicht es Menschen mit Aphasie durch interaktive Videos in Alltagssituationen einzutauchen. Der Dialog mit einem Gesprächspartner steht dabei im Mittelpunkt. Die simulierte Realität wird so angepasst, dass sie trotz ihrer individuellen Einschränkungen kommunikative Erfolgserlebnisse erfahren können und gleichzeitig sprachliche Fähigkeiten lernen. Somit ist die Anwendung für eine große Anzahl an Betroffenen geeignet, denn durch die Verwendung von optionalen Hilfestellungen kann jede Übung gemeistert werden.
Mit wachsenden Fähigkeiten werden auch die Herausforderungen immer schwieriger. Hintergrundgeräusche werden weniger gefiltert oder auch Sprechweisen komplizierter zu verstehen, um sich immer mehr der Realität anzunähern. So erlangen Betroffene das Selbstvertrauen, die Situation auch in der Realität zu meistern.
In Alltagsszenarien eintauchen
Das Feedback erfolgt über die Reaktion des Gesprächspartners und bereitet die Betroffenen somit ideal auf die Realität vor. Auch ein Scheitern ist somit nicht möglich, da die Situation immer weitergeht und schlimmstenfalls eine verwunderte Antwort erwidert wird. So liegt der Fokus nicht darauf, die perfekten Grammatik oder Wortwahl zu lernen, sondern die Sprache als Werkzeug verwenden zu können.
Ich baue mir meine Welt
Die Anwendung hat 5 Schwierigkeitslevel, in welche Betroffene bei Erstbenutzung eingestuft werden. Um eine langfristige Motivation zu gewährleisten, erhalten die Nutzer:innen für geschaffte Lektionen Gebäude und können sich so ihre eigene Welt erweitern. Jede Lektion besteht dabei aus unterschiedlichen Alltagssituationen, die jeweils die gleichen Zielwörter trainieren. Diese Repetition fördert die Neuroplastizität und steigert zusätzlich den Spaß am Lernen.
Wissenschaftlich und therapeutisch wirksam?
Um eine Lösung zu entwickeln, welche die Komplexität und Vielschichtigkeit der Krankheit und Therapie aufgreift, war es nötig, mit einer großen Anzahl an Betroffenen, wie auch Wissenschaftler:innen, Therapeut:innen und weiteren Stakeholder:innen zu reden und verschiedene Konzepte zu testen. So konnte validiert werden, dass sich das Produkt mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv auf die Rehabilitation auswirkt.
Face it ermöglicht es Menschen mit Aphasie im sicheren Raum sprachliche Fähigkeiten zu erlernen und gleichzeitig Selbstwirksamkeitserfahrungen zu machen, um sich letzten Endes zu trauen, raus in die Realität zu gehen und wieder ein Teil der Gesellschaft zu sein!
Das Thema ist mega spannend und auch die App ist euch gut gelungen! <3
Ich glaube da kann man auch viel von eurem Konzept auf Sprachlernapps übertragen.
Antje
Einfach so mega geworden! Der Ton der Gamification ist perfekt getroffen, be- und verurteilt den User halt gar nicht und ist dazu noch echt hübsch anzugucken.
Thomas Loch
Sofie - weißt Du wie es ist, wenn man etwas sagen will und es geht nicht! Du hast alles im Kopf aber es kommt kaum etwas nützliches raus aus deinem Mund!
Das ist dramatisch!
Nochmals herzlichen Glückwunsch zu Eurer Bachelor-Arbeit
Kommentare
Sofie
Julia
Antje
Thomas Loch
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