Die Studierenden erarbeiten in Kooperation mit dem Haus der Geschichte Baden Württemberg mediale Konzepte für die Wechselausstellung “Gier”.
Gier
Die Studierenden erarbeiten in Kooperation mit dem Haus der Geschichte Baden Württemberg mediale Konzepte für die Wechselausstellung “Gier”.
Lehrinhalt
Grundfragen zur medialen und interaktiven Vermittlung in Ausstellungsinhalten: Was ist sofort sichtbar und was kann von Nutzer entdeckt werden? Welches Verhältnis haben verschiedene mögliche Kanäle – Originalexponat, Text/Bild Layout, Hörspiel, oder Erklärfilm? Wie wird die Bedienung eines solchen Kommunikationssystems benutzerfreundlich? Welche Sachverhalte kann Informationsgestaltung erklären? Wie entsteht daraus ein Gesamtkonzept?
Lernziel
Aufarbeitung medialer Inhalte, Einblicke in die kuratorische Praxis, interdisziplinäres Arbeiten im Spannungsfeld von Medienproduktion, Wissensvermittlung und Technologie. Erarbeiten von bedienbaren Prototypen.
Prof. Marc Guntow, Prof. Jens Döring, Benjamin Thomsen
Likegeil
Wie die Gier, andere zu bewerten, den Algorithmus ins Rollen bringt
84 Minuten verbringt ein:e Durchschnitts-Deutsche:r im Jahr 2021 täglich auf sozialen Netzwerken. Das sind knapp 10 Stunden die Woche und über 500 Stunden im Jahr. Oder, anders gesagt: wir verbringen 21 Tage im Jahr nur auf Social-Media. Und dabei schneidet Deutschland im internationalen Vergleich noch ziemlich gut ab.
Doch was macht Social-Media-Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram und neuerdings TikTok so beliebt? Die Antwort ist, oberflächlich gesehen, ziemlich einfach. Wir suchen Bestätigung und sind gleichzeitig süchtig danach, andere zu bewerten.
Genau hiermit beschäftigt sich unser Ausstellungselement. In einem Raumfilm, der den Besuchenden auf visueller und auditiver Ebene anspricht, zeigen wir, wie ein einzelner Kommentar den Algorithmus von Instagram beeinflusst und was er somit auslösen kann.
Wie funktioniert das Ausstellungsmodul?
Step 1: Interaktion
Unser Ausstellungselement besteht aus einem Touch-Bildschirm und einer Video-Wandbespielung von etwa 3,50 Meter Breite und über 2 Meter Höhe. Der interaktive 49-Zoll-Touch-Display steht zunächst im Zentrum der Aufmerksamket des Besuchenden. Im Stand-By-Modus zeigt er den Sperrbildschirm eines Smartphones an. Nähert sich eine Person dem Bildschirm, ertönt ein Notification-Sound und eine Pop-Up-Message taucht auf. Diese weist den Nutzer darauf hin, dass soeben auf Instagram ein Bild gepostet wurde. Beim Klick auf die Message taucht ein neuer Screen mit ebenjenem Beitrag auf. Nun muss der Ausstellungsbesucher entscheiden, welchen der drei wählbaren Kommentare er zu dem angezeigten Bild posten möchte. Hat der Besuchende kommentiert, startet Schritt 2 des Ausstellungsmoduls: das Beamervideo. Je nach ausgewähltem Kommentar wird ein anderes Video abgespielt.
Step 2: Wandbespielung
Ein weiterer Notification Sound ertönt und der Screen eines Smartphones taucht links des Touch-Displays auf. Der Besuchende wird hier automatisch einige Schritte zurücktreten, um das Geschehen besser im Blick zu haben. Auf dem Smartphone-Screen kann man nun beobachten, wie durch den Instagram-Feed gescrollt wird. Schließlich kommt der Post, den der Besucher eben kommentiert hat, ins Ansichtsfenster, und wird ebenfalls kommentiert. Es tauchen immer mehr Nachrichten auf und die Kommentarflut kommt ins Rollen. Nach und nach erscheinen zwei weitere Smartphone-Screens, auf denen verdeutlicht wird, wie der Beitrag seinen Lauf durch das soziale Netzwerk Instagram nimmt.
Eine besonders wichtige Rolle spielt bei unserem Ausstellungselement nicht nur die visuelle Ebene, sondern auch die auditive. Sämtliche Kommentare, die unter dem Post kommentiert werden, wurden vertont und werden durch Lautsprecher abgespielt. Durch die Überlagerungen der verschiedenen Stimmen und die Verwendung von zwei Lautsprechern, die den Anschein ermöglichen, dass die Kommentare aus unterschiedlichen Richtungen kommen, ensteht ein spezielles Raumgefühl. Die Besuchenden sollen sich hierbei etwas “erdrückt” und “eingeengt” fühlen. Durch das laute Vorlesen der vielen (teils fragwürdigen) Kommentare wirkt die Situation gleichzeitig absurd.
Positive Kommentarflut
Wählen die Besuchenden einen lobenden Kommentar, erfolgt eine positive Kommentarflut
Negative Kommentarflut
Wählen die Besuchenden einen Hate-Kommentar, erfolgt ein “Shitstorm”