Befinden wir uns an einem Wendepunkt der menschlichen Mobilität? Der Corona-Virus hat das alltägliche Leben auf den Kopf gestellt, und so scheint auch die Zukunft der Mobilität sehr ungewiss. Was sind neue Zukunftsbilder der Mobilität?
Befinden wir uns an einem Wendepunkt der menschlichen Mobilität? Von technischen Innovationen wie selbstfahrenden und elektrischen Autos, Echtzeit-Daten und -Sensorik bis hin zu radikalen Verbesserungen der Logistik, Big Data, Crowdsourcing, Ride Hailing, Car- und Bike-Sharing, Micro-Mobility - die Möglichkeiten in der persönlichen Mobilität waren noch vor kurzem so weit offen wie nie und die Mobilitätsbranche boomte. Doch der Corona-Virus hat die Welt in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens auf den Kopf gestellt, und so scheint auch die Zukunft der Mobilität sehr ungewiss. Was sind neue Zukunftsbilder, die dieser veränderten Lebensrealität gerecht werden?
In diesem Kurs explorieren die Studierenden neue/veränderte Formen der Mobilität von der Analyse und Optimierung bestehender Objekte/Produkte/Werkzeuge/Dienstleistungen/Prozesse bis hin zur Präsentation radikal neuer Konzepte. Ergebnisse sind Innovationen, aber auch Kritik am Status Quo oder Spekulationen über wünschenswerte Zukünfte der Mobilität mit dem Ziel eine Debatte über soziale, kulturelle und ethische Implikationen anzuregen.
tag lab – research & innovation laboratory for delivering emotions
Durch die Corona Krise wurde der Trend von E-Commerce beschleunigt und führt zu einem starken Wettbewerb in unterschiedlichen Branchen. Mit dem „tag lab“ haben wir uns experimentell damit auseinander gesetzt wie Unternehmen in Zukunft Kunden emotional an sich binden können. Ziel war es Digitale Oberflächen durch real erlebbare Erlebnisswelten zu ergänzen und dies prototypisch mit möglichen Nutzergruppen zu testen.
Der E-Commerce hat in den letzten 20 Jahren einen starken Aufschwung erlebt.
Während der Pandemie setzte sich dieser Trend aufgrund der Bewegungs- und Angebotseinschränkung im öffentlichen Raum weiter fort und führte in kurzer Zeit zu einem Umsatzanstieg von 14.6%. Menschen, die zuvor nicht digital gelebt und gekauft haben, sind durch die Corona Pandemie Teil dieses Trends geworden und tragen zu seiner weiteren Verstärkung bei.
Als Konsequenz hieraus werden zukünftig mehr Läden in Innenstädten schließen, wohingegen die Zahl der Onlineshops und Ihre Marktmacht immer weiter steigt wird. Konsum wird damit aus unserer Sicht zunehmend unpersönlicher, emotionsloser und schnelllebiger.
Wir glauben, dass dies auch die Art und Weise, wie wir uns bewegen, prägen wird. Menschen, die zuvor für ein Shoppingerlebnis aus Gewohnheit weite Strecken in Kauf genommen haben, stellen dies zum Teil nun infrage.
Das Bedürfnis nach Erlebnissen bleibt jedoch bestehen. Wir fragen uns, was an dessen Stelle treten kann, wo neue Begegnungsräume für das Handeln entstehen können und welche Auswirkungen diese auf unser Bewegungsverhalten haben werden.
tag lab
Wir gehen davon aus, dass es in ca. 5 Jahren nicht mehr ausreichen wird, Produkte online auf einer Website oder mithilfe von Influencer:innen anzupreisen. Es werden die dreidimensionalen Erlebnisse fehlen, um die Kunden mit der Marken zu verbinden. Hierfür haben wir unser fiktives „tag lab“ – das research & Innovation labatory for delivering emotions der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd entworfen. Für unser Projekt entstehen so Rahmenbedingungen, die es uns erlauben, sich experimentell den neuen Arten des Versands von Emotionen, Waren und Daten zu nähern.
Hierbei sind drei Experimente entstanden, in denen die unterschiedlichen Aspekte des E-Commerce beleuchtet und getestet wurden
Experiment #1 - Shop in a Box
„Shop in a Box“ ermöglicht es, die Erlebniswelt von Produkten aus dem Einzelhandel in den Onlinehandel zu übernehmen. Die Idee besteht aus einem verschiebbaren Raum, in dem die Kunden eine individuelle Inszenierung ihrer bestellten Produkte erleben können. Nach der Nutzung wird das große Paket wieder abgeholt. Mithilfe dieses Konzepts ergeben sich neue Möglichkeiten an den Kunden heranzutreten und sich zugleich von der Konkurrenz abzuheben.
Experiment #2 - Living Emotions
Mit „Living Emotions“ wollen wir jedem die Möglichkeit geben, sich gegenseitig Gefühlspakete zukommen zu lassen um dem aktuellen Stimmungsbild mehr Nachdruck zu verleihen. So kann man z.B. mit Joy einen lustigen und entspannten Tag verbringen.
Experiment #3 - Epic Downloadlink
Das Konzept des „Epic-Download-Links“ steht in unserem Beispiel für die Verbindung eines digital erwerbbaren Spieles und der Interaktion mit einem analogen Artefakts. Nur durch das Auffinden dieses Artefakts in der realen Welt kann auf das Spiel zugegriffen werden. Kunden werden so zum Teil einer Geschichte, die sie mit einem realen Objekt verbinden können.
Unser „tag lab“ hat sich für uns als die richtige Arbeits- und Gedankenumgebung herausgestellt. Durch die Verbindung aus den „Futuring Methoden“ und unserem prototypischen Ansatz konnten wir in kurzer Zeit ein echt erlebbares Zukunftsgefühl des E-Commerce abbilden und erforschen.
Fazit
Für uns steht fest, dass bei zukünftigen Mobilitätskonzepten nicht nur darauf zu achten ist, wie Personen von A nach B gelangen. Es geht viel mehr dorthin, dass sich die Bewegungsradien von Kund:innen durch den wachsenden E-Commerce verändern werden und damit auch der Kampf um Aufmerksamkeit in die nähere Umgebung des Wohnorts verlagert wird. Die Erwartungshaltung steigt, dass der Service eines Unternehmens nicht bei dem Absenden der Bestellung endet oder einfache Textnachrichten mit Emojis ausreichen um Kund:innen langfristig an ein Unternehmen zu binden. Viel mehr entsteht eine bewegliche und real erlebbare Entertainment-Branche, die darauf abzielt, vor Ort unterschiedliche Erlebnisse zu schaffen und Menschen neue Arten der Kommunikation anzubieten.
Für Unternehmen einsteht die Chance, Kund:innen auch stärker in die Unternehmenskommunikation einzubinden. Je ausgefallener die Services sind, desto so stärker fällt das mediale und soziale Echo aus, was dazu führt, dass Kund:innen zum Teil einer Außendarstellung des Unternehmens werden können.
Wir konnten während unserer Dreharbeiten die Blicke und die Neugier unserer Mitmenschen spüren. Während manche interessiert auf uns zu kamen, schüttelten andere einfach den Kopf. Mit diesen Reaktionen sehen wir uns darin bestätigt, dass es möglich ist, sich aus einer reinen digitalen Interaktion und Kommunikation zu lösen.
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Max H.
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