Die Studierenden haben sich mit den Ausprägungen unserer Sinneswahrnehmung auseinandergesetzt und diese anhand eines stellvertretenden Protagonisten dreidimensional und medial interpretiert.
Portrait & Perzeption
Persönlichkeiten als Paten unserer Sinne
Ziel des Kurses ist die Vermittlung von gestalterischen Anforderungen und Technologien in Ausstellungen. Hierbei geht es u.a. um das Zusammenspiel von Raum und Exponat, den Umgang mit Text und Bild und den Einsatz von Medien. Die Studierenden erarbeiten Projekte, die diese Komponenten in einem Gesamtkonzept vereinen. Das Erarbeiten und Erproben am Modell spielt in diesem Entwurfsprozess eine vorrangige Rolle.
Propriozeption beschreibt die Wahrnehmung des eigenen Körpers und dessen Lage im Raum, sowie den Positionen von Kopf, Rumpf und Gliedmaßen und deren Verhältnis zueinander. Außerdem umfasst sie das Empfinden für Schwere, Kraft und Geschwindigkeit.
Yang Chengfu (1883–1936), ein chinesischer Tai Chi Meister, trug entscheidend dazu bei, dass das Tai Chi noch mehr auf die Körperwahrnehmung bezogen wurde, indem er einen eigenen Stil erschuf, aus dem alle explosiven Bewegungen und Sprünge entfernt wurden.
Wisse um das Weiße und bewahre das Schwarze
Im Tai Chi Chuan wird häufig auf das Yin-und-Yang-Prinzip Bezug genommen, nach diesem kann nichts ohne seinen Gegensatz existieren. Dieses Prinzip greifen wir in unserer Ausstellung in unterschiedlicher Weise auf, am auffälligsten durch den Kontrast zwischen hellen und dunklen Wänden, welche von oben betrachtet in abstrahierter Form dem Yin-und-Yang Symbol nachempfunden sind.
Aber auch in der Farb- und Materialstimmung ist das Prinzip der Dualität zu erkennen: Die eine Seite ist offen gestaltet und lässt Licht einströmen, während die Andere Geschlossenheit ausstrahlt und abgedunkelt ist. Die hellen Tafeln scheinen durch die Aufhängung an Nylonfäden zu schweben, die dunklen Wände haben Kontakt zum Boden. Außerdem sind sowohl im Ruhebereich zusammen mit der digitalen Anwendung als auch Außen an den hängenden Tafeln Spiegel angebracht, sie sollen den Besucher auf die Ausstellung aufmerksam machen und die Selbstreflektion als Teil der Körperwahrnehmung symbolisieren. Sie bilden mit ihrer Materialität zudem einen weiteren Kontrast zu den matten Holzwänden.
Layouts und Farbe
Das Layoutraster der Infotafeln ist direkt von den berühmten Fotografien Yang Chengfus abgeleitet. Dabei wurde das Seitenverhältnis der Fotos beibehalten und zu einem 4 x 8 Raster umgewandelt, von welchem die untere Reihe entfernt wurde um den schwebenden Effekt zu erzielen. Um etwas mehr Ruhe in die Tafeln zu bringen, wurden einige Lücken und Farbflächen eingefügt, sowie zwei Tafeln, die aus dem Raster ausbrechen.
Texte sind nur in einer für den Abstand passenden Lesehöhe angebracht.
Die Akzentfarbe, welche sich durch die ganze Ausstellung bis zur digitalen Anwendung zieht, haben wir gewählt, da Blautöne für Ruhe und Meditation stehen, und sie so die Gesamtstimmung gut unterstützt ohne sich aufzudrängen.
Digitale Anwendung
Für den interaktiven Bereich, den wir als „Ruheraum“ bezeichnet haben, haben wir eine digitale Anwendung konzipiert die es dem Besucher ermöglicht, einige Figuren selbst auszuprobieren und Feedback zur Ausführung zu erhalten. Hierfür benötigten wir Illustrationen, die den Bewegungsablauf erklären; wir entschieden uns für Silhouetten mit traditionell chinesischem Gewand. Um die Bewegungsdynamik zu visualisieren nutzten wir türkisfarbene Linien mit abnehmender Strichstärke an dem Stellen, an denen die Bewegung endet.
Die Oberfläche ist ansonsten mit Bezug zur räumlichen Umsetzung in weiß und schwarz gehalten, es gibt für die höchste Schwierigkeitsstufe einen Dunkelmodus in dem die Farben invertiert sind, da bei diesem Level auch der Raum noch zusätzlich abgedunkelt werden soll um sich bei der Ausführung nicht mehr im Spiegel sehen zu können.
Die Bedienelemente sind wie die Grundform der Ausstellung rund gehalten.
Außerdem wird dem Besucher zu jeder Figur eine der „10 Goldenen Regeln des Tai Chi“ von Yang Chengfu angezeigt, diese geben Hilfestellungen und bringen zusätzliches Wissen mit ein. Am Ende der Ausstellung wird ein Flyer (siehe unten) bereitgestellt, der alle 10 Regeln beinhaltet, da die Anwendung aus Zeitgründen nur jeweils 5 Runden durchläuft und somit nicht alle Regeln angezeigt werden. Ein Screencast der Anwendung ist im nächsten Abschnitt “Rundgang” zu sehen.
Rundgang
Noch bevor die BesucherInnen die eigentliche Ausstellung betreten, wird ihre Aufmerksamkeit vom verspiegelten Außenbereich geweckt.
Im Eingangsbereich weist das Zitat “Wisse um das Weiße und bewahre das Schwarze” erstmals auf Ying und Yang und somit einen der Grundsätze des Tai Chis hin.
Die BesucherInnen haben nun die Möglichkeit, sich an den links hängenden Tafeln über Yang Chengfu zu informieren und sich Grundwissen über das Tai Chi anzueignen.
Nach dem Passieren der Tafeln lädt die Ausstellung in den sogenannten Ruheraum ein. Hier können fünf ausgewählte Figuren aus dem Tai Chi selbst ausprobiert werden. Hierfür sind am Ende des Raumes drei Spiegel so angeordnet, das die BesucherInnen ihre Körperhaltung aus mehreren Winkeln beobachten können. Vor den Spiegeln befindet sich das Tablet, auf dem die Anweisungen sowie Tipps und Erklärungen zu den jeweiligen Figuren zu finden sind. Die einzelnen Figuren sind drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen zugeteilt.
In Stufe eins erscheinen Umrisse auf dem mittleren Spiegel, der dabei hilft die richtige Haltung einzunehmen, während auf dem Tablet die Figur mit Bewegungslinien zu sehen ist.
Stufe zwei findet ohne den Umriss auf dem Spiegel statt, die BesucherInnen müssen sich also viel stärker auf ihre Körperhaltung fokussieren als in der vorherigen Stufe.
Die letzte und somit schwierigste Stufe verlangt noch mehr Konzentration und Fokus auf die eigene Wahrnehmung, da die BesucherInnen sich, wegen einer Abdunklung des Raums, nicht mehr vollständig auf ihren Sehsinn verlassen können. Die Bewegungen der fünf Figuren werden analysiert, wodurch am Ende der Anwendung Feedback gegeben werden kann.
Im Anschluss an die Übungen verlässt man die Ausstellung wieder auf dem selben Weg, auf dem man hineingekommen ist. Auf dem Weg kann ein Flyer zum Tai Chi und den 10 Goldenen Regeln mitgenommen werden.
Kommentare
Mary
Anonym
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