In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
Wert im Werk beschäftigte sich mit der Frage, wie wir den Wert von Produkten bewusst erleben und langfristig erhalten können. Die Arbeit entwickelt dafür ein ganzheitliches Konzept zur Vermittlung und Inszenierung eines Regelwerks, das Nutzer*innen die Qualität und Bedeutung von Alltagsobjekten erfahrbar macht. Im Zentrum steht die Idee, dass der Wert eines Produkts nicht allein im Moment des Kaufs liegt, sondern sich erst im Gebrauch, in der Pflege und im Altern vollständig entfaltet.
Dieses Regelwerk basiert auf vier sinnlichen Prinzipien, die jeweils eine andere Facette der Produkt-Nutzer-Beziehung beleuchten: erlebbare Selbstwirksamkeit, hoher Gebrauchswert, individuelle Instandhaltung und emotionale Alterung. Sie bilden den theoretischen Rahmen, der durch ein demonstratives Produkt und eine interaktive Inszenierung in die Praxis überführt wird.
Zentrales Exponat ist eine demontierte Moka Express.
Ein Sinnbild für langlebiges, reparierbares Design mit hoher Alltagspräsenz. Die ikonische Espressokanne wird in einem großformatigen Packaging präsentiert und von einem eigens entwickelten Booklet-Set begleitet, das die Theorie zugänglich macht und direkt mit dem Objekt verknüpft.
User Journey
Beim Öffnen des Kartons offenbart sich der thematische Rahmen: Acht separat verpackte Bauteile der Mokka sowie das gebundene Set mit den vier Booklets. Diese führen durch die Theorie und vertiefen jedes Prinzip anhand realer Produktgeschichten.
Jedes Bauteil der Mokka ist gestalterisch einem Prinzip zugeordnet und wird entsprechend erläutert. Mit dem gewonnenen Wissen wird die Mokka erstmals zusammengesetzt — ein bewusster Akt der Aneignung.
Durch die Nutzung entstehen Spuren, Erinnerungen und persönliche Bedeutungen. So wächst die Beziehung zum Produkt, das durch Alterung an Wert gewinnt.
Griff
Das Design der Mokka besitzt keinen klassischen Griff. Stattdessen kommt ein genähter Lederriemen zum Einsatz, der von unten über die Kanne geschoben wird und in einer vorgesehenen Nut sicher sitzt. Die obere Partie der Kanne ist bewusst dickwandiger gestaltet als der untere Kessel – das schafft sowohl funktionale Stabilität als auch eine haptische Trennung.
Der Griff ist abnehmbar, um eine gründliche Reinigung des Edelstahls zu ermöglichen. Je nach Wunsch kann der Lederriemen in verschiedenen Farben gefertigt und angebracht werden.
Kupferboden
Der fest mit dem Kessel verbundene Kupferboden trägt eine feine, haptische Riffelung. Diese Riffelung verweist nicht nur semantisch auf die Drehbewegung zum Öffnen, sondern trennt das „drehbare“ untere Teil klar vom „soliden“ oberen Bereich der Kanne.
Kupfer speichert die Hitze optimal und leitet sie effizient in den Kessel weiter – für eine gleichmäßige Erhitzung des Wassers und ein charakteristisches Patina-Spiel über die Zeit.
Deckelloses Design
Auch das deckellose Design hat seinen Grund: Der aufsteigende Kaffee wird für die nutzende Person sichtbar – der Brühprozess wird direkt erlebbar.
Damit es dabei nicht zu Kleckereien kommt, sind die Wände um das innere Steigrohr deutlich höher gezogen. Für ein sauberes Ausgießen sorgt zudem eine umlaufende, aufsteigende Lippe am Kesselrand, die den Kaffee gezielt leitet.
Von der finalen Version wurde ein Endmodell vollständig aus Metall angefertigt. Dieses entstand auf der Drehbank und dient dazu, die Proportionen, Materialstärken und das Handling der Mokka realistisch darzustellen.