Brauchen wir noch Chefetagen? In der digitalen Transformation werden nicht nur Entwicklungszyklen und Lieferfristen immer kürzer, sondern auch die Entscheidungswege. Wie muss sich das Verständnis von Hierarchie und Führung verändern?
In Zeiten der digitalen Transformation stehen viele Unternehmen vor der ständigen Herausforderung mit der Geschwindigkeit des Marktes Schritt zu halten. Nicht nur die Entwicklungszyklen und Lieferfristen werden immer kürzer, sondern auch die Entscheidungswege. Aus diesem Grund stellen viele Unternehmen auf eine agile Produktentwicklung mit selbstorganisierten interdisziplinären Teams und flachen Hierarchien um. In diesem Arbeitsmodell verschieben sich die Rolle und die Erwartungen an die Führungskräfte. Weg von Entscheidung und Kontrolle, hin zu Unterstützung und Vertrauen. Wie können wir die Bedürfnisse von Mitarbeitern und Führungskräften in dieser neuen Form der Zusammenarbeit besser verstehen? Was sind die wichtigsten Aufgaben und Interaktionen zwischen beiden Seiten? Wie könnten wir eine neue Führungsrolle etablieren?
In diesem Kurs werden die Studierenden aufgefordert, Lösungen, Dienstleistungen und Angebote für Führungskräfte und ihre Mitarbeiter in einer agilen Organisation zu entwerfen. Welche Dienstleistungen könnten wir entwerfen, um aktuelle Probleme zu lösen oder ungenutztes Potenzial freizusetzen? Welche Formate oder Artefakte - Workshops, Online-Plattformen, Apps, Kartenspiele, Rollenspiele, Kampagnen, Interventionen, Ausstellungen etc. - könnten der beste und nachhaltigste Weg sein, um Führungskräfteentwicklung zu ermöglichen?
Während wir uns im ersten Blockseminar mit den Forschungsfragen: “Lässt sich die Führungsrolle auf das Kollektiv eines Teams verteilen?” und “Wie flach darf eine Hierarchie sein?”, beschäftigten, galt es nun, Konzepte für die Erkenntnisse der vorangegangenen Forschung zu liefern.
Einer unserer Key Insights aus dem vorangegangenen Blockseminar war es, dass Hierarchien eine organisatorische Notwendigkeit darstellen. Die oftmals pyramidale Struktur ist in vielerlei Hinsicht vorteilhaft und notwendig, um innerhalb einer Organisation Chaos zu vermeiden und Klarheit zu schaffen. Zudem begünstigt eine solche Hierarchie “Mentorship” und bietet die Möglichkeit, von erfahreneren Kollegen zu lernen.
Steile hierarchische Strukturen bergen jedoch die Gefahr, zu einer Barriere zu werden, die eine Organisation unbeweglich werden lässt. Um dem entgegenzuwirken, ist es förderlich, eine ebenenübergreifende Kommunikation zu etablieren und zu fördern, welche die Kommunikation von der Hierarchie zu entkoppelt. Daher haben wir uns in dem Kurzprojekt damit auseinandergesetzt, wie eine ebenenübergreifende Kommunikation ermöglicht und etabliert werden kann, um die Kommunikation auf zwischenmenschlicher Ebene zu fördern.
Problem
Die Kommunikation ist für Unternehmen wichtiger Bestandteil einer offenen und werteorientierten Unternehmenskultur und gleichzeitig ein Erfolgsfaktor für die agile Führung innerhalb der Organisation. Dabei stehen verstärkt ein transparenter und zielgerichteter Informations- und Wissenstransfer im Vordergrund, was einen kontinuierlichen, bidirektionalen Dialog zwischen der Führungsebene und den Mitarbeitern, aber auch über die Mitarbeiter hinweg erforderlich macht. Dieser kommt jedoch in den meisten Fällen zu kurz. Begrenzte Zeitkontingente, überbuchte Terminkalender und eine halb- oder ganzstündige Taktung von Meetings, welche diese oft nahtlos ineinander fießen lässt, schränken einen Austausch über mehrere Hierarchiestufen hinweg massiv ein. Der stattfindende fachliche Austausch konzenriert sich zumeist lediglich auf eine hierarchischen Ebene, aber nicht über mehrere Ebenen hinweg, statt. Vor allem der zwischenmenschliche Austausch kommt im stressigen Arbeitsalltag oftmals zu kurz.
Ziel
Ziel unseres Vorhabens ist es, die verhärteten Kommunikationsstrukturen zu aufzubrechen, und durch in den Arbeitsalltag eingebettete Micro Habits neue Impulse zu liefern.
Im Kern unseres Vorhabens stehen dabei folgende vier Säulen:
Förderung der hierarchieübergreifenden Kommunikation
Etablieren retrospektiver Analysen und Feedbackschleifen
Förderung von Dialogen sowie allgemein zwischenmenschlicher Kommunikation
Steigerung der Motivation
Um eine offene und harmonische Unternehmenskultur zu etablieren, haben wir uns mit der Frage beschäftigt: Wie kann eine zwischenmenschliche Kommunikation über mehrere Hierarchieebenen hinweg gestaltet und an die individuellen Arbeitsbedingungen und Kulturformen in Organisationen angepasst werden?
Umsetzung
Bei der Serviceleistung von “Beyond Hierarchy” handelt es sich um ein modulares Baukasten-System, welches Maßnahmen umfasst, die sich innerhalb eines jeden Unternehmens unter Einbezug der herrschenden Bedingungen, der Unternehmenskultur und der Gegebenheiten in den Arbeitsalltag integrieren lassen.
Ziel dabei ist es, durch die experimentelle Implementierung individuell festgelegter Maßnahmen die ebenenübergreifende Kommunikation zu fördern und die Teams bei ihren persönlichen Problemen und Aufgaben zu unterstützen. Hierbei können zielgerichtete Maßnahmen, Artefakte und Prozesse in Zusammenarbeit mit den Teams entwickelt werden.
Das Beyond Hierarchy Design lässt sich dabei an die Wünsche und Anforderungen der Organisation anpassen. Durch das reduzierte Farbspektrum sowie die flexiblen Akzentfarben, integriert sich das System in die Büroflächen und Räumlichkeiten.
Prozess
In einem Teamgespräch wird ermittelt, wie das Team als System funktioniert, was aktuelle Themen oder Probleme sind und welche Dynamik herrscht. Daraus werden (Team-)Ziele abgeleitet, welche die Grundlage für die Auswahl der individuell passenden Maßnahmen bildet, die das Team schlussendlich bei der Erreichung seiner Ziele unterstützen soll.
Die Maßnahmen können hierbei aus einem Maßnahmenkatalog entnommen werden, welcher sich in verbindliche bzw. stark empfohlene und freiwillige Module gliedern lässt. Dauer und Häufigkeit der gewählte(n) Maßnahme(n) richten sich maßgeblich nach der Regelmäßigkeit von deren Durchführung. Neben der Dauer werden außerdem die Verbindlichkeiten besprochen. Wichtig hierbei ist, dass keinerlei Zwang herrscht.
Nach entsprechender Vorbereitung wird die gemeinschaftlich festgelegte Maßnahme als “Experiment” durchgeführt. Während der gesamten Interventionsphase gibt es für alle Beteiligten jederzeit die Möglichkeit, Feedback zu äußern. Nach der Durchführung wird die implementierte Maßnahme im Hinblick auf die zuvor festgelegten Ziele gemeinschaftlich evaluiert.
Daraus resultierend findet eine Iteration mit den folgenden Möglichkeiten statt:
Die angewandte Maßnahme wird gänzlich etabliert
Die angewandte Maßnahme wird modifiziert etabliert
Es werden Micro Habits abgeleitet, die in den Arbeitsalltag integriert werden
Es erfolgt eine gänzlich neue Festlegung von Maßnahmen
Die konkrete Umsetzung und Ausgestaltung der gewählten Maßnahme(n) ist hierbei abhängig von der Unternehmenskultur sowie der Agilität der Organisation. Diese nehmen einen maßgeblichen Einfluss auf die Ausgestaltung der Artefakte, um sicherzustellen, dass sich diese bestmöglich in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Um der Individualität einer jeden Organsiation sowie deren Anforderungen gerecht werden zu können, werden die den Maßnahmen zugehörigen Artefakte nicht nur exklusiv ausgestaltet, sondern verfügen darüber hinaus über ein adaptives Regelwerk.
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