Grundlagen der Produktsemantik, der Lehre der sinnlichen Wahrnehmung von Objekten und deren Wirkung auf die Betrachter*innen. Kulturelle und soziale Faktoren werden diskutiert. Einführung zur Theorie und zwei praktische Übungen.
Nach einer Einführung in die wesentlichen Theoriemodelle zur Produktsemantik liegt der Fokus auf den beiden praktischen Entwurfsübungen. Diese sind zwar anwendungsbezogen, jedoch nicht als Produktentwürfe im engeren Sinn gedacht.
Semantische Übung 1: öffnen und schließen
Dozent: Matthias Held
Recherche und Analyse
Zum Thema öffnen und schließen wird zunächst eine Sammlung entsprechender Objekte angelegt, die jeweiligen Prinzipien werden analysiert und nach Gemeinsamkeiten geclustert, z.B. semantisch, technisch, funktional, formal.
In der Entwurfsphase werden dann Objekte entwickelt, die eines oder mehrere der gefundenen Prinzipien nutzen. Unterschiedliche Entwurfsmittel wie Zeichnung, CAD und Modellbau werden eingesetzt, ihre Rolle im Entwurfsprozess wird dabei erprobt.
Semantische Übung 2: Behälter
Dozentin: Isabel Dada Ortiz
Unter Berücksichtigung erlernter Prinzipien der Theorie der Produktsprache wird ein Behälter entworfen, bei dem produktsprachliche Funktionen zweier unterschiedlicher Produktwelten erfüllt werden.
Die Studierenden präsentieren ihre Ergebnisse mit Hilfe einer geeigneten Darstellungsmethode (z.B. CAD) und fertigen eine Dokumentation ihres Entwurfsprozesses an.
Ab wann ist etwas trinkbar und ab wann empfinden wir Produkte als nicht trinkbar beziehungsweise giftig?
Welche Formeigenschaften von chemischen und nicht chemischen Behältern lassen sich in einem trinkbaren Produkt kombinieren?
Um Dinge zu erkunden und zu lernen nehmen Kinder alles in den Mund, doch schnell lernen sie im Laufe ihres Lebens, es gibt Dinge, die sind nicht für kleine Hände und mutige Schmecker geeignet. Produkte wie Toilettenreiniger oder Putzmittel sind vielleicht interessant, aber man hält lieber Abstand von ihnen, beziehungsweise nimmt sie schon gar nicht in den Mund. Diesen Umgang mit Chemikalien erlernen Kinder schon recht früh und spätestens beim ersten Chemieversuch in der Schule. Durch diese Erfahrungen sind wir von klein auf geprägt, was unser Konsumverhalten von Flüssigkeiten angeht.
Doch wie schafft es die Designwelt uns produktsprachlich dazu zu bringen, Behälter nicht anzusetzen oder sehr wohl daraus Flüssigkeiten zu konsumieren?
Karaffen und Tassen beispielsweise besitzen oft einen Henkel, welcher uns verleitet sie in die Hand zunehmen. Chemische Behälter wie Erlenmeyerkolben sind meist ganz ohne. Doch auch Spülmittel, Putzmittel und andere giftige Dinge besitzen einen Griff, dieser ist größtenteils von der Formsprache doch deutlich zu unterscheiden. Oft wird dieser in die Form hineingeschnitten im Gegensatz zum Henkel an einer Karaffe, welcher eher additiv wirkt.
Ziel meiner Formstudie war es, eine Karaffe zu entwickeln, welche die produktsemantischen
Merkmale eines chemischen Behälters mit denen eines Trinkbaren kombiniert.