Im Team führen die Studierenden die Neugestaltung eines Produktes in nur wenigen Tagen durch. Der Ablauf und die Methodik eines solchen “Design Sprints” sind im Vorhinein festgelegt.
Der “Werkzeugkasten” der Studierenden wird durch die in den Sprints verwendeten Methoden, die auch außerhalb dieser Situation Anwendung finden, erweitert. Zudem bietet dieses Format zum Semesterabschluss die Möglichkeit, das bereits Erlernte anzuwenden und einen persönlichen Vergleich zum Studienbeginn herzustellen.
Prof. Marc Guntow, Maximilian Schulist, Kai Wanschura, Johanna Wellnitz
Lio - Eine Kummerkastenalternative
Design Sprint
Der Design Sprint ist ein fünf-tägiger Designprozess, der mithilfe von User-Testings
und Prototyping dabei unterstützen soll, große Herausforderungen zu bewältigen und
die besten Ideen umzusetzen. Als Erstes spezifiziert man das Problem und legt den
Fokus fest. Danach skizziert man verschiedene Lösungsmöglichkeiten, trifft
Entscheidungen und letztendlich baut man einen Prototypen. Darauffolgend führt
man mehrere User-Testings durch, die dann zur Optimierung des ganzen Produkts
führen sollen.
Ziele und Problemlösungen
Unsere Aufgabe war, eine Kummerkastenalternative zu gestalten, die Defizite eines
üblichen Kummerkastens beheben soll. Zuerst haben wir uns überlegt, welche Ziele
wir uns setzen wollten und was wir am Ende mit unserem Produkt bewirken möchten.
Uns war schnell klar, dass wir die Schüler zusammenführen wollen, sodass die offen
und direkt über ihre Probleme reden können. Zusätzlich wollten wir den Schülern einen einfachen
Weg zum Fachpersonal ermöglichen, da dies oft aus verschiedenen Gründen
etwas Schwieriger sein kann.
So haben wir am Ende unseren Fokus auf die Schaffung einer sicheren Umgebung
gelegt, in welcher Probleme ernst genommen werden und beides ein anonymer und
direkter Austausch stattfinden kann.
Nachdem wir einige Experten, die sich beruflich mit der Psychologie beschäftigen
oder einen engen Kontakt mit Kindern in der Schule pflegen, interviewt haben, sind
wir auf mehrere “How Might We”s gestoßen.
Und so lautet unsere erste Frage: Wie bekommt man Anonymität und richtigen
direkten Austausch unter einem Hut? Verschiedene Experten äußerten verschiedene
Meinungen, und so haben wir festgestellt, dass man sowohl die Anonymität als auch
den direkten Austausch integrieren muss. Unser Wunsch war, dass sich jeder mit
unserem Produkt wohlfühlt, und da jeder Mensch anders tickt, war uns schnell klar,
dass wir verschiedene Möglichkeiten offenlassen müssen. Aus dem Grund haben wir
eine Community Seite in unsere App integriert, wo sich Mittelstufenschüler in
verschiedenen Gruppenchats zu verschiedenen Problemen und Themen
austauschen können. Jeder Schüler/in hat die Wahl, wann sie anonym bleiben
wollen und wann nicht.
Ein anderer Aspekt, der uns beschäftigt hat, war, wie wir die Terminvereinbarung mit
den Sozialarbeitern und Psychologen zugänglicher und einfacher gestalten, sodass
man nicht immer versuchen muss, diese telefonisch zu erreichen und womöglich
noch warten muss, bis diese überhaupt Zeit für einen finden. Bei vielen Jugendlichen
ist eben schon das Anrufen eine große Hürde, die sie aus verschiedenen Gründen
nicht überwinden können. So kamen wir auf die Idee, auf der Schulseite alle
Sozialarbeiter der Schule aufzulisten. Die Schüler haben hier die Möglichkeit,
Sozialarbeiter per Nachricht anzuschreiben oder direkt einen Termin zu vereinbaren.
Denn bei jedem Sozialarbeiter findet man einen Kalender, der verfügbare und
besetzte Termine anzeigt.
Nachdem wir unseren Prototypen gebaut haben, führten wir einige User-Testings
durch. Besonders bei den jüngeren Schülern kam der eingebaute Chat-Bot sehr gut
an. Dieser dient dazu, die gesamte Atmosphäre für die Kinder ein bisschen
spielerischer zu gestalten und ihnen mit seinem süßen Charme ein paar Sätze zum
jeweiligen Problem zu entlocken.
Und auch wenn der Bot meistens nicht genau auf spezifische Probleme eingehen kann,
so speichert er dennoch die Einträge in einem eingebauten Journal.
Dort können sie jeder Zeit noch einmal durchgelesen werden
und nach Belieben durch neue Einträge ergänzt werden. Daraus entsteht dann eine
Emotionskurve, die einem im Bezug auf den letzten Monat noch einmal verdeutlicht,
wie sich die eigenen Gefühle über diesen Zeitraum verändert haben.
Und falls diese ganze Vielfalt an eingebauten Möglichkeiten immer noch nicht die
richtige Lösung oder Unterstützung für bereit hält, so gibt es zusätzlich noch ein
kleines eingebautes Archiv, in dem einige Themen zu Kummer und Problemen
aufgeführt werden. Dort kann man sich durchlesen oder Erklärvideo anschauen, um
so eventuell sein Problem in den Griff zu bekommen.
Im folgenden Video kann man unseren fertigen Prototypen sehen, der nach einem
bestimmten Use-Case aufgebaut ist.