In manchen Abschlussarbeiten im 7. Semester setzen sich die Projektteams aus verschiedenen Studiengängen zusammen. Hier können die unterschiedlichen Kompetenzen und Gestaltungsschwerpunkte in der Projektarbeit optimal verzahnt werden.
Loc:Scel – Eine digitale Unterstützung der Kriminalpolizei
“Irgendwo am Fuße der Welle sollte man anknüpfen, aber wir verpassen sie.”
Loc:Scel ist ein Konzept zur Unterstützung ermittelnder Kriminalbeamt:innen während des „Ersten Angriffs”. Loc:Scel assistiert beim Informationsaustausch, der Spurenaufnahme, der Auftragskoordinierung und dem Protokollieren von Daten. Dadurch wird die Arbeit der Beamt:innen effizienter und Maßnahmen sowie Hintergrundermittlungen können schneller eingeleitet werden.
Mangelnde Ausstattung und erschwerte Kommunikation
Mangelnder Zugang zu zeitgerechten Technologien und fehlende, auf die Kriminalpolizei zugeschnittene Lösungen erschweren die Arbeit der Beamt:innen. In Kombination mit veralteten Strukturen in der Kommunikation kommt es zu Fehlern im Austausch von Informationen. Durch viele und verschiedene Kommunikationsbrücken, Kommunikationswege wie Digitalfunk und Telefon, ist ein einheitliches Bild der Ermittlungs- und Sachlage nicht möglich. Erschwert wird das zusätzlich durch das analoge Protokollieren beim Arbeiten am Ereignisort sowie der fehlenden Möglichkeit, Trupps am Tatort effizient zu koordinieren. Informationen müssen im Nachgang aufwändig strukturiert und digitalisiert werden.“
Das Problem umfasst folgende Aspekte:
Veraltete und fehlerhafte Kommunikationswege
Fehlende auf die Nutzer:innen angepasste Lösungen
Kein einheitliches Bild der Ermittlung- und Sachlage
Analoges Protokollieren am Tatort
Fehlende Koordinationsmöglichkeit am Tatort
Informationsaustausch und Protokollierung
Um die Tatortarbeit vollumfänglich verstehen zu können, bedurfte es eine Recherche der Mitwirkenden an einem Kriminalfall und insbesondere im Kontext der Arbeit am Ereignisort. Anhand der Recherche wurden vier Kernakteure identifiziert, die einen ausschlaggebenden Faktor spielen: die Ermittlungsbeamt:innen, die SoKo, die Staatsanwaltschaft sowie das Führungs- und Lagezentrum. Für alle Parteien wurden hierbei Anforderungen in Bezug auf den Funktionsumfang, Zugänglichkeit und Schnittstellen zu anderen Parteien identifiziert. Dadurch konnten Konzepte für verschiedene Interface-Ansichten entwickelt und die Systemvoraussetzungen für den Austausch von Daten innerhalb der Anwendung zwischen den Kernakteur:innen getestet werden.
Um eine einfache, intuitive und schnelle Bedienung am Tatort zu ermöglichen lag der Fokus dabei auf ruhigen und vor allem übersichtlichen Screens Stichpunkte wie „minimalistisch”, „sicher” und „übersichtlich” spiegeln sich in den Design Principles wieder.
Die Akteur:innen
SoKo: Für eine optimale Verteilung von Aufträgen an die Trupps am Tatort verfügt die Ansicht über eine Möglichkeit Aufträge zu erstellen und diese dem Koordinationstrupp am Tatort zur Verfügung zu stellen. Versehen werden die Aufträge durch die SoKo mit Labels für die Art des Auftrags sowie dem zuständigen Koordinationstrupp. Eingehende Informationen, Erkenntnisse und Spuren werden durch die SoKo analysiert und bewertet. So kann die Ermittlungs- und Sachlage aufbereitet in Form des Bereichs „Sachlage” für die Ermittler:innen am Ereignisort zugänglich gemacht werden. Da die SoKo meist in einem gemeinsamen Raum bespricht, gibt es für diese Ansicht einen Präsentationsmodus, um ideal gemeinsame Entscheidungen über nächste Maßnahmen treffen zu können.
Koordinierungstrupps: Der erste Trupp, welcher am Ereignisort eintrifft, ist automatisch für die Koordination der Aufträge verantwortlich. Durch die Zuweisung dieser Rolle durch die SoKo hat der Koordinationstrupp eine erweiterte Ansicht der Anwendung. Zusätzlich zu seinen eigenen Aufträgen kann er alle erstellten Aufträge der SoKo einsehen und diese an die eintreffenden Trupps und Einsatzkräfte wie die Streifenpolizei verteilen.
Trupps: Alle Trupps die nach dem Koordinierungstrupps eintreffen bekommen ihre Aufträge durch den Koordinationstrupp zugeteilt. Sie sind lediglich für die Bearbeitung ihrer Aufträge zuständig und können Folgeaufträge für den Backlog der SoKo vorschlagen. Ein Trupp ist jeweils mit einem iPad und einem Handy ausgestattet.
Kernfunktionen
Die Kernfunktionen der Anwendung bestehen aus der Protokollierung mithilfe moderner Technologien und der Visualisierungen gesammelter Spuren. Die Spurenaufnahme erfolgt durch die Anwendung unterschiedlicher Funktionen, wie die Audioaufnahme, Fotoaufnahme oder dem Erstellen eines LiDAR-Scans. Durch die Vergabe der Tags „Ort” und „Person” bei der Aufnahme von Medien wie Fotos und LiDAR-Scans, werden diese im Bereich Visualisierung den Darstellungsvarianten „Ort”, „Person” und „Zeit” korrekt zugewiesen. Dadurch wird sowohl die Zuordnung einzelner Spuren in die Ansicht der verschiedenen Ereignisorte als auch die Zuweisung an Personen ermöglicht. Unterstützt werden die Beamt:innen durch moderne Technologien. Durch die Verwendung verschiedener Frameworks im Bereich des maschinellen Lernens kann das System Datenpunkte selbstständig erkennen und diese verarbeiten. Mittels Speech-To-Text-Framework und Natural-Language-Framework kann das System Audioaufnahmen in Text umformen und diesen nach Entitäten wie Personen, Orten oder Zeitpunkte durchsuchen. Zudem kann das System Fotos auf Textinhalte prüfen und diese auf Informationen wie z.B. Zeitpunkte oder Namen untersuchen.
Visualisierungen
Die Ansicht „Ereignisorte” dient zur Kontextualisierung der gesammelten Spuren und Ereignisorte in einem örtlichen Rahmen. Als Ausgangspunkt der Darstellung dient eine Kartendarstellung, in der die oder der Ereignisort und den ihren zugeordneten Personen in einem örtlichen Kontext positioniert sind. Durch Klick auf einen Ort wechselt die Ansicht auf die aufgenommenen LiDAR-Scans. Sowohl in der Komplettansicht des Scans als auch beim Wechsel in die einzelnen Räume oder Bereiche können die gesammelten Spuren im örtlichen Kontext eingesehen werden. Durch Klick auf eine Spur werden die durch Beamt:innen aufgenommene Detailinformationen in einem Side Peek angezeigt.
In der Darstellung „Personen” haben die Kriminalbeamt:innen die Möglichkeit alle bereits identifizierten Personen und deren Beziehung zum Opfer einzusehen. Aufbauend davon ist das Opfer in der Darstellung zentriert angeordnet. Angelehnt an die Verwendung von Genogrammen aus der Familienforschung werden verschiedene Linienstrukturen genutzt, um enge emotionale Verbindungen, Konflikte und Missbrauch darzustellen. Sie dienen als verbindendes Element zwischen dem Opfer und den identifizierten Personen.
In der Darstellung „Zeitstrahl” werden die Spuren mit ihrer Meta-Daten in einem zeitlichen Kontext verortet. Betrachtet wird hierbei die zeitliche Verortung der Spuren im Bezug auf eine Person oder einen Ort. Die Ansicht ist in zwei Bereiche unterteilt, der Interaktionsfläche und der Visualisierungsfläche. In der Interaktionsfläche kann zwischen den Kategorien „Orte” und „Personen” gewechselt werden. Die Darstellung erfolgt in der Visualisierungsfläche. Hierbei werden je nach Kategorie die erfassten Spuren der ausgewählten Orte oder Personen in einem chronologischen Verlauf visualisiert.
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