In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
Catalogic - AI-gestütztes Tool zur Katalogisierung und Verwaltung von Musikbibliotheken für DJs
Catalogic: Die Kunst der Musikorganisation neu gedacht
Die digitale Revolution hat das DJing fundamental verändert. Statt physischen Plattensammlungen, die natürliche Grenzen setzten, haben DJs heute Zugriff auf praktisch unbegrenzte Musikmengen. Diese Fülle schafft jedoch ein Paradoxon: Je mehr Musik verfügbar ist, desto schwieriger wird es, den Überblick zu behalten und im entscheidenden Moment den perfekten Track zu finden. Unsere Forschung im Rahmen von Interviews mit sechs DJs unterschiedlicher Erfahrungsstufen hat ein zentrales Problem identifiziert: DJs verbringen wöchentlich Stunden allein mit der manuellen Organisation ihrer Musik – Zeit, die der Kreativität fehlt.
Als Antwort darauf haben wir Catalogic entwickelt, ein KI-gestütztes Werkzeug, das DJs von dieser repetitiven Arbeit befreit und den Fokus zurück auf die Kunst des Auflegens legt. Heutige DJ-Software konzentriert sich stark auf die Live-Performance, vernachlässigt aber die entscheidende Vorbereitungsphase. Die Analyse bestehender Tools offenbarte vier zentrale Probleme, die zu diesem hohen Aufwand führen:
Enormer Zeitaufwand: Die manuelle Organisation von Musikbibliotheken, insbesondere das Sortieren neuer Tracks und die Bereinigung von Sammlungen, verschlingt enorme Zeitressourcen. Starre Systeme: Bestehende DJ-Software zwängt Nutzer in vordefinierte Kategoriesysteme, die selten zu den individuellen, über Jahre entwickelten Arbeitsweisen passen. Fehlender Überblick: Traditionelle Listen- oder Ordnerstrukturen sind für die Exploration großer Sammlungen mit über 5.000 Tracks ungeeignet. Oberflächliche Analyse: Wichtige musikalische Eigenschaften wie Stimmung oder Energielevel, die für DJ-Entscheidungen entscheidend sind, werden von aktueller Software nur unzureichend erfasst.
Die Lösung: Ein detaillierter Blick auf die Funktionen von Catalogic
Catalogic ist nicht nur eine weitere Verwaltungssoftware, sondern ein intelligenter Assistent, der den gesamten Organisations-Workflow neu denkt. Unser Grundprinzip ist dabei Augmentation statt Automation: Die KI unterstützt und inspiriert, doch die finale, kuratorische Entscheidung bleibt immer beim DJ.
Catalogic bietet verschiedene Ansichten der Musikbibliothek: nach Tracks, Alben, Künstlern und Labels.
Visuelle Exploration: Die Similarity & XY Maps
Als Alternative zum Suchen in endlosen Listen, ermöglichen wir DJs, ihre Musiksammlung visuell zu erkunden und so die persönliche Beziehung zu ihren Tracks wiederherzustellen. In Anlehnung an das intuitive Gefühl für einen physischen Plattenkoffer können so vergessene Schätze wiederentdeckt und die eigene Sammlung als kreative Landschaft neu erlebt werden.
Die Similarity Map: Diese Ansicht stellt die gesamte Sammlung als eine interaktive 2D-Punktwolke dar. Jeder Punkt ist ein Track. Die Position der Punkte wird durch eine KI-Analyse von über 400 Audio-Merkmalen bestimmt, wodurch musikalisch ähnliche Tracks automatisch nahe beieinander liegen. So entstehen natürliche “Genre-Territorien”, die es DJs ermöglichen, ihre Sammlung wie eine Landkarte zu erkunden, musikalische Nischen zu entdecken und unerwartete Übergänge zwischen Stilen zu finden.
Die Similarity Map visualisiert die gesamte Musiksammlung. Ähnliche Tracks clustern sich automatisch und ermöglichen eine intuitive, visuelle Erkundung.
Der XY-Modus: Für eine gezieltere Analyse können DJs in den XY-Modus wechseln. Hier können sie die X- und Y-Achse der Visualisierung selbst mit spezifischen Audio-Features belegen, zum Beispiel “Stil: Techno” gegen “Stimmung: Driving”. Diese Funktion ist ideal für die detaillierte Set-Planung, da sie es erlaubt, ganz gezielt nach Tracks zu suchen, die eine Brücke zwischen zwei Genres oder Stimmungen schlagen.
Im XY-Modus können die Achsen mit spezifischen Merkmalen wie ‘Stil’ oder ‘Stimmung’ belegt werden, um gezielt Übergänge für Sets zu finden.
Persönliche Ordnung: Adaptive “MY TAGS” und Smart Crates
Wir wissen, dass jeder DJ eine eigene Sprache für seine Musik hat. Catalogic passt sich dieser an, anstatt eine starre Struktur vorzugeben.
Adaptives “MY TAGS”-System: DJs können völlig frei eigene Tags und Kategorien erstellen, die ihrer persönlichen Sprache entsprechen – sei es “Opening-Set”, “Floor-Filler” oder “Driving-Hypnosis”. Fügt ein DJ einen Track zu einem seiner Tags hinzu, analysiert die KI dessen klangliche Eigenschaften und lernt, was dieses Tag musikalisch auszeichnet. Basierend auf diesem gelernten Profil schlägt das System zukünftig automatisch passende Tracks für die selbst erstellten Kategorien vor.
Basierend auf den gelernten, persönlichen Tags schlägt die KI passende Tracks mit einem Konfidenzwert vor.
Smart Crates: Für wiederkehrende Sortieraufgaben können DJs “Smart Crates” erstellen. Das sind dynamische Playlisten, die sich automatisch auf Basis von Regeln füllen. Ein Beispiel wäre ein Crate für “Alle Tracks mit dem Genre ‘Electronic’, dem Stil ‘Techno’ und deren spektrale Analyse NICHT als ‘dark’ eingestuft wurde”. Diese Crates aktualisieren sich selbst, sobald neue passende Tracks importiert werden.
Mit dem Regel-Editor lassen sich Smart Crates erstellen, die sich automatisch basierend auf Kriterien wie Genre oder BPM füllen.
Nahtlose Integration in bestehende Workflows
Catalogic wurde entwickelt, um sich nahtlos in die bestehende Tool-Landschaft von DJs einzufügen, nicht um sie komplett zu ersetzen. Nach der Organisation in Catalogic kann die Musiksammlung einfach für die Performance vorbereitet werden.
Flexibler Export: Sorgfältig kuratierte Playlists und Crates können als standardisierte M3U-Dateien exportiert werden. Diese sind mit praktisch jeder gängigen DJ-Software wie Rekordbox, Serato oder Traktor kompatibel. Zusätzlich ermöglicht ein Ordner-basierter Export die Erstellung einer Verzeichnisstruktur für USB-Sticks, die direkt an Club-Hardware wie CDJs funktioniert.
So können DJs die leistungsstarke Organisation von Catalogic nutzen und für die Live-Performance bei ihrer gewohnten Software bleiben.