Inhalt des Kurses
Digital Culture & Nachhaltigkeit
Digital Culture
Welchen Einfluss hat eine zunehmende Vernetzung auf unser Alltagsleben? Wie wirken sich Entwicklungen wie der Einsatz von emotionalen Intelligenzen oder Influencermarketing aus? Wie unterscheiden sich digitale Innovationen zu analogen Innovationen? All diese Themen haben Einfluss auf unser zwischenmenschliches Verhalten, unsere Denkweisen und unseren Bezug zur Technologie.
In diesem Kurs haben wir uns damit beschäftigt, wie sich die Automatisierung durch Computer (Industrie 3.0) und die Digitalisierung und Vernetzung (Industrie 4.0) auf unsere Lebenswelten ausgewirkt haben. Jede industrielle Phase bringt nicht nur einen technologischen Fortschritt mit sich, sondern auch einen Wandel der Gesellschaft und somit auch eine Verantwortung für Gestalter, die diese Technologien in Produkte und Prozesse integrieren.
Nachhaltigkeit
Welche Relevanz und Wirkungsfelder gibt es für nachhaltiges Design im IoT-Umfeld? Häufig wird der Begriff Nachhaltigkeit (Sustainability) mit Umweltfreundlichkeit in Verbindung gebracht. Das ist auch richtig! Damit sind aber nicht nur Natur und Tiere gemeint, auch die Langfristigkeit der Menschheit und das soziale Zusammenleben auf dem Planeten spielen eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund haben wir uns die 17 Sustainable Development Goals der UN angeschaut und überlegt, wie bei der Gestaltung vernetzter Systeme auch Themen wie Armutsbekämpfung, Chancengleichheit und Frieden mitbedacht werden können. Welche Lösungsmöglichkeit bieten alternative Geschäftsmodelle und wie können digitale und vernetzte Konzepte zu einer nachhaltigen Welt beitragen?
Digital Product Design and Development
Semesterjahr BetreuungDominik Fink, Bianca Koch
LIFE ON LAND
„Unser Planet ist unser Zuhause, unser einziges Zuhause. Wo sollen wir denn hingehen, wenn wir ihn zerstören?
Dalai Lama
Ziele
Die Ziele im Bereich “Leben am Land” sind der Schutz, sowie die Wiederherstellung und Förderung einer nachhaltigen Nutzung terrestrischer Ökosysteme.Genau so die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, Bekämpfung der Wüstenbildung sowie Eindämmung und Umkehrung der Landverschlechterung und Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt. Dafür werden verschiedene Faktoren betrachtet:
- Waldfläche im Verhältnis zur Gesamtfläche
- Anteil an Schutzgebieten
- Fläche nachhaltig bewirtschafteter Wälder
- Anteil an Wüstenflächen
- Pflanzen- und Artenschutzgebiete in Gebirgsökosystemen
- Anzahl der gefährdeten Tierarten auf der Roten Liste
- Anteil der gewilderten und illegal gehandelten Wildtiere
- Anzahl der Länder mit rechtlichen Grundlagen für die Präventionen und Kontrolle invasiver gebietsfremder Arten
- Offizielle Ausgaben und Bereitstellung von Ressourcen für die nachhaltige Nutzung biologischen Vielfalt der Ökosysteme
- Verbesserung der Bemühungen bei der Bekämpfung von Wilderei
Waldsterben
Das Waldsterben ist eine der schlimmsten Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt und nur die Spitze der Einflüsse auf die Pflanzenwelt. Nur in den noch klimatisch stabilsten Regionen der Erde, wie Ozeanien oder Europa sind positive Trends in der Entwicklung der Wälder zu verzeichnen, auch wenn sich die Zusammensetzung der Wälder ändert. In Deutschland nimmt die Waldfläche beispielsweise stetig zu, die Zusammensetzung aber ändert sich, so verschwinden die beispielsweise durch die Nadelwälder immer weiter und werden durch die, besser an die steigenden Temperaturen angepassten Laubwälder ersetzt.
Im überwiegenden Teil der Welt ist die Situation jedoch dramatisch. Zwischen 2010 und 2015 gingen jährlich ca. 3 Millionen Hektar Wald verloren. In den 25 Jahren zwischen 1990 war es rund 130 Millionen Hektar, also etwa die Fläche Mexikos. Die Gründe dafür sind vielfältig aber eindeutig Menschengemacht. Die größten Faktoren sind der Klimawandel, Rodung für Weide und Anbaufläche, Waldbrände und andere Naturkatastrophen aber auch Schädlinge wie Pilze oder Käfer, die von den steigenden Temperaturen profitieren. Am stärksten sind die Regenwälder in den tropischen Äquatorzonen betroffen. Die Fläche hier haben sich in den letzten 70 Jahren mehr als halbiert. Jede Minute verschwindet dort eine Fläche von ca. 40 Fußballfeldern, täglich also rund die Fläche der Stadt München. Die Auswirkungen für das Klima sind dramatisch. Die Wälder können die immer weiter steigenden CO2 Emissionen sowieso nicht mehr bewältigen, doch trägt die Abholzung zur Verschlimmerung des Klimawandels entscheidend bei. Auf der Erde gibt es aktuell 4 Milliarden Hektar Wald. Schätzungen zur Folge könnten, wenn man die Abholzung auf das aller nötigste beschränkt und die dringend benötigte Aufforstung fördern würden, könnten bis zu 900 Millionen Hektar zusätzlicher Wald entstehen. Bei einer solchen Aufforstung könnten die Wälder schätzungsweise potenziell bis zu 60% des CO2 Ausstoßes kompensieren. Wichtig dabei ist aber natürliche nicht-kommerzielle Mischwälder zu pflanzen. Monokulturen sind deutlich weniger Produktiv in der CO2 Umwandlung, ebenso wie die Produktivität mit dem Alter der Bäume zunimmt.
Doch nicht überall ist Aufforstung sinnvoll. Im Gegenteil ist das Abholzen und dadurch die Renaturierung von künstlich entwässerten Mooren dringend notwendig. Rund zwei Drittel der ca. 24 Millionen Hektar Moore in Europa sind künstlich entwässert. Entwässerte Moore setzen jedoch Unmengen an CO2 frei. Das kommt daher, dass die, bis dahin, im Moor eingeschlossenen abgestorbenen Planzenreste nun Verrotten anstatt, sich in Torf umzuwandeln, in dem der Kohlenstoff sonst gespeichert worden wäre.
IoT für die Natur
Der Schutz unserer Wälder und allgemein der Pflanzen sollte ein entscheidendes Thema sein. Vor allem die internationale Politik muss hier einlenken. IoT und weitere neue Technologien können aber auch einen Beitrag leisten. So gibt es beispielsweise Systeme zur Prävention von Waldbränden, die über, im Wald verteilte Sensoren, schnell einen entstehenden Waldbrand lokalisieren kann. Aber auch allgemein kann die Gesundheit von Wäldern beispielsweise mit Satellitenbildern oder Drohnenaufnahmen und entsprechenden Analysetools überwacht werden. Ein anderer Ansatz ist es, die Notwendigkeit der Abholzung zB für Anbauflächen zu bekämpfen, indem künstliche “Gewächshäuser” geschaffen werden (Stichwort: Vertical Farming).
Auswirkungen
Eine direkte Folge der Abholzung der Wälder, die wir schon jetzt deutlich bemerken können, ist die Desertifikation von Böden, also die Wüstenbildung durch die Schädigung von Böden auf der Erde steigt immer weiter an. Jährlich sind etwa 70000 Quadratkilometer, was der Fläche von ganz Bayern entspricht, betroffen. Durch die Entwaldung sind die Böden vor Erosion nicht mehr länger geschützt. Zusätzlich wird die natürlich schützende Vegetationsschicht durch Überweidung vernichtet und die Nährstoffe durch übermäßigen Ackerbau aus den Böden entfernt. Auch chemische Vergiftung von Böden, beispielsweise durch die Förderung von fossilen Brennstoffen und dadurch Ablagerung von Schwermetallen, leisten ihren Beitrag. Ohne Vegetation und Nährstoffe um neue Vegetation entstehen zu lassen, in Kombination mit der Erderwärmung, die die schutzlosen Böden austrocken, versprödet der Boden und wird durch Erosion abgetragen. Durch Winde versanden die Flächen dann nach und nach.
Aktuell sind rund 3,2 Milliarden Menschen davon betroffen, dass Wohnraum unbewohnbar wird oder kein Ackerbau oder Viehzucht mehr betrieben werden können.
Artensterben
Viele Menschen sind von der schwindenden Vegetation betroffen. Schlimmer jedoch trifft es jedoch die Tierwelt. Überall auf der Welt gehen die natürlichen Lebensräume für sämtliche Spezies verloren. Aktuell sind deshalb rund 116.000 Tierarten auf der “Roten Liste”, für die besonders schutzbedürftigen Tiere. 31.000 Tierarten davon sind jährlich direkt vom Aussterben bedroht. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern sterben auch ca. alle 15 Minuten eine weitere Spezies aus. Und die Quote steigt stetig, vor allem aber in den letzten Jahrzehnten. Die Vereinten Nationen scheiterten am ihrem Ziel die Quote aussterbender und bedrohter Tierarten deutlich zu senken, deutlich. Nur die Gründe für die Bedrohung ändern sich. Beispielsweise nimmt die Wilderei in den letzten Jahren immer weiter ab. Dies kommt von deutlich strengeren Kontrollen und harten Strafen für den Handel mit geschützten Tieren. Leider ist die Situation für manche Spezies durch Wilderei sehr kritisch. So haben die Elefanten- und Nashornbestände in den letzten 100 Jahren um bis zu 95% abgenommen, alleine wegen der Gier auf Elfenbein. Der Gipfel dessen war, dass 2014 dem letzte männliche Weiße Nashorn in Kenia vorsorglich des Horn von einem Spezialisten entfernt wurde. Zusätzlich wurde es bis zu seinem Tod 2018, als es eingeschläfert wurde, von einem Tierarzt betreut, sowie von einer bewaffneten Spezialeinheit der kenianischen Polizei rund um die Uhr bewacht. Allerdings meldeten sich die Polizisten freiwillig. Die kenianische Regierung duldete den Einsatz zwar, zeigte aber keine Anstalten dies zu unterstützen. Finanziert wurde die Aktion durch Spenden.
Doch nicht nur diese großen Tiere sind betroffen. Als so genanntes “Indikator-Tier” gilt die Biene und weitere Insekten. Für das Insektensterben gibt es wie bei allen Tieren vielseitige Gründe, wie die Verstädterung und die Zerstörung von Lebensräumen, wie Wäldern. Speziell für Insekten sind aber Pestizide die in der Intensiv-Landwirtschaft eingesetzt werden, ein zusätzlicher Faktor. Aber auch die Erderwärmung wirkt sich bereits aus. Experten schätzen dass bei einer fortschreitenden Erwärmung um 1,5° der Durchschnittstemperatur, was voraussichtlich 2035 der Fall sein wird, könnten 6 - 10% aller Insekten sterben. Bei einer Erwärmung um 2° könnten es 18 - 20% sein. Schon jetzt stellt das Bienensterben Landwirte vor eine Herausforderung, da die Pflanzen nicht mehr ausreichend bestäubt werden. Exemplarisch dafür sind die berühmten chinesischen Kirschblüte, die inzwischen von Hand mit einem Pinsel bestäubt werden müssen.
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