Inhalt des Kurses
Analytisches Gestaltungsprojekt
In diesem Kurs explorieren Studierende mit den Mitteln des Design mögliche, wahrscheinliche und wünschenswerte Zukünfte des Gesundheitswesens und erweitern den nutzerzentrierten Design-Ansatz um Methoden aus der Zukunftsforschung.
In diesem Kurs geht es um die Auseinandersetzung mit “Design Futuring”. In diesem neuen Wirkungsfeld der strategischen Gestaltung erweitern wir Design von einem rein nutzerzentrierten Ansatz zu einem zukunftsorientierten Ansatz, um zu erforschen, welche Zukünfte möglich und welche wünschenswert sind. Unter dem zentralen Thema “Design for Care – Zukünfte unseres Gesundheitssystems” entstanden Projekte, die Zukünften unseres Gesundheitssystems innovieren, spekulieren oder kritisieren. Zum Beispiel durch Ideen für neue Objekte/Produkte/Werkzeuge/Dienstleistungen, durch Szenarien gänzlich neuer technologischer Möglichkeiten oder die bewusste Anregungen einer positiven/negativen Debatte über mögliche Konsequenzen unseres heutigen Handelns. Dies wurde durch unterschiedliche gestalterische Ausdrucksformen realisiert wie z. B. Video und Fotografie von (zukünftigen) Artefakten, Produkten, Dienstleistungen, Prototypen, Visualisierungen, Demonstratoren bis hin zu interaktiven Erfahrungen. In Zusammenarbeit mit der BARMER Ersatzkasse (Daniel Höffner).
Strategische Gestaltung
Semesterjahr BetreuungProf. Benedikt Groß, Dodo Voegler
Altenpflege im Gespräch
Zusammenfassung
Um die Zukunft der Altenpflege steht es schlecht. Steigende Kosten, der Fachkräftemangel und der demografische Wandel stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Gerade deswegen haben wir dieses Semester, im Rahmen des analytischen Gestaltungskurses, die Zukunft der Altenpflege als Thema gewählt. Gemeinsam haben wir ein Bild einer wünschenswerten Zukunft aufgebaut, das sich stark von dem Aktuellen unterscheidet. Für das Jahr 2035 haben wir einen Status Quo erstellt, der es uns ermöglicht hat, einen Weg in das neue “Morgen” aufzuzeigen, der es sich lohnt zu gehen.
Problematik
Der Kern der Arbeit befasst sich mit den Berührungspunkten zur Altenpflege. Aktuell hat man im Kindesalter meistens erste Berührungen mit dem Thema über die eigenen Großeltern. Wirklich Kontakt hat man dann erst schlagartig mit der Pflege der eigenen Eltern und ein weiteres Mal, wenn man selbst mit der eigenen Pflege betroffen ist.
Erst der Pflegeantrag zwingt Betroffene zum Handeln, wenn dieser aufgrund einer schlagartigen Verschlechterung des Gesundheitszustandes schnell gestellt werden muss. Allerdings sind die Betroffenen in den meisten Fällen nicht gut genug informiert und der Pflegeantrag wird zu spät gestellt. Statt den Pflegeantrag in Ruhe und gemeinsam auszufüllen, kommt es oft dazu, dass dann aus der Not heraus die Krankenkassen telefonisch kontaktiert werden müssen. Menschen, die Pflege benötigen sowie ihre Angehörigen werden nicht früh genug mit dem Thema der Altenpflege konfrontiert und über den Antrag, die Pflegeleistungen und Finanzierungsangebote informiert. Hier muss sich in Zukunft was ändern, da es ein immer wiederkehrendes Problem ist.
Das Ziel
Gründe für den schlechten Wissensstand in der Bevölkerung zum Thema sind vielschichtig und kompliziert. Das Ziel ist es daher, einen Wandel rund um das Thema Altenpflege zu gestalten. Gedanklich erstellen wir eine Welt in 2035, in der ganz anders damit umgegangen wird als jetzt. Mit einem neuen Status Quo der Zukunft haben wir ein festes Ziel und können einen Weg ins neue Morgen aufzeigen.
Status Quo 2035
Für das Jahr 2035 haben wir einen Status Quo formuliert, der ein tiefes Bewusstsein für die Altenpflege von Angehörigen und die eigenen Pflegewünsche beinhaltet. Das Thema Pflege ist in vielen Lebensabschnitten der Menschen fest verankert.
Das allgemeine Bewusstsein für die Wichtigkeit des Themas wird von der Politik und Pflegekassen aufgenommen, die so neue Rahmenbedingungen für Versicherte schaffen, die mehr Zeit in die Pflege investieren können. In 2035 genießt der Pflegeberuf eine große Wertschätzung. Ehrenämter und Nachbarschaftshilfen sind gängige Praxis. Generationsübergreifende Berühungspunkte sind stark verbreitet, durch eine starke Verbreitung von Konzepten wie Mehrgenerationenshäusern. Auch der allgemeine Zugang zu Altenpflegeleistungen ist, nicht nur durch das allgemein tiefere Wissen über Altenpflege, einfacher geworden.
Das Pflegewerk
Problematik offenlegen
Das neue Pflegebewusstsein für 2035, initiiert in 2024, führte zu Demonstrationen und einem breiteren Verständnis für die Bedeutung der Altenpflege. Diese Bewegung stärkte die Gemeinschaft auf lokaler Ebene, förderte den Austausch in Online-Foren und etablierte Nachbarschaftshilfen, wodurch die Dringlichkeit der Thematik in der Gesellschaft hervorgehoben wurde.
Netzwerk aufbauen
Durch eine gute Vernetzung schließen sich schnell sehr viele kleinere Initiativen und Organisationen zusammen, die im Prozess der Altenpflege tätig sind z.B. Vereine für Nachbarschaftshilfe, Vertreter:innen der professionellen Pflege oder Interessengruppen für pflegende Angehörige. Sie formierten sich zu einem Bund, um Synergieeffekte für politische Durchsetzungskraft zu nutzen und erhöhten so die Sichtbarkeit der Altenpflege.
Anerkannte Institution in der Gesellschaft
Im Laufe der Jahre nimmt der Bund immer mehr die Rolle einer Institution ein. Es wird beschlossen, dass sich aus dem Bund das Pflegewerk gründet. Das Pflegewerk dient nun anerkannt als Vermittler zwischen den Pflegenden und Pflegebedürftigen und Institutionen wie der Kranken- und Pflegekasse. So arbeitet er unter anderem eng mit der Bundesregierung zusammen, um die positiven gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Altenpflege zu schaffen.
Neben dem politischen Aktivismus wird der Fokus auf Informationsvermittlung und Aufklärung legt. Daher kann das Pflegewerk Pflegebedürftige und Angehörige aktiv im Bereich Finanzen beraten und psychologische Hilfe anbieten. Über Events und Aktivitäten für die gesamte Gesellschaft lenkt das Pflegewerk immer wieder die Aufmerksamkeit auf die Altenpflege.
Transformationsprozess hinzu 2035
Der Transformationsprozess im Bereich der Altenpflege beginnt, wie oben schon kurz beschrieben, durch die zunehmenden Forderungen nach einem verbesserten Versorgungssystem. Der Demografischer Wandel, Personalmangel in der Pflege und die immer weiter steigenden Kosten für Pflegeausstattung verstärken die Problematik. Die Doppelbelastung pflegender Angehöriger führt zu einem Burnout-Risiko und macht oft teure stationäre Pflege notwendig. Die Menschen sind an einen Punkt angelangt, wo dringendes Handeln erforderlich ist.
Exemplarisch werden einige Schritte im Transformationsprozess (Artefakte) wie folgt beschrieben:
Demonstrationen für eine bessere Altenpflege werden organisiert. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie beispielsweise Helga – die Greta der Altenpflege –, dienen als Identifikationsfiguren für die Bevölkerung, die sich mit der Perspektive konfrontiert sieht, dass das derzeitige Pflegesystem kurz vor einem Zusammenbruch steht und jetzt gehandelt werden muss. Im Zuge dessen entsteht ein lockerer Bund von unterschiedlichsten Pflegeinitativen, die sich immer stärker verbinden und sich schlussendlich unter dem Namen “Pflegewerk” formieren. | |
Neue Strukturen werden benötigt das Thema Altenpflege in alle Bevölkerungsgruppen tragen. Schulangebote, die ehrenamtliches Engagenement oder Altenpflege als Schulfach umfassen, bieten eine passende praktische und theoretische Annäherung an das Thema. Das Pflegewerk unterstützt diese Initiativen, indem es mit Bildungseinrichtungen und lokalen Behörden kooperiert, um die Implementierung zu erleichtern, inklusive der Bereitstellung von Lehrmaterialien und der Ausbildung des Personals. |
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Die Anpassung des Eigenheims für das Alter ist wichtig. Obwohl es Zuschüsse für eine Wohnumfeldverbesserung im Zuge einer Pflegebedürftigkeit von den Pflegekassen gibt, jedoch ist diese Förderung begrenzt (vgl. Pflegehilfe). Daher baut der Staat bis 2030 genügend Fördermittel für diese bauliche Anpassungen auf. Das Pflegewerk unterstützt Pflegebedürftige bei der Beantragung dieser Förderungen und der baulichen Realisierung. |
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Mit der steigenden Anerkennung für die Altenpflege in der Gesellschaft etabliert sich bis 2032 ein stark ausgebautes Netzwerk für Nachbarschaftshilfen, sodass Alltagsaufgaben wie Einkaufen, den Garten herrichten oder Fahrdienste leicht von Externen übernommen werden können. Pflegende und Pflegebedürftige tragen ihre benötigte Hilfe in eine dafür entwickelte App vom Pflegewerk ein. |
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Da die Altenpflege im Leben vieler Menschen bis 2035 zu einem fester Bestandteil werden wird, ist die betriebliche Tagespflege ein überzeugendes Argument bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden. Daher werden viele Unternehmen eine professionelle Betreuung für die pflegebedürftige Eltern von Mitarbeitenden direkt auf dem Betriebsgelände anbieten. So bleibe die Familien in Kontakt zum Beispiel beim gemeinsamen Mittagsessen in der Betriebskantine.
Das Pflegewerk unterstützt Unternehmen, indem es im Bauprozess als ein Umsetzungspartner auftritt. Dabei kann es baufachliche Hilfestellung geben, als auch bei der Finanzierung beraten. |
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Auch werden Privatwirtschaftliche Lösungen in der Altenpflege immer attraktiver, wie zum Beispiel umgebaute Urlaubsschiffe mit voller Pflegeausstattung und einer 5D-Reisesimulationen. Diese Pflegeschiffe bieten neben der realistischen Reiseerfahrung individuell anpassbare Therapiemöglichkeiten (z.B. ärztliche Untersuchungen, Rehabilitationskurse oder Physiotherapie). Das Pflegewerk stellt Informationen zur Verfügung und stützt ebenfalls bei der Buchung. |
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Durch kontinuierliche Auseinandersetzung mit Pflegethemen erhöht das Pflegewerk das Wissensniveau und reduziert Hemmungen, darüber zu sprechen. Bis 2035 wird der Pflegekodex weit verbreitet sein, der als Grundlage für Gespräche über Bedürfnisse und Wünsche aller im Pflegeprozess Beteiligten dient. In einem speziell gestalteten Buch werden Themen wie Mobilität, Selbstversorgung, Gestaltung des Alltagsleben, und soziale Kontakte, sowie Finanzen und häusliche Pflegeausstattung behandelt, um für eine klare nicht emotionalisierte Kommunikation beim Thema Alterspflege zusorgen. |
Die neue Welt 2035
Die Altenpflege im Gespräch
Mit dem Aufbau des Pflegewerks und dem Transformationsprozess verändert sich das Leben viele Menschen über die Zeit hinweg bis 2035. Viele Artefakte bleiben bestehen und entwickeln sich weiter, manchmal braucht es aber auch individuellere oder auch unspektakuläre Lösungen, deshalb sind die Artefakte und das gesellschaftliche Umdenken die Basis für Neues:
Folgende Punkte sind durch den Transformationsprozess passiert:
- Durch die Maßnahmen sind Gespräche über Altenpflege üblich geworden und das Thema hat ein besseres Image
- Die Wissensbasis der breiten Bevölkerung ist gewachsen und wird nun über das ganze Leben aufgebaut (siehe Bild bei Status Quo 2035)
- Alle im Pflegeprozess Beteiligten sind sich bewusst, dass es leichter ist, wenn man einen Plan für schwierige Situationen hat - obwohl nie alles planbar ist
- Deshalb entstehen Gespräch über die Altenpflege, die beidseitig gewünscht sind, häufiger und konstruktiver
Wie sieht die neue Welt 2035 aus?
Die Welt der Altenpflege 2035 wird in 2 Bereiche aufgeteilt: den privaten Bereich auf der linken Seite und den öffentlichen Bereich auf der rechten Seite.
Im privaten Bereich bildet der frühe Kontakt in jungen Jahren mit der Altenpflege durch die Bildung und darauf aufbauend auch in den erwachsenen Lebensjahren die Grundlage. Durch das Pflegewerk und neue Technologien werden Pflegedienste besser unterstützt. Die Politik sowie die Krankenkassen fördern Arbeitnehmende, indem sie flexible Arbeitszeitmodelle für eine individuelle Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen unterstützen.
Jedoch kommt es trotz allem auf die menschlichen Begegnungen an. Durch die sich ändernden Umstände öffnet sich die Gesellschaft dem Thema der Altenpflege. So werden Pflegewerk - Events wie die Bundes - Rentner - Spiele als Begegnungsort für Jung und Alt oder das Pflegeschiff, als ein niederschwelliges privatwirtschaftliches Angebot, Urlaub und Therapien zu verbinden, von der Bevölkerung sehr positiv angenommen.
Ein mögliche Situation in 2035:
Artefakte der neuen Welt
Das Pflegewerk hat eine eigene Website. Darüber werden alle Pflegeangebote, die Artefakte der neuen Welt, dargestellt. Pflegebedürftige und Pflegende können sich dort gezielt informieren, der intelligente Pflege-Buddy des Pflegewerks kann sie dabei unterstützen. Der Sprachassistent kann auf der Grundlage einer Spracheingabe die Benutzenden schnell zu den passenden Angeboten weiterleitet. Es ist ständig präsent, um alle Fragen zu beantworten.
Fazit
Das Semesterprojekt “Altenpflege im Gespräch - gemeinsam vorbereitet sein” beleuchtet die Komplexität der Herausforderungen in der Altenpflege und betont, dass es keine simplen Lösungen geben kann. Für eine nachhaltige Veränderung braucht es einen Wandel. Dieser erfordert eine gut geplante Strategie, die auf eine wünschenswerte Zukunft abzielt. Daher ist es von Vorteil, Probleme analytisch anzugehen und sich, auf Grundlage von Trends und guter Recherche, Bilder zu erstellen, die es einem ermöglichen, vom Morgen auf das Heute zu schauen und Veränderungen anzustoßen.
In Zusammenarbeit mit der BARMER haben wir die aktuellen Probleme der Altenpflege erforscht und Ansatzpunkte herausgearbeitet. Entstanden sind dabei Artefakte, Ansätze und Visionen, die eine neue Zukunft für die Altenpflege in 2035 denkbar machen.
Antonia Schäfer, Mark Freyer, Nathalie Milke, Simeon Maisenbacher
BetreuungProf. Benedikt Groß, Dodo Voegler
TagsGruppenarbeit im Barmer - Workshop
Teamarbeit
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