Inhalt des Kurses
WPF Organisational Design
Protect the Idea
Wir befinden uns in wirtschaftlich und gesellschaftlich turbulenten Zeiten, in denen viele Unternehmen oder Branchen vor der Herausforderung stehen, sich für die digitale Plattformökonomie neu zu erfinden. Der Druck, innovativ zu sein, hat viele Unternehmen dazu veranlasst, in Innovationslabore zu investieren, Design-Thinking-Methoden zu implementieren oder regelmäßige Hackathons zu veranstalten. Doch die Wirkung all dieser Maßnahmen bleibt in den meisten Fällen “Innovationstheater”. Warum ist es so schwer, die Kultur und Praktiken des Silicon Valley in Deutschland zu reproduzieren? Sollten wir überhaupt dorthin blicken? Welchen Einfluss haben die Kultur, Prozesse und Strukturen eines Unternehmens, darauf ob innovative Ideen es auf den Markt schaffen oder tot diskutiert werden, bevor sie überhaupt auf den Markt kommen?
In diesem Kurs setzen sich die Studierenden damit auseinander welchen Einfluss die Organisation (also die Gestalt des Unternehmens) darauf hat wie Ideen generiert werden, aber auch - was noch wichtiger ist - wie sie während des Testens, der Entscheidungsfindung und der Implementierung geschützt werden. Wie können Organisationen so gestaltet werden, dass sie große Innovationen hervorbringen, aber auch Raum für kleine, alltägliche Ideen lassen?
Zu diesen Themen haben Studierende in Gruppen eigene Forschungsfragen und Hypothesen formuliert, Experteninterviews durchgeführt und erst Lösungskonzepte entworfen. Die Ergebnisse finden sich in Form von kurzen Essays oder Konzeptskizzen.
Vielen Dank den Experten aus der Praxis, die uns als Interviewpartner zur Verfügung standen! In der Dokumentation der Gruppenarbeiten haben wir aus Vertraulichkeitsgründen alle Namen der Interviewpartner durch fiktive Namen ersetzt.
Embedded Innovation vs. Innovation-Lab

Wie müssen Innovationsprozesse gestaltet sein, um wirkungsvoll in eine Firmenkultur integriert werden zu können?
Unsere Forschungsfrage beschäftigt sich mit Innovationsprozessen und deren Integration in Unternehmen. Vorrausgehend möchten wir den Begriff Innovation beleuchten um einen gemeinsamen Konsens zu schaffen. Innovation (lat. innovatio) bedeutet „Neuerung“ oder „Veränderung“. Innovation ist ein Vorgang, welcher durch Anwendung neuer Verfahren, der Einführung neuer Techniken oder der Etablierung erfolgreicher Ideen einen Bereich, ein Produkt oder eine Dienstleistung erneuert und auf den neuesten Stand bringt.
Der Ökonom Joseph Schumpeter beschreibt Innovation wie folgt:
“Eine Innovation ist die erfolgreiche Durchsetzung einer technischen oder organisatorischen Neuerung, nicht allein ihre Erfindung.”
Eine gute Idee alleine ist demnach keine Innovation, erst die Umsetzung und Etablierung auf dem Markt ermächtigt es eine Idee als Innovation zu beschreiben.
Im folgenden Text wird beschrieben wie Organisationen und Unternehmen Innovationsprozesse in ihrer Kultur implementieren und diese fördern. In vielen Bereichen erkennen wir das Problem, dass viele Ideen entstehen und von unterschiedlichen Teams bearbeitet werden, diese jedoch oft im Sande verlaufen und nicht etabliert werden. Warum geschieht dies und was muss geändert werden, eine Innovation von der Idee bis zur Markreife zu verfolgen? Und werden Innovationen, welche in Innovation Labs von Unternehmen entstehen tatsächlich etabliert?
Unterscheidung im Innovationsprozess

In diesem Abschnitt haben wir die Herangehensweisen der beiden Gegensätze Startup und Großunternehmen verglichen und dabei insbesondere betrachtet, wie sie neue Innovation erfinden, erstellen und umsetzen. Bei diesem Kontrast wollten wir erfahren welche Gegebenheiten notwendig sind für eine erfolgreiche Innovation, wie die Unternehmenskultur dazu steht und was die daraus resultierenden Vor- und Nachteile sind.
Entwicklungsprozess neuer Ideen
Durch die Interviews kamen wir zu der Erkenntnis, dass in großen Unternehmen eine Innovation auch mehr Risiken mit sich birgt. Der Schaden hinsichtlich Finanzen und Ressourcen kann im Großunternehmen bei einem nicht vollständig entwickeltem Produkt deutlich höher sein. Dafür stehen bei der Entwicklung allerdings auch mehr Ressourcen zur Verfügung, wodurch größere beziehungsweise schwierigere Ideen auszuprobiert werden können. Im Kontrast dazu sind Start-Ups viel agiler in ihren Unternehmensstrukturen und können somit sich deutlich schneller an neue Gegebenheiten anpassen oder ausrichten. Im Generellen ist der Entwicklungsprozess im Start-Up dadurch weniger langwierig.
Rahmenbedingungen für neue Ideen
Start-Ups tendieren dazu Ansätze und Prioritäten umzuwerfen und neu zu beginnen. Ihre Freiheit ist dadurch unbegrenzt und nur durch das Budget eingegrenzt. Große Unternehmen verfolgen im Gegensatz dazu eine weitreichende Strategie, die wenig Handlungsspielraum zulässt und nur eine enge Rahmenbedienung bietet.
Freiräume zur Ideenfindung
Beide Seiten stimmen jedoch ein einem Punkt klar überein: Freiräume fördern Innovation und Entwicklung. Sei es ein Corporate Startup oder Pop-Up Labs im großen Unternehmen, die separat von Tagesgeschäft ihre Ideen entwickeln und ausprobieren, oder die Zeit, die Start-Ups kaum haben, sich zu nehmen um Ideen zu entwickeln. Dafür sind in Start-Ups flache Hierarchien förderlich interdisziplinär und in neuen Teams Ideen zu entwickeln.
Innovation & Leadership
Was für beide Seiten gilt, ist dass eine erfolgreiche Innovationkultur eine Führungskraft mit Strategie benötigt, diese sollte die Mitarbeiter fördern Innovativ zu sein und den Raum geben Ideen auszusprechen. Eine gute Führung motiviert ihre Mitarbeiter engagiert zu agieren, auch wenn dies in Start-Ups mehr autark funktionieren kann als in größeren Unternehmen.
Welche Rolle nehmen Leaderships im Innovationsprozess ein?

Kurzdefinition “Leadership”
Der Begriff Leadership wird stellvertretend für Positionen im Bereich Führung und Management verwendet. Ein Leader treibt die Entwicklung des Unternehmen durch strategische Planung und zukunftsgerichtetes Vorgehen an. [1]
Leadership im Innovationsprozess
Durch ihre tragende Rolle innerhalb eines Unternehmens nehmen Leader einen großen Einfluss auf Innovationsprozesse. Diese können sowohl positiv als auch negativ sein.
Insights aus Interviews
Die Interviewpartner entstammen aus unterschiedlichen Unternehmensstrukturen. Vertreten sind Großunternehmen, Innovation Labs und Startups, sodass sich allgemeingültige Schlussfolgerungen ableiten lassen. Im Folgenden sind die wichtigsten Erkenntnisse zur Förderung von Innovationsprozessen festgehalten:
Klare Zieldefinition
Das Leadership muss eine klares Ziel definieren, um einen Innovationsprozess strukturiert voran treiben zu können. Nur mit definierten Zielen kann am Ende geprüft werden, ob das Projekt erfolgreich war und die gewünschten Ergebnisse erreicht wurden. Über die Zielsetzung sollten alle involvierten Parteien übereinstimmen, so kann von Beginn an ein gleiches Verständnis aller Beteiligten geschaffen werden.
Raum für Innovation
Um Ideen und Innovationen zu bestärken müssen Führungskräfte den Mitarbeiten Raum lassen sich einzubringen und ihre Kreativität zu entfalten. Leader sollten sich deshalb an den richtigen Stellen zurücknehmen und ihren Mitarbeitern bewusst diesen Freiraum gewähren.
Agile Arbeitsphilosophie
Agile Arbeitsmethoden gelten als besonders innovationsfördernd. Sie schaffen ein kreatives, dynamisches Arbeitsumfeld und bieten so Raum für neue Ideen. [2] Mit Hilfe von agilen Arbeitsmethoden lassen sich Arbeitsabläufe und -zeiten effektiver und flexibler gestalten. Unter anderem können so Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden. Agil arbeiten aus der Sicht einer Führungskraft bedeutet, den unterschiedlichen Teams Entscheidungen selbst zu überlassen, sich selbst zu organisieren und auftretende Probleme unter sich zu klären.
Rückhalt durch Leader
Das Leadership sollte den Mitarbeitern fortwährend das Gefühl geben, dass neue Innovationsideen wertvoll und willkommen sind. Führungskräfte sollten den Mitarbeitern bei ihren Ideenansätzen unterstützend zur Seite stehen und sie in ihrem Tun betsärken. Teamleader, welche den Ideen ihrer Mitarbeiter entgegenwirken, mindern das Engagement ihres Teams und können so langfristig zum Problem werden.
*Quellen
[1] https://www.personalwirtschaft.de/produkte/hr-lexikon/detail/leadership.html (zuletzt abgerufen am 14.10.2020)
[2] https://www.personalwirtschaft.de/hr-organisation/arbeitsgestaltung/artikel/agile-arbeitsmethoden-werden-gerade-in-der-digitalen-arbeitswelt-oft-eingesetzt.html (zuletzt abgerufen am 14.10.2020)*
Verhindern Innovationhubs die Entwicklung einer zeitgemäßen Unternehmenskultur?

Staaten und geologische Lagen prägen Kulturen und somit auch den Aufbau und die Organisation von Firmen, Unternehmen und Institutionen. In Deutschland hat sich mit dem Eintritt in das industrielle Zeitalter ein sehr stark am Maschinenbau angelehnter Umgang mit Innovation gebildet, der langfristig unser gesellschaftliches Leben sowie Unternehmenskulturen prägte.
So hat sich eine Unternehmenskultur etabliert, die über Jahre hinweg, wenigen Innovationen die höchste Priorität in der Umsetzung eingeräumt hat. Dieser Umgang mit Innovation wird durch ein Markenimage der „0 Fehlertoleranz“ gestützt, dass keinen Raum für neue Ansätze lässt, da Kunden und somit auch die Gesellschaft hierdurch geprägt ist. Um einen befürchteten Schaden an der Marke und des zugehörigen Unternehmens zu verhindern, werden Innovationsprozesse sicherheitshalber in interne oder externe Innovationhubs ausgelagert. Hierdurch entstehen zwar Freiräume für Innovation, gegebenenfalls werden dann aber wenige entstehende Artefakte oder Strukturen auf den Hauptkonzern übertragen.
Eine Auslagerung dieser Innovationsprozesse führt dazu, dass sich Unternehmen den Chancen durch eine kritische Selbstreflexion entziehen. Hierdurch können sich Unternehmen jedoch den auftretenden Aufgaben durch Globalisierung und Klimawandel nicht optimal stellen. Die fehlende Reflexion durch Auslagerung in Innovationhubs führt dazu, dass sich erschwert eine Unternehmenskultur bildet, die auf diese Herausforderungen eine Antwort bieten kann.
Um dies aufzulösen, müsste gesellschaftlich und firmenpolitisch eine neue Fehlerkultur kommuniziert, gelebt und praktiziert werden. So müsste statt eines Innovationshubs, eine übergreifende Innovationsabteilung in Unternehmen geschaffen werden, die mit anderen Abteilungen wie Marketing oder Technik gleichgestellt ist. Durch Bestätigung und Rückendeckung von Führungskräften müssen hierdurch die Kräfte in einem Unternehmen neu gewichtet werden, damit diese auf Augenhöhe zusammenarbeiten können. Dies würde dazu führen, dass innovative Bewegungen im Unternehmen auch an der strategischen Ausrichtung und dessen Kommunikation mitwirken können.
Wie müssen Innovationsprozesse gestaltet sein, um wirkungsvoll in eine Firmenkultur integriert werden zu können?

Im letzten Teil wollen wir darauf eingehen wie Innovationsprozesse optimal in eine Firmenkultur integriert werden können. Aus unseren Interviews konnten wir hier eine klare Meinung extrahieren.
In der Firmenkultur ist es wichtig sich Zeit zu nehmen um Pitches der Mitarbeiter zuzulassen und Freiräume für neue Ideen zu bieten. Mehrere Interviewpartner erwähnten wie wichtig es sei, auch regelmäßig Leute von außerhalb miteinzubeziehen um neue Denkansätze, Ideen und Probleme zu sehen. Generell ist die Führungskraft dabei ein wichtiges Element, welches bestimmt, wie weit die Mitarbeiter sich engagieren können und wie die Firma ausgelegt ist Ideen zuzulassen.
Wie im Abschnitt -Innovation Deutschland im Vergleich- beschrieben, steht der Innovationskraft oft die Angst des Scheiterns im Weg. Viele Interviewpartner wünschten sich die Möglichkeit an Ideen in abgekapselten Strukturen wie beispielsweise Pop-Up Labs zu arbeiten. Ein Interviewpartner aus einem kleinen Corporate-Startup beschreibt etwa die kreative Energie die entsteht, wenn in einem kleinen Team fokussiert an einer Idee gearbeitet wird. Als Problem dieser Vorgehensweise wird genannt, dass diese Ideen dann in Abteilungen weiter gegeben werden, welche nicht Urheber dieser Ideen sind, diese dann aber weiter entwickeln sollen, ‘Not invented here’. Durch diesen Wechsel der Führungsposition und des Teams kann die Grundidee, sowie die Strategie verloren gehen. Ein Interviewpartner gab auch an, dass solche häufigen Neujustierungen der Teams stark an der Arbeitsmotivation kratzen kann.
Eine Interviewpartnerin welche als Coach für Transformation in großen Unternehmen geht, beschreibt verschiedene Möglichkeiten wie in einem großen Unternehmen eine florierende Innovationskultur entstehen kann.
Einerseits wurden Corporate Inkubatoren genannt, welche in Firmen quasi als Brutkästen von neuen Innovationen dienen. Hier werden interne Innovations-Vorhaben, Geschäftsmodelle fern ab vom Kerngeschäft vorangetrieben. Diese können die Idee inkrementell vorantreiben und mehr Möglichkeiten nutzen neues auszuprobieren. Wichtig ist hier, Fehler frühzeitig zu erkennen, um ein langes Entwickeln in die Falsche Richtung zu verhindern.
Als weitere Option die Innovationskraft im Unternehmen zu fördern wurden Acceleratoren genannt. In diesen können Mitarbeiter aus allen Abteilungen mitmachen. Mittels Los oder Wahlverfahren werden hier Ideen ausgesucht welche dann von einem Team umgesetzt werden. Dieses Team bekommt Tickets welche sie für eine gewisse Zeit vom Alltagsgeschäft freistellen um an der Idee zu arbeiten. Hier ist aber erforderlich, dass die Mitarbeiter offen sind Methoden anzuwenden und eine gewisse Eigeninitiative zeigen.
Im besten Falle können aus diesen Methoden neue Abteilungen oder Corporate-Startups abgeleitet werden. In diesen können dann die Ideen zu Innovationen geschmiedet werden. Als besonders wichtig sehen wir, dass die Ideen nicht einfach an außenstehende Teams weiter gegeben werden. Wie oben beschrieben ist es wichtig, dass bei der weiteren Umsetzung die Urheber ebenfalls beteiligt sind.
Fazit
Sowohl Innovation Labs (Incubator) als auch embedded Innovation (Accelorator) können positiv zur Innovationskultur in einer Organisation beitragen. Viel wichtiger ist bei der Umsetzung die Innovation an sich. Hierfür können wir folgende Punkte zusammenfassen.
1. Projektübergaben vermeiden
Um die Arbeitsmoral nicht zu zerstören sollten Personen aus dem Innovationsteam auch an weiteren Ausarbeitungen beteiligt sein.
2. Stringentes Leadership
Leaderships sollten klare Ziele setzen, Mitarbeiter bei ihren Ideen unterstützen und eine agile Arbeitsweise ermöglichen, um eine optimale Innovationskultur zu fördern.
3. Freiräume schaffen
Innerhalb eines Unternehmens sollten Freiräume geschaffen werden, die Möglichkeit zur Ideenfindung bieten (z.B. Workshops; Start-Stop-Continue-Übungen).
Leader sollten Mitarbeiter befähigen innovationsträchtige Ideen weiter zu verfolgen.
4. Fail fast
Ideen müssen schnell in Prototypen umgesetzt werden, um sie auch zu testen. In Deutschland ist die Fehlerkultur noch nicht weit genug entwickelt größere Fehler zu wagen und einzugestehen. Fast-Prototyping-Culture
5. Einbeziehen von externen Meinungen und Eindrücken
Unternehmen kommen schnell in einen kollektiven Tunnelblick. Durch externe Gäste können sie ihren Horizont erweitern und neue Eindrücke gewinnen. Hierbei kristallisiert sich ein umfassenderes Bild aktueller Probleme, die zu lösen sind.
6. Fehlerkultur nach außen kommunizieren
Innovationskultur in Unternehmen muss auch immer als Marke nach außen getragen werden, um gesellschaftliche Akzeptanz bei Fehlschlägen zu erfahren. Ein auslagern in Innovationshubs führt hierfür nicht zu einem allgemeinen Struktur und Kulturwandel in Unternehmen, die diese langfristig prägt.
Marius Schnabel, Martin Ehlers, Carina Kraus, Emiliy Jäger, Josh Cornau
BetreuungDr. Eileen Mandir
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