Den Schwerpunkt in der Veranstaltung bildet die Auseinandersetzung mit Form, Farbe und Ordnungsprinzipien, um Zusammenhänge in größeren Datenmengen sichtbar zu machen.
Die Daten werden ohne Zuhilfenahme von bildhaften Elementen (Piktogramme, Fotografien, …) interaktiv dargestellt. Alphanumerische Zeichen (Text, Zahlen) sollen so sparsam wie möglich verwendet werden. Umso wichtiger wird es, gezielt Farbe, Form und Position einzusetzen, um
Mengen sichtbar zu machen,
Kategorien zu kodieren,
Gruppen zu bilden,
Zeitabläufe nachverfolgbar zu machen,
…
Die Darstellung von Daten zwingt schon an sich zu einer parametrischen Denkweise. D.h. die grafischen Elemente müssen flexibel gedacht werden, so dass sie unterschiedliche Zahlenwerte und Bedeutungen annehmen können. Das Denken in Varianten ist also essenziell. Zudem erlauben unterschiedliche Gesamtdarstellungen neue Einblicke in die Zusammenhänge innerhalb der Daten. Durch Interaktion können weitere Zusammenhänge vom Nutzer entdeckt werden.
Im Kurs Programmiertes Entwerfen 2 (in Kombination mit dem Kurs Programmiersprachen 2) beschäftigten wir uns mit der Visualisierung von einem selbstgewählten Datensatz, bei welcher es galt Zusammenhänge sichtbar zu machen und zwischen ihnen ein interaktives System zu entwickeln. Dabei sollten so wenig alphanumerische Zeichen wie möglich verwendet werden, insofern sie nicht der Navigation oder Erklärung dienlich sind. Auf Icons, Symbole oder ähnliches sollte man nicht zurück greifen. Die entwickelte Visualisierung sollte vor allem durch Farben, Formen und Animationen Informationen sichtbar machen.
Thematik
In meinem Projekt “Killed by Police” beschäftigte ich mich mit dem Datensatz “Police Shootings” welcher im Zusammenhang mit dem Artikel “Fatal Force” der Washington Post entstanden ist. Diese zeichneten seit Anfang 2015 alle tödlich endenden Polizeischüsse im Dienst auf. Der Datensatz ist relativ umfangreich und besitzt verschiedene Parameter. Darunter den Namen des Opfers, das Geschlecht, das Alter, die Ethnicity, die Stadt, genau Geodaten, aber auch ob der/diejenige bewaffnet oder unbewaffnet war. Auch sind dort Anmerkungen zur psychischen Verfassung und ob das Opfer floh oder der Vorfall aufgezeichnet wurde. Insgesamt deckt der Datensatz bisher über 5 Jahre und 6005 Opfer ab. Mir war es wichtig Dinge sichtbar zu machen, die so eventuell in der Menge der Daten untergehen.
Farbwahl
Das Farbkonzept ist so reduziert wie möglich gehalten, da ein buntes Farbkonzept dem ernsten und tragischen Thema nicht entsprochen hätte. Dabei versuchte ich starke und prägnante Farben zu finden, die sich in ihrer Wichtigkeit ähneln, sodass sie lediglich durch ihre Opacity oder Verwendung an anderer Bedeutung gewinnen. Diese Farben werden abwechselnd als Akzent oder Hintergrundfarbe verwendet, um ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen. Ein Rotton mit blauen Untertönen. Einem sehr dunklen Grau, das aber immer noch kein Schwarz ist, um keinen zu starken Kontrast zum helleren Grau zu erzeugen, damit die Darstellung immer noch angenehm zu betrachten ist. Dazu passend das hellere Grau, ein Offwhite. Eine weitere Akzentfarbe bildete das starke Blau, welches der Polizei zugeordnet werden sollte.
Formensprache
Bei der Formensprache versuchte ich auch eine reduzierte Darstellung beizubehalten und beschränkte mich lediglich auf den Kreis als Fläche und als Border, Tropfen und Rechteecke in radialer Anordnung. So konnte ein Gesamtbild erzeugt werden, welches dennoch genügend Unterscheidungskraft untereinander besitzt.
Tropfenform, wobei die Spitze nach oben zeigt:
Hierbei wurde im Datensatz das Geschlecht als weiblich klassifiziert.
Tropfenform, wobei die Spitze nach unten zeigt:
Hierbei wurde im Datensatz das Geschlecht als männlich klassifiziert.
Ohne eindeutige Zuordnung oder anderem Geschlecht wird die Darstellung des Tropfen ein reiner Kreis.
Kreisform:
Der reine Kreis findet sonst seine Anwendung in der Map-Darstellung, wobei sich die Tropfen in ihn beim umschalten verwandeln.
Kreise und Tropfen als reine Border und ohne Füllung:
Diese Form der Darstellung wird beim Parameter “Flucht” verwendet. Wenn die Flächen gefüllt sind, fand keine Flucht statt, wollte das Opfer allerdings fliehen, werden die Tropfen und Kreise als Border anzeigt.
Prototyp
State Comparison:
Die erste Darstellung zeigt einen Überblick über die Staaten und ihre Opferzahlen, welche durch Polizeigewalt starben. Die Staaten sind als Bars radial angeordnet um den Kreis als prägente Formensprache beizubehalten. Hovert man über eine Bar erscheint ein Tooltip, der die genaue Zahl verrät. In der Timeline kann man mit Auswahl sich die verschiedenen Jahre anzeigen lassen.
Victim Details:
Die zweite Darstellung zeigt die Details zu den Opfern, hierbei werden mehrere Parameter visualisiert um in der Menge der Daten einen Überblick zu erhalten, wie viele Menschen z.b. geflohen sind, wie viele davon psychische Krankheiten hatten und wie alt diese Menschen waren. Es schafft sichtbare Zusammenhänge die in der puren Masse des Datensatzes untergingen. Jeder Tooltip zeigt auch den Namen des Opfers an, damit diese nicht gesichtslos bleiben sondern auch einen Bezug zur Visualisierung besitzen.
Der Pulsierende Effekt um die einzelnen Elemente herum zeigt an, dass das Opfer laut Berichten eine Bedrohung für den Polizisten oder andere darstellte.
Wenn ein Kreis gefüllt ist, fand keine Flucht statt, ist es hingegen ein Border wollte das Opfer fliehen.
Rot gefärbte Elemente zeigen Opfer mit einer psychischen Erkrankung.
Die Tropfenform weißt auf das Geschlecht hin (siehe Formensprache).
Die Anordung der Kreise auf der X-Achse zeigt den Tag an dem das Opfer starb, von Ersten bis zum Ende des Monats.
Die Anordnung der Kreise auf der Y-Achse zeigt das Alter der Opfer, von unten jung bis oben alt.
Im Tooltip werden diese Parameter nochmals vermerkt, sodass man selbst einen Zusammenhang des visuellen Inhaltes mit den Daten ziehen kann. Mit Hilfe des Toggle-Menüs, lässt sich die Darstellung um weitere Parameter ergänzen, hier um die Ethnicity der Personen. So könnte man einen Zusammenhang zwischen ihr und den schon zuvor erwähnten Parametern erkennen. Sind Schwarze häufiger psychisch auffällig statt eine Bedrohnung für den Polizisten? Flüchten diese eher als Weiße, weil sie ein höheres Risiko haben durch willkürliche Polizeigewalt zu sterben? Und ähnliche Fragen.
Mit der Timeline-Bar kann man sich durch die unterschiedlichen Monate klicken und so eventuell auch Tage finden, in denen kein Mensch ums Leben kommt, aber leider auch Zeiten in denen es pro Tag mehrere in ganz Amerika sind.
Shooting Locations:
Diese Darstellung wird dynamisch aus der Victim Details Darstellung erzeugt, indem die Position über Longitude und Latitude Parameter gemappt wird. Hierbei wollte ich vor allem eines sichtbar machen, ob es Hotspots für derartige Fälle gibt und ob diese von der Bodycam des Polizisten aufgezeichnet werden. Erschreckender Weise sind es nur ein Bruchteil, die tatsächlich aufgenommen werden. Darüber hinaus lassen sich die Elemente nach Wochentag und Wochenende filtern, um so einen Zusammenhang zur Zeit herzustellen. Ebenso kann man dort sehen, ob die Opfer bewaffnet (und wenn ja mit was) oder nicht waren. Der Tooltip verrät dabei die Waffe, den Ort, die Zeit, erneut den Namen und ob der Fall aufgezeichnet wurde.
Danke für die Aufmerksamkeit. In der Dokumentation finden sich noch nähere Informationen zum Design- und Programmierprozess. Gerne kann man den Prototyp auch direkt mit Klick auf den Link “Zum Prototypen” selbst anschauen.