In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
Ein nutzerzentrierter Ansatz hochmoderne Traktoren zu bedienen
In diesem Bachelor-Projekt beschäftigten wir uns mit der Frage, wie Bedienkonzepte innerhalb eines modernen Traktors verbessert werden können, um Traktorfahrenden die Arbeit zu erleichtern und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu rücken.
Von “Trial and Error” versuchen in der Fahrerkabine von Traktoren
A: “Ich bin zu blöd für die Bedienung”
B: ”Nein, da sind nicht wir zu blöd, die Trecker sind zu blöd”
Grundlage für das Projekt bietet die enorme Varietät unterschiedlicher Bedienkonzepte, denen Traktorfahrer:innen momentan begegnen. Diese Vielfalt begegnet Ihnen sowohl innerhalb der Traktorhersteller als auch innerhalb der Anbaugerätehersteller. Leider wird bisher der Großteil der gestalterischen Entscheidungen aufgrund technischer Möglichkeiten getroffen. Die Traktorfahrenden und ihre Bedürfnisse bleiben somit weitestgehend auf der Strecke.
Unter den Nutzer:innen kommt es so zu größeren Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Handhabung der unterschiedlichen Funktionen. Das Erlernen diverser Konzepte führt zusätzlich zum stressigen Alltag zu einem erhöhten Arbeitsaufkommen und trägt zur bestehenden mentalen Last in dieser Berufsgruppe bei. Um sich im Funktionsdschungel zurechtzufinden, bedarf es Geduld und langer “Trial and Error” Wege.
So sieht momentan der Prozess bis zur Nutzung des Traktor typischerweise aus:
Strukturierte und unterstützende Umgebung schaffen
Um diese Problematik zu lösen, konnte an unterschiedlichen Stellen interveniert werden. In diesem Projekt wurde der Fokus schließlich auf folgenden Lösungsräume gelegt:
Zum einen müssen Einstellungen, die zur Vorbereitung für geplante Arbeiten dienen, strukturiert und auf Notwendigkeit reduziert getätigt werden können.
Zum anderen müssen steuernde Funktionen für das Anbaugerät in Ihrer Bedienung konsistent gestaltet und an das spezifische Anbaugerät angepasst dargestellt werden.
Wie das Bedienterminal in den Fokus gerückt wird um die manuelle Steuerung an sinnvoller Stelle zu entlasten
Terminal
Die zur Vorbereitung des Arbeitsganges wichtigen Einstellungen werden in der Fahrerkabine durch das sogenannte Terminal repräsentiert - in unserem Konzept ein herkömmliches Tablet. Dieses bringt mehr Flexibilität mit sich als veraltete eingebaute Bildschirme und besitzt bereits bekannte Interaktionsmuster.
Innerhalb dieses Tablets befinden wir uns in einer Applikation. Diese ist in ihrer Struktur in einen Straßenmodus, Feldmodus und die allgemeinen Einstellungen aufgeteilt. Wird ein Anbaugerät angehängt, tritt der Feldmodus in Erscheinung und stellt alle relevanten Informationen und Einstellungen bereit. Diese werden von der Anwendung kuratiert. Somit können Traktorfahrende zielgerichtet Einstellungen tätigen und Information ablesen.
Joystick
Außerdem wird in diesem Prototyp die Menge an kaum genutzter Hardware hinterfragt, die sich in den aktuellen Bedienkonzepten auf der Multifunktionsarmlehne befindet.
Wir reglementieren Individualisierung, ohne die Funktionalität zu behindern. Dadurch können wir die Anzahl der Hardware-Elemente reduzieren und die zu steuernden Funktionen der Anbaugeräte in Form eines Joysticks mit Display abbilden. Dies ermöglicht konsistente und intuitive Interaktionen.
Funktionen werden visuell entsprechend dem Anbaugerät angezeigt, während sie in ihrer Steuerung eine klare und einheitliche Sprache sprechen. Dadurch geben wir den Traktorfahrenden ein schnelles und eindeutiges Bewusstsein über die an ihrem Anbaugerät zu steuernden Funktionen und verhindern somit Fehlbedienungen.
Was könnte die Zukunft bringen?
Grundsätzlich sehen wir unser Konzept als Grundlage für einen Diskurs, welcher zum Umdenken innerhalb der Branche beitragen könnte. Wir glauben, dass es hier noch viel Bedarf an nutzerzentrierter Gestaltung gibt und erstmal die absoluten Basics in Fragen Usability und User Experience aufgeholt werden müssen. Wir können uns vorstellen, dass unser Prototyp künftig Teil einer größeren Serviceumgebung darstellen könnte, welche unterschiedliche Bereiche innerhalb eines landwirtschaftlichen Betriebes abdeckt (Planung, Dokumentation etc.).
Sobald Traktorfahrende bzw. Landwirt:innen und deren Bedürfnisse in den Mittelpunkt gerückt werden, können wir uns zudem vorstellen, dass zusätzlich neue Technologien wie z.B. AR, Head-up Displays oder die Überwachung von sogenannten Cobots, also autonomen Traktorflotten einen Platz in den Fahrerkabinen einnehmen.
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