In Invention Design skizzieren wir neue Produkte und Werkzeuge mit einer stark in die Zukunft gerichteten Perspektive. Neue technische Entwicklungen werden kritisch bewertet, um forschend-experimentell sinnvolle Anwendungen zu entwickeln.
Etwa 10% der Weltbevölkerung sind von Alexithymie betroffen – das bedeutet, sie sind gefühlsblind. Dieses Persönlichkeitsmerkmal beschreibt die Unfähigkeit oder erhebliche Schwierigkeit, eigene Emotionen wahrzunehmen, zu identifizieren und in Worte zu fassen.
Betroffene haben durchaus Gefühle, doch sie können diese nicht bewusst erfassen oder verbalisieren. Statt Trauer, Wut oder Angst als Emotionen zu erkennen, spüren sie oft nur körperliche Reaktionen, wie einen Druck in der Brust oder innere Anspannung. Ihnen fehlt das Bewusstsein für die Verbindung zwischen Emotionen und körperlichen Wahrnehmungen, was sie vor allem im Umgang mit anderen Menschen einschränkt.
Deswegen haben wir alex gestaltet, eine therapiebegleitende App für Smartphone und Smart Watch, die gefühlsblinden Menschen hilft, sieben ihrer emotionalen Zustände zu erkennen und zukünftig selbst zu verstehen und zu erlernen.
Research
Während unseres Researches haben wir uns mit einem Psychotherapeuten, der Experte auf dem Gebiet der Alexithymie ist, ausgetauscht und den Fokus unserer Fragen vor allem auf die Therapie von Betroffenen gelegt. Durch seine Expertise konnten wir wichtige Insights gewinnen, unter anderem, dass das Kernziel der Therapie vor allem die Vermittlung emotionalen Wissens und die schrittweise Annäherung an Gefühle ist.
Drei Stufen
alex führt die Nutzenden in drei aufeinander aufbauenden Stufen an die bewusste Wahrnehmung und Zuordnung ihrer Emotionen heran. Jede Stufe erfordert mehr Eigeninitiative und fördert die Fähigkeit, den eigenen emotionalen Zustand zu erkennen und zu verstehen.
Stufe 1
Die nutzende Person bekommt Erinnerungen in Form von Benachrichtigungen, dass sie regelmäßig in sich hineinhören soll. Auf der Smart Watch werden biophysiologische Veränderungen im Körper angezeigt, körperliche Empfindungen, die wegen der gemessenen Emotion gerade auftreten könnten und die von alex gemessene Emotion, um Betroffenen bewusst zu machen, dass diese Vorgänge alle miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen.
Stufe 2
In Stufe 2 sehen Nutzende ebenfalls die gemessene Emotion und sollen ihre körperlichen Empfindungen selbst in die Smart Watch eintragen, was die bewusste Wahrnehmung körperlicher Signale fördern soll.
Stufe 3
Hier soll zusätzlich zu den körperlichen Empfindungen auch die gefühlte Emotion selber protokolliert werden, was langfristig das Bewusstsein und die Verknüpfung von Emotionen und körperlichen Reaktionen stärkt.
Die Stufen können jederzeit gewechselt werden – entweder nach eigenem Empfinden oder mit einer Empfehlung von alex, die kommt, wenn die Selbsteinschätzung über einen längeren Zeitraum stabil bleibt.
Startseite
Auf der Startseite des Smartphones sieht die nutzende Person, egal in welcher Stufe sie sich befindet, immer die aktuell gemessene Emotion, zusammen mit deswegen möglicherweise auftretenden körperlichen Empfindungen, sowie die Veränderung der biophysiologischen Werte im Körper.
Insights-Page
Da in Stufe 2 und 3 selber Daten in der Smart Watch protokolliert werden, gibt es in der App auf dem Smartphone für beide Stufen eine Insights-Page, die Einblicke in die Selbsteinschätzung der Nutzenden gibt. Hier gibt es Statistiken und Übersichten, die Aufschluss über den Prozess beziehungsweise Fortschritt der Selbsteinschätzung geben. Diese Insights können mit in die Therapie genommen und zusammen mit einer Therapeut:in betrachtet werden, damit auch diese:r einen Einblick in die echte Gefühlswelt des Betroffenen bekommt und sieht, wo es noch Schwierigkeiten beim Verständnis der eigenen Emotionen gibt und was bereits gut funktioniert.
alex ist ein Begleiter im Alltag und Therapeut für unterwegs, der im besten Fall aber nicht für immer bleibt, denn Ziel ist das Erlernen und selbstständige Verstehen der eigenen Emotionen, sowie die Entwicklung eines Bewusstseins, dass Gefühle und körperliche Empfindungen miteinander zusammenhängen.