Methoden, Prinzipien und Prozesse um einerseits Nutzerbedürfnisse und Nutzerverhalten zu erforschen und andererseits geeignete Lösungen und Prototypen zu entwickeln. Zusätzlich Teamkompetenzen entwickeln. Kooperativ HfG + HSAA.
Wie lassen sich relevante Probleme und Chancen erkennen – wie können dafür gute Lösungen entworfen werden? Wie entwickelt man Innovationen? Wie bildet man funktionierende, interdisziplinäre Teams und arbeitet mit externen Akteuren zusammen?
Im vergangenen Semester lernten Ingenieur- und Designstudierende des dritten Semesters verschiedene Methoden, Prinzipien und Prozesse kennen, um einerseits Nutzerbedürfnisse und Nutzerverhalten zu erforschen und andererseits geeignete Lösungen und Prototypen zu entwickeln. Diese Herangehensweise wurde unter anderem geübt im Kontext dieser Themen/Personengruppen/Umfeldern: Next-Gen Badezimmer tech-enabled & nutzerzentriert; Für Personen mit körperlichen Einschränkungen neue Wege gehen; Prävention von Diabetes mit neue Methoden, Next-Gen Spielzeug für Kinder nutzerzentriert & mit aktiven Materialien.
Die Vorlesung findet in einer Kooperation aus den Studiengängen Internet der Dinge – Gestaltung vernetzter Systeme (HfG) und Internet der Dinge – Technologien in der Anwendung (Hochschule Aalen) statt.
„Gewalt ist, wenn ich auf Toilette muss und das Pflegepersonal noch seine Zigarette rauchen will. Gewalt ist, wenn ich als Mann nicht die Möglichkeit habe, zu sagen, ich möchte nicht mit der attraktiven Pflegekraft auf Toilette gehen, weil mich das beschämt. Gewalt ist, wenn die Zimmertür nicht abschließbar ist.”
Raul Krauthausen
Problem
Badezimmer in Krankenhäusern und anderen medizinischen/öffentlichen Einrichtungen, sind meist schlecht und nicht ausreichend für körperlich eingeschränkte/ behinderte Menschen ausgestattet.
Zwar ist es Bestandteil der DIN 18040, dass öffentliche Einrichtungen und Gebäude vollständig zugänglich sein müssen für ALLE Menschen ohne zusätzliche Hilfe, doch die Realität trifft das nicht.
Im Austausch mit Patient/innen und Gesundheitspfleger*innen sind wir zu teils erschreckenden Erkenntnissen gekommen. Nicht allein immenser Zeitmangel und akute Überlastung des Personals führen zu einer Vernachlässigung der Patient/innen, sondern schon die Grundausstattung der Badezimmer.
In Zuge dessen haben wir nach einer Lösung gesucht, die sowohl den Patient/innen mehr Freiheit und Selbstständigkeit bringen, wie auch das Personal entlasten soll.
Scoping/Framing
Lösung
Die Patient/innen sind bei uns Kern des Konzepts, bei dem Mobilität und Selbstständigkeit gefördert werden sollen und der Genesungsprozess durch den Einfluss von Raum und Umgebung vorangetrieben werden soll. Mit unserem Team haben wir eine Dusche entwickelt, die es den Patient/innen ermöglicht diese selbständig und ohne Hindernisse zu verwenden. Bei uns müssen sich nicht die Patient/innen der Dusche anpassen, die Dusche passt sich Ihnen an. Die Dusche wird durch ein auf die Patient/innen individuell aufgesetztes NFC-Armband erweitert, welches die relevantesten Daten wie beispielsweise die Körpergröße enthält. Nach der ersten Benutzung erfasst das NFC-Armband die Höheneinstellungen des Duschsitzes, des Handlaufs und der Halterungsgriffe, sowie die Temperatureinstellung des Wassers in der Dusche. So verstellt sich die gesamte Dusche bei jeder weiteren Verwendung entsprechend den Patient/innen Ansprüchen, sobald das NFC-Armband an den Auslesekontakt gehalten wird.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der maßgeblich zum Wohlfühlen und Genesen der Patient/innen beiträgt, ist die Hygiene. Daher ist die Dusche fugenlos konzipiert und antimikrobiell beschichtet. So wird der Hygienestandard gesteigert und Reinigungskräfte entlastet.
3D-Modell Dusche
Triple Win
Durch unsere Innovation gewinnen nicht nur Patient*innen, sondern auch das Krankenhauspersonal, die Krankenhäuser, Krankenkassen, die Länder und der Bund.
Prozess
Unser Prozess ist in drei wesentliche Phasen gegliedert, die wir gemeinsam mit unseren Stakeholdern in Interaktionen und Methoden bestritten haben.
INFORMIEREN-ERFAHREN-STRUKTURIEREN
In der ersten Phase haben wir vor allem Informationen zu unserem Thema gesammelt. Damit wir auf Grundlagen dieser, unser Team aus Stakeholdern aufbauen können und um einen Einblick in die Problematiken innerhalb des Themas und Kontextes zu erhalten.
GENERIEREN-INTERAGIEREN-REAGIEREN
In dieser Phase haben wir begonnen Ideen auf Grundlage der vorher entdeckten Problemen zu generieren. Hierzu haben wir mehrere Methoden angewandt, wie zum Beispiel die Walt Disney Methode. Unsere Ideen haben wir dann mehrmals kategorisiert. Eine Methode dafür war die Function-Joy-Footprint Einordnung. Anhand solcher Methoden haben wir mehrmals Ideen in Interaktion mit unserem Team generiert und ihnen diese immer wieder vorgestellt um Verbesserungen und Kritik zu erhalten.
UMSETZEN-TESTEN-REAGIEREN
Nachdem wir uns auf die Kernfunktionen Individualisierbarkeit und Bedienbarkeit festgelegt hatten und unsere Top 3 Ideen festgestanden waren, haben wir diese in Form von Illustrationen, 3D Modellen und selbstgebauten Prototypen umgesetzt. Auch einen Grundriss des Badezimmers ist dabei entstanden, den wir unseren Stakeholdern für ein besseres Verständnis der Produktgröße in Bezug zum ganzen Raum vorgelegt haben. Für die Steuerung der Dusche haben wir uns für ein Touchdisplay entschieden, welches die komplette linke Wand einnimmt. So soll sichergestellt sein, dass die Dusche für alle Patient/innen und Pfleger/innen aus jeglicher Haltung, eine uneingeschränkte Bedienbarkeit aufweist. Damit die Kernfunktion „bedienen“ gewährleistet ist, haben wir diesbezüglich mit unseren Stakeholdern ein User Testing durchgeführt. Hierbei sollten sie die verschiedenen Funktionen des Displays einstellen und haben mit Wasserwärme und Stärke direkte Rückmeldung bekommen und dadurch instinktiv verstanden wie das Display funktioniert.