Viele analoge Werkzeuge im Umgang mit digitalen Medien sind zwar schon lange Jahre in Verwendung, aber nicht perfekt. Die Studierenden haben Human Interface Devices bearbeitet, um die Interaktion zu optimieren oder gar neu zu erfinden.
Hands on
Wie lässt sich die Steuerung digitaler Devices näher an Erwartungen und Gewohnheiten aus der analogen Welt heranbringen? Und welche Potentiale ergeben sich daraus? Jenseits der üblichen Werkzeuge wie beispielsweise Maus oder Tastatur sollten neue Bedienkonzepte entwickelt oder Bestehendes verbessert werden, um die Interaktion zwischen Mensch und Produkt zu vereinfachen oder gar neu zu denken. Die Studierenden konnten ihr Thema auf Grundlage eigener Alltagsbeobachtungen selbst wählen und mögliche Lösungen detailliert ausloten.
Sie entwickelten dazu verschiedene Gestaltungsansätze von Recherche über Konzept und Prototyping bis hin zur Evaluation. Die Aufgabe wurde kursübergreifend in „Interface Design 1“ und „Usability“ gestellt und die Entwurfsarbeit methodisch u.a. durch Nutzerbefragungen und -tests begleitet.
Prof. Michael Schuster, Prof. Carmen Hartmann-Menzel
Netflix Fernbedienung
Aufgabenstellung:
Ziel des Projektes im Kurs Interface Design 1 war es ein externes Interface als Erweiterung eines PC Programmes zu gestalten. Die Erweiterung sollte ein Problem mit dem jeweiligen Programm lösen, sei es die Nutzung wichtiger Shortcuts zu erleichtern oder effizienter Eingaben zu tätigen.
Problemstellung:
Als Problem für unser Projekt haben wir die Bedienung der Website Netflix genommen. Wir alle schauen regelmäßig Videos darüber, auch öfters von einer größeren Distanz aus. Es handelt sich also um eine Situation in der man vom Bett oder Sofa aus auf dem Computer, oder einem angeschlossenen Monitor Netflix schaut. Um nicht jedes mal aufstehen zu müssen um das Video zu pausieren, die Lautstärke zu ändern oder ein Intro zu überspringen, wollten wir eine Fernbedienung gestalten welche diese Funktionen erfüllt.
Ideensammlung:
Da wir vorerst nur die Steuerung der Videoansicht auf Netflix vorhatten war uns bewusst, dass wir nur eine kleine Anzahl an Shortcuts ansteuern mussten. Wir sortierten die verschiedene Shortcuts nach ihrer Relevanz und Nutzungshäufigkeit und legten uns vorerst auf diese Shortcuts fest:
Leertaste: Pause/Wiedergabe
Pfeiltaste oben: Lauter
Pfeiltaste unten: Leiser
S: Skip Intro
Ein bekanntes Problem von Fernbedienungen ist allerdings, dass man sie schnell verlegt. Daher überlegten wir inwiefern wir die Fernbedienung in den Nutzungskontext einbetten könnte, da sich der Ort der Nutzung in unserem Fall nicht ändert. Hierfür erstellten wir einige Skizzen.
Paper Prototypes:
Als nächster Schritt haben wir unsere Ideen als Prototypen aus Papier und Karton gebaut um sie auf ihre Form und Funktionalität zu testen. Dabei sind wir verschiedenste Designs gekommen. Darunter Versionen mit Slidern, Tastschaltern und einen mit einem Joystick.
Usability Test:
Im nächsten Schritt ließen wir unsere Paper Prototypes in einigen Interviews durch informelles Feedback bewerten. Unsere Ziele waren:
Mehr Klarheit über den Nutzungskontext zu erhalten und Verständlichkeit des Problems abfragen
Die Erwartungen an eine Fernbedienung abzufragen
Unsere Annahmen zur Problemstellung zu prüfen
Fazit:
Auf Basis unserer Interviews nahmen wir einige Änderungen vor. Zum einen passten wir die Nutzungssituation insofern an, dass wir die Explore-Seite nun miteinbezogen, zum anderen legten wir uns auf eine Joystick-basierende Steuerung fest. Somit hatten wir genug Möglichkeiten zur Belegung der Joystick Bewegung.
Durch diese Planänderungen bot sich uns allerdings eine neue Challenge. Wie verbinden wir die Steuerung der Explore-Seite, welche sehr frei und vielfältig sein muss, mit der Steuerung der Videoansicht, welche wir bewusst auf die nötigsten Funktionen reduzieren wollten?
Funktionsprototyp:
Aufgrund unserer Erkenntnisse aus den Interviews stiegen wir dann zu Prototypen mit einem Joystick um. Da der Code für die Shortcuts bereits vorhanden war mussten wir diesen nur auf die Werte des Joysticks anpassen. Zeitgleich arbeiteten wir am Maus-Modus bis die Maus erfolgreich über den Joystick gesteuert werden konnte. Klicken löst den rechte Mausklick aus. Der schwierige Part war nun allerdings beide Modi zu verbinden. Als Lösung nutzen wir einen Reedkontakt, wenn ein Magnet diesen auslöst aktiviert sich der Maus-Modus, andernfalls ist der Shortcut-Modus aktiv.
Für unseren Funktionsprototypen haben wir unsere Bauteile in einer Dose befestigt, der Reedkontakt zeigt dabei nach unten, sodass der Magnet beim Drehen des Deckels auf Höhe des Reedkontakts gebracht wird. Anders als im Form Prototypen erkennt man an den Icons an der Seite, ob der Shortcut-Modus ausgelöst ist.
Formprototyp:
Mit der Hilfe unserer Ergebnisse der Interviews haben wir uns auf ein finales Design für unsere Fernbedienung entschieden. Es ist ein dreiteiliges Design, mit dem untersten Teil aus einem geriffelten Gummi, mit dem durch drehen die Modi gewechselt werden können. Der zweite Teil besteht aus einem Ring, der eine weitere ringförmige Erhöhung hat, auf welcher die Symbole für den Shortcut-Modus sind. Dieser Teil dreht sich mit dem untersten Teil mit.
Der oberste Teil hat vier ringförmig angelegte Löcher, durch welche man die Symbole auf dem Teil darunter sehen kann. Durch eine Drehung der unteren beiden Teile verschwinden die Symbole aus dem Sichtfeld der Löcher des obersten Teils, was es sichtbar macht, dass man vom Shortcut-Modus in den Maus-Modus gewechselt hat
In der Mitte des Konstrukts befindet sich der Joystick, mit der sich frei in alle Richtungen bewegen lässt.