Nie lebten mehr Menschen auf der Erde, nie war unser Einfluss auf den Planeten größer, nie waren wir enger vernetzt – unsere Gesellschaft wandelt sich immer rasanter. Hoffnung, Lethargie, Zukunfsängste, was bedeutet eine zunehmende Polarisierung für unsere Gesellschaft? Eine spürbare Verdrossenheit greift um sich, die politischen Ränder gewinnen deutlich an Einflussnahme. Wie wir heute leben veranschaulicht die Vielfalt und die Widersprüche unserer Zivilisation.
Die Arbeit kann eine Vielzahl von Aspekten unseres ausgesprochen komplexen Zusammenlebens – von den großen Errungenschaften der Menschheit bis hin zu unseren kollektiven Fehlschlägen aufzeigen.Die Studenten erschaffen mit den Mitteln der Fotografie ein Portrait unserer Gesellschaft. Besondere Gewichtung liegt auf der inhaltlichen und dramaturgischen Konzeption der jeweiligen Fotogeschichte und des daraus resultierenden Editorial Designs. Das bewußte Wahrnehmen der enormen Veränderungen unserer Umwelt und die Umsetzung mit hilfe spezifisch fotografischer Gestaltungsmittel in eine visuelle Sprache werden geschult und erprobt.
Unser Fotobuch beschäftigt sich mit einem Thema, das uns alle betrifft, das wir aber oft lieber verdrängen: Wir konsumieren ständig, überall und meistens viel zu viel. Essen, Kleidung, Alkohol, Zigaretten – alles muss schnell gehen, günstig sein und am besten immer verfügbar. Dabei stopfen wir uns nicht nur selbst voll, sondern füllen auch Mülltonnen und Meere mit dem, was wir übrig lassen.
Wir zeigen in unseren Bildern, wie dieser Überkonsum aussieht. Mal ganz offensichtlich, fast schon plakativ, mal eher versteckt oder mit einem ironischen Augenzwinkern. Genau das macht die Bilderserie spannend: Manche Fotos halten uns knallhart den Spiegel vor, andere laden dazu ein, genauer hinzusehen und die Kritik zwischen den Motiven zu entdecken.
Uns geht es dabei nicht darum, Luxus oder Genuss zu verteufeln. Vielmehr wollen wir zeigen, wie schnell aus kleinen Belohnungen oder Ablenkungen ein Teufelskreis wird, aus dem wir kaum noch rauskommen. Wir kaufen Dinge, die wir gar nicht brauchen, ziehen sie einmal an und werfen sie weg. Wir essen und trinken mehr, als uns guttut, und schieben es auf „Genuss“ oder „man gönnt sich ja sonst nichts“. Zurück bleibt am Ende nicht nur der Kater oder das schlechte Gewissen, sondern vor allem jede Menge Müll – der sich irgendwo auf unserem Planeten wiederfindet.
Unsere Ausstellung soll zum Nachdenken anregen, vielleicht auch ein bisschen provozieren. Vor allem aber soll sie zeigen, dass das Problem nicht irgendwo weit weg ist, sondern mitten unter uns – und oft in unserem eigenen Alltag beginnt.