Next Generation Healthcare – Die Medizin und das Gesundheitswesen stehen vor einer Kumulation von Herausforderungen. Fünf interdisziplinäre Teams zeigen Lösungen in strategisch relevanten Handlungsfeldern.
Next Generation Healthcare: Designstrategien für die Medizin von morgen
Die Medizin der Zukunft steht vor der Aufgabe, innovative Lösungen zu entwickeln, die Technologie, Ethik und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen. Digitalisierung, neue Therapieansätze und interdisziplinäre Kooperationen werden entscheidend sein, um eine nachhaltige und gerechte Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Wir sind also herausgefordert in jeder Hinsicht. Und sollten (und können!) uns qualifiziert damit auseinandersetzen und unsere Zukunft mitgestalten.
Der jeweilige Projektfokus resultiert aus der Analyse der Themenbereiche:
– Demografischer Wandel und Fachkräftemangel
– Chronische Krankheiten und Multimorbidität
– Digitalisierung und Künstliche Intelligenz
– Personalisierte Medizin und Genetik
– Resistenz gegen Antibiotika und neue Infektionskrankheiten
– Gesundheitsökonomie und Finanzierung
– Psychische Gesundheit und gesellschaftlicher Wandel
– Umweltfaktoren und Klimawandel
Es sind nachhaltige, überzeugende Konzepte entstanden, die die strategischen Designlösungen in Realszenarien übertragen und die Kompetenzen der professionell heterogen zusammengesetzten Teams kongenial nutzen.
Prof. Gabriele N. Reichert, Prof. Dr. Susanne Schade
halbvoll
KONTEXT
In einer zunehmend wissens- und dienstleistungsorientierten Arbeitswelt rücken mentale Gesundheit und psychosoziale Fürsorge stärker in den Fokus. Vor dem Hintergrund von Next Generation Healthcare gewinnen Themen wie Trauer und psychische Belastung im beruflichen Umfeld an Relevanz.
NEED
Trauer betrifft uns alle, doch der Verlust eines nahestehenden Menschen wird im Arbeitsumfeld oft ignoriert.
98 % der Unternehmen haben keine klaren Regelungen. Menschen in tiefer Trauer fehlen im Schnitt 22 Tage, und auch nach ihrer Rückkehr liegt ihre Leistungsfähigkeit nur bei 70 Prozent. Der gesellschaftliche Druck, schnell wieder „funktionieren” zu müssen, steht im starken Kontrast zur Realität emotionaler Belastung. Dies hat Folgen für die Gesundheit der Betroffenen und für Unternehmen. Laut einer Studie entsteht ihnen dadurch ein jährlicher wirtschaftlicher Schaden von 17,5 Milliarden Euro. Die Problematik ist klar: Trauer wird im Arbeitskontext noch immer nicht ernst genug genommen, obwohl sie längst Teil des Berufslebens ist.
WHAT
Unser Projekt „Halbvoll“ adressiert die strukturelle Leerstelle im Umgang mit Trauer am Arbeitsplatz. Ziel war es, Unternehmen konkrete, integrierbare Strategien zur Entlastung trauernder Mitarbeitender an die Hand zu geben. Unsere Lösung besteht aus einem modularen System, das Prävention, Begleitung und digitale Unterstützung vereint:
Software-Integration: Ein digitaler Begleiter innerhalb bestehender Kommunikationsplattformen wie Slack oder Teams, der sowohl Arbeitgeberinnen als auch Arbeitnehmerinnen unterstützt – mit Funktionen zur Organisation, Kommunikation und Entlastung.
Website: Als zentrale Anlaufstelle informiert unsere Website über alle Angebote, zeigt Handlungsbeispiele, beantwortet Fragen und bietet den niedrigschwelligen Zugang zu unseren Leistungen.
Buddy-System: Ein freiwilliges, internes Unterstützungsmodell, bei dem trauernde Mitarbeitende beim Wiedereinstieg durch geschulte Kolleg*innen begleitet werden.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen: Konkrete, phasenbezogene Empfehlungen zeigen Unternehmen auf, wie sie in Trauerfällen – je nach Rolle und Zeitpunkt – empathisch und wirksam handeln können.
Workshops & Schulungen: Präventive Angebote für Unternehmen und Teams, um Wissen und Handlungskompetenz im Umgang mit Trauer aufzubauen und langfristig in der Unternehmenskultur zu verankern.
Die Design-Relevanz liegt in der ganzheitlichen, nutzerzentrierten Gestaltung eines sensiblen Themas – mit Fokus auf Systemintegration, Verständlichkeit und praktischer Anwendung im Unternehmensalltag.
HOW
Unsere Vorgehensweise war strategisch und methodisch motiviert. Über Interviews, Umfragen und Fachliteratur analysierten wir die gesellschaftlichen und emotionalen Dimensionen von Trauer.
Durch Austausch mit Betroffenen und Expert*innen konnten wir Problemfelder identifizieren, die wir gestalterisch weiterdachten – von Konzeptideen bis hin zu konkreten Kommunikations- und Systemlösungen. Design diente dabei als Werkzeug, um komplexe Bedürfnisse sichtbar und verhandelbar zu machen.
WHY
Wenn persönliche Krisen auf berufliche Pflichten treffen, entsteht eine Lücke, die unsere Arbeitskultur bislang kaum zu schließen weiß. Unser Projekt will Bewusstsein schaffen, Strukturen hinterfragen und Raum für neue Formen der Unterstützung öffnen.