In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
„Die Kunst liegt im Auge des Betrachters“ – lässt man die dem Geschmack zugrunde liegende Interpretation dieses Sprichwortes außer acht und schenkt der wortwörtlichen Übersetzung Beachtung, gelangt man zu dem Grundsatz, dass Kunst mit den Augen wahrgenommen werde. Dabei gelte die Kunst als ein von Natur aus visuelles Medium, das für viele Besucher:innen von Kunstmuseen und Ausstellungen in dieser Form keine Hürde darstellt.
Dieser Grundsatz exkludiert jedoch eine ganz bestimmte Besuchergruppe: Was ist mit Menschen, die von einer Sehbehinderung betroffen sind und kaum bzw. nicht in der Lage sind, Eindrücke mit den Augen wahrzunehmen? Ist ein Besuch in einem Kunstmuseum oder einer Galerie dann einfach nicht das Richtige für blinde und sehbehinderte Menschen und es sollte eine alternative Freizeitgestaltung gewählt werden?
Die zuletzt gestellte Frage beschreibt einen noch in der heutigen Gesellschaft existenten Gedanken, der unserer Meinung nach fern ab von Inklusion liegt.
Genau hier sahen wir Potenzial, den Besuch von Kunstausstellungen in Museen und Galerien blinden- und sehbehindertengerechter zu gestalten. Dabei möchten wir gezielt Personen ansprechen, die über die visuelle Komponente verfügen und damit für Personen, denen die visuelle Komponente fehlt, entwerfen. Das Ziel war es, ein System zu erarbeiten, mit dem Kunst künftig non-visuell erlebbar umgesetzt werden kann, um Menschen mit einer Seheinschränkung den Zugang zu ermöglichen und sehenden Besucher:innen ein erweiterndes Kunsterlebnis zu bieten.
Zusammengefasst in einem Kompendium aus zehn Kapiteln sind möglichst alle relevanten Themenpunkte bezüglich der sehbehinderten- und blindengerechten Gestaltung von Kunstausstellungen festgehalten, die als universeller Leitfaden für Museen, Museumspädagog:innen, Kurator:innen und Gestalter:innen dienen können.
Im Rahmen unserer Bachelorarbeit wurden drei Kapitel final ausgearbeitet, bei den restlichen Kapiteln handelt es sich bisher um Dummies. Wir streben an, die Dummy-Kapitel in kommender Zeit fertigzustellen.
Bei den final ausgearbeiteten Kapiteln handelt es sich um Kapitel 5, 6 und 7. In jedem Kapitel sind QR-Codes integriert, die eine digitale Ergänzung der Inhalte ermöglichen. Zu Ende eines jeden Unterthemas sind sog. „Best Practice“-Seiten integriert, die die wichtigsten Inhalte möglichst knapp und auf einen Blick zusammenfassen. Sie sind in der Breite gekürzt, sodass sie Seiten schon bei schnellem Durchblättern zu finden sind.
Kapitel 5 thematisiert, worauf es bei der räumlichen Planung von sehbehinderten und blindengerechten Ausstellungen ankommt. Darin wird erläutert, was ein Bodenleitsystem ist und wie es angewendet werden muss, wie Beschriftungen an Wänden und Türen bestmöglich umgesetzt werden, wie Piktogramme die Orientierung vereinfachen und warum taktile Übersichtspläne des Gebäudes so sinnvoll sind. Um die Informationen spannend zu vermitteln, wurden kleinformatige Elemente sowie Elemente zum Ausklappen ins Layout integriert.
Kapitel 6 beschreibt vor allem den korrekten Umgang mit Typografie, Layout und Bild für sehbehinderte und für blinde Menschen. Separat eingelegte Papierbeispielseiten zeigen die optimalen Qualitäten für die Papierwahl. Ein eingelegtes, taktiles Braille-Alphabet zum Aufklappen kann ertastet werden und ermöglicht nochmals ein tieferes Verständnis für die Thematik auf Nutzer:innen-Seite. Um die Umsetzung der Informationen für die Nutzer:innen so einfach wie möglich zu gestalten, können durch das Scannen der QR-Codes InDesign Templates auf der Website heruntergeladen werden.
Kapitel 7 beinhaltet, worauf es bei der optimalen Erstellung von Audiotexten für Audioguides ankommt und wie taktile Elemente erstellt und angewendet werden können, um die Kunst auf anderer Sinnesebene wahrzunehmen. Durch das Scannen der QR-Codes können die Beispieltexte auditiv abgespielt werden, um einen Eindruck davon zu bekommen, in welcher Geschwindigkeit und wie optimal gesprochen werden muss.
Aus dem Designalltag von Gestalter:innen ist bekannt, dass die Konzeption und Bearbeitung von Inhalten immer mit einem gewissen Zeitdruck einhergeht. Bei der Nutzung von Hilfsmitteln/ Leitfäden ist es somit wichtig, dass die nötigen Informationen schnell gefunden und angewendet werden können. Auch ist es sinnvoll, Themen separat zugänglich zu machen, sodass Inhalte gezielt genutzt werden können. Da es sich bei Designer:innen um Personen aus der Kreativbranche handelt, wird sehr auf die Ästhetik des Produktes geachtet und gerne zu optisch attraktiven Hilfsmitteln gegriffen. Dieser Zielgruppe sind Fachbegriffe aus dem Bereich Typografie, Gestaltung von Innenräumen und medialen Geräten bekannt. Kurator:innen und Museumspädagog:innen wissen um die selben Problematiken, mit dem Unterschied, dass Fachbegriffe nicht grundsätzlich voraus zu setzen sind und es somit einer Erläuterung bedarf.
Um diesen individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden, lässt sich das Kompendium flexibel zusammenstellen – die Kapitel können als Ganzes, oder nach Interessengebieten und Budget einzeln gewählt werden.
Zur Erläuterung von Fachbegriffen wurde ein Glossar in einem handlichen, quadratischen Format erstellt. Eine Schraube in der linken oberen Ecke ermöglicht das Ausdrehen der Seiten und somit einen spielerischen Umgang mit dem Produkt.
In einer Checkliste, die der Selbstoptimierung dient, können auf der Rückseite themenspezifische Fragen nach dem Multiple Choice System mit Ja und Nein angekreuzt werden. Wird Nein angekreuzt, besteht auf der Vorderseite die Möglichkeit, einen Alternativvorschlag zu notieren.
Eine Bestellübersicht informiert über die Auswahl der Kapitel und lässt sich von Hand beschriften. Damit das Kapitelsystem richtig verstanden wird, durfte eine Anleitung nicht fehlen. Diese ist an die Bestellübersicht angeheftet und verfügt über einen QR-Code auf der Rückseite, der auf die Website führt.
Als Awareness-Produkte dienen Abreißer, die sich in Museen aufhängen lassen, sowie Postkarten und Sticker, die ebenfalls ausgelegt oder gezielt mit der Post versandt werden können.
Bei der digitalen Variante, in Form einer Website und einer zugehörigen App, handelt es sich um die Ergänzung des analogen Print Produktes und nicht um die Repetition des gesamten Inhaltes. Der Fokus sollte auf einem Print-Produkt bleiben, das aber mit der digitalen Ergänzung auch eine zukünftige Erweiterung der Inhalte ermöglicht.
sehr coole idee! wäre toll, wenn das umgesetzt werden würde!
neighbor
nice project giiiirlss
Anonym
definitiv dranbleiben!!!! unglaublich wichtiges thema, finde ihr habt das wirklich toll gemacht
Anonym
Kompliment, dass Ihr Euch an dieses super spannende schwere Thema herangewagt und es Euch in vielen Recherche-Richtungen - bis in Tiefen deutlich tiefer als für den Bachelor üblich - erschlossen habt! “Ultra” gute Leistung! Ich schließe mich den Vorgänger-Kommentaren an: Lasst es nicht dabei! Es geht hier nicht nur um sehbehinderte Menschen sondern auch um die Sehenden! Eine riesen Chance uns allen die Faszination Kunst mit allen Sinnen und den ganz besonderen Fähigkeiten der “Anderssehenden” begreifbar und erlebbar zu machen! Danke!
Martin van der Sande
Wow! Tolle Umsetzung des Themas! Macht was draus! Viel Erfolg im Berufsleben!
Oliver
Ja, mega wichtiges Thema!
Kunst denjenigen inklusive zugänglich zu machen, die im Alltag ständig mit jeder Form von Barrierefreiheit zu kämpfen haben, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Anonym
Por fin hay alguien preocupándose de ese tema tan importante. Gracias por eso
Anonym
farben sind wahnsinn!
LB
Ey so schön wie sinnvoll!
Kai-Uwe Lehanka / www.lehanka.de
Sehr schöne Arbeit!
Sonnige Grüße aus der #denkscheune
Torsten Becker
Marlén und Selina, Gratulation!
Interesse an einem Job bei carbonauten - the minus CO2 factory? Dann freue ich mich auf einen Austausch: torsten.becker@carbonauten.com
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neighbor
Anonym
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Martin van der Sande
Oliver
Anonym
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LB
Kai-Uwe Lehanka / www.lehanka.de
Torsten Becker
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