Gestaltung einer digitalen Anwendung.
Ein bestimmter Problemraum wird exploriert und eingegrenzt, für welchen anschließend Lösungen konzipiert und in einer digitalen Anwendung zusammengeführt werden.
Der Kursverlauf
Die Studierenden analysieren zunächst das Werteversprechen (Value Proposition) einer bereits existierenden digitalen Anwendung. Sie stellen Nachforschungen an um die von ihr addressierte Nutzendengruppe und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und zu dokumentieren. Basierend darauf wird ein selbstformuliertes Werteversprechen für eine neue Anwendung erarbeitet, die jene Nutzendenbedürfnisse neu priorisiert aufgreift.
Die definition der Nutzendengruppe sowie das erarbeitete Werteversprechen werden im Semesterverlauf mit wachsenden Erkenntnissen stetig und iterativ angepasst.
Die Studierenden begeben sich etwa zur hälfte des Semesters, parallel zu laufenden Nachforschungen, in den Lösungsraum und erarbeiten Ideen für Produktfeatures, welche bestimmte Nutzendenbedürfnisse addressieren. Die vielversprechendsen Ideen werden evaluiert und in einer geordneten, gemeinsamen Informationsarchitektur – zu einer Anwendung – zusammengeführt.
Die Lernziele
Ziel ist die Vermittlung grundlegender Methoden der menschzentrierten gestaltung digitaler Produkte:
Qualitative und quantitative User-Research-Methodik,
Framing gesammelter Erkenntnisse – etwa in Form von Personas, Competitor Maps, Jobs To Be Done,
Der Value Proposition Canvas als Werkzeug zur Dokumentation und Definition eines Funktionsumfangs,
Erstellung von groben und granularen User Flows zur Betrachtung und Bewertung aktueller und potenzieller Bedienhandlungen,
Ideationsmethodik zur kreativen Lösungsfindung.
Des Weiteren wird das Wissen der Studierenden rund um die Thematik des grafischen Interface Designs erweitert, was die Studierenden künftig erleichtern soll, die Wirkung ihres Gestalteten auf Nutzende besser einzuschätzen und schnell auf visuelle und funktionale Gestaltungskoventionen zurückzugreifen.
Ziel ist es, den Online-Terminvergabeprozess für Visa-Anträge und konsularische Dienstleistungen durch ein innovatives, nutzer/innen zentriertes Design zu optimieren und so internationale Antragsteller/innen effektiv zu unterstützen.
1. Ausgangssituation und Hintergrund:
Die digitale Plattform des Auswärtigen Amts (RKS Termin) zeigt gravierende Mängel in Bezug auf Informationsarchitektur und Benutzer*innenführung, was sich unmittelbar auf das visuelle Erlebnis auswirkt:
Informationsdesign:
Präsentation von visa‑relevanten Informationen in dichten, unstrukturierten Textblöcken.
Fehlende Filtermöglichkeiten und Personalisierung, wodurch essenzielle Details verloren gehen.
Unzureichender visueller Hierarchieaufbau und mangelnde mobile Optimierung beeinträchtigen die Nutzer*innenfreundlichkeit.
Terminvergabesystem:
Beschränkung der Terminbuchung auf einen Zeitraum von vier Wochen führt zu konstant ausgebuchten Slots.
Keine Alternativen für dringende Fälle (z. B. Wartelisten oder automatisierte Benachrichtigungen bei Terminverfügbarkeiten).
Stornierte Termine werden nicht automatisch wieder freigegeben, was die Planungssicherheit reduziert.
Navigation und Usability:
Komplexe Seitenarchitektur mit mehrfachen, redundanten Weiterleitungen.
Inkonsistente Platzierung von Navigationselementen und fehlende „Zurück“-Funktion erschweren das Nutzer*innenerlebnis.
Eine inkohärente Menüstruktur ohne responsive Anpassung führt zu einem insgesamt frustrierenden Prozess.
2. Zentrale Fragestellungen (How Might We):
Das Projekt adressiert folgende HMW-Fragen, um den bestehenden Herausforderungen zu begegnen:
Interaktion & Visual Guidance:
Wie leiten wir die Nutzer/innen durch klar gestaltete, interaktive Elemente, sodass intuitiv erkennbar ist, wo und wie geklickt werden soll?
Erweiterung des Nutzer/innenerlebnisses:
Wie können wir die Nutzer/innen auch über die digitale Plattform hinaus unterstützen – etwa durch ergänzende visuelle Informationen und kontextbezogene Hilfestellungen?
Ganzheitliche Prozessoptimierung:
Welche zusätzlichen Design-Ansätze und Prototyping-Methoden helfen, den komplexen Visa-Antragsprozess übersichtlicher und zugänglicher zu gestalten?
3. Identifizierte Painpoints:
Externe Dienstleister/innen für Schengen-Visa:
Da für Schengen-Visa ein externer Dienstleister zuständig ist, fokussiert sich das Konzept ausschließlich auf den nationalen Visa-Prozess.
Intransparente interne Abläufe:
Zahlreiche und undurchsichtige interne Prozesse erschweren es, einen klaren und nachvollziehbaren Nutzer*innen-Flow zu entwickeln.
Komplexe Informationsarchitektur:
Die Vielzahl und Vielschichtigkeit der Inhalte erfordert eine präzise Fokussierung auf spezifische Use Cases, um ein kohärentes visuelles und funktionales Gesamtkonzept zu schaffen.
4. Detaillierter Userflow:
Der typische Ablauf einer internationalen Antragstellerin/eines internationalen Antragstellers wird aus designtechnischer Sicht folgendermaßen optimiert:
Recherche und Informationsbeschaffung:
Die Nutzer/innen beginnen mit der Online-Recherche und gelangen zur Website der deutschen Botschaft.
Erste Informationen werden oberflächlich aufgenommen, während notwendige Dokumente zusammengestellt werden.
Informationsüberflutung und Unsicherheit:
Die Fülle an Texten führt zu einer visuellen Überladung, die wichtige Details in den Hintergrund drängt.
Die Anwender/innen werden durch das unübersichtliche Layout in ihrer Orientierung behindert.
Terminbuchung:
Die Nutzer/innen navigieren zur Terminbuchungsseite, füllen das Formular aus und buchen einen Termin.
Längere Wartezeiten auf Terminbestätigungen verschärfen das Nutzer*innenerlebnis.
Nachbearbeitung und Wiederholung:
Nach der Terminbestätigung werden alle Unterlagen fristgerecht eingereicht.
Bei Unklarheiten oder Problemen wiederholt sich der Prozess, was zu zusätzlichem organisatorischem Aufwand führt.
5. Design und Styleguide:
Der Styleguide von KonradAI definiert klare visuelle und funktionale Richtlinien:
Farbschema:
Primärer Hintergrund (Elevation Lvl. 0):#FAFAFF
Text (Standard, Hover, Pressed):#6332FF
Primäre Aktionsfarbe:#3A02EC
Hintergrund Elevation Lvl. 1 und Disabled State:#EEFOF2
Standardisierte Logogrößen (16, 24, 32, 40, 48, 56 Pixel) für ein einheitliches Erscheinungsbild.
Komponenten und Barrierefreiheit:
Einsatz von UL Kit Gridstudio zur Entwicklung flexibler und adaptiver Komponenten.
Alle Designelemente wurden hinsichtlich Barrierefreiheit geprüft und optimiert.
6. Funktionalitäten von KonradAI
Im Fokus stehen innovative Funktionen, die den gesamten Antragsprozess durch designzentrierte Ansätze verbessern:
*Onboarding und Nutzerinnenregistrierung:**
Ein intuitives, visuell ansprechendes Onboarding, bei dem die Nutzer*innen ihren Namen und ihre E-Mail-Adresse eingeben.
Zustimmung zu AGB und Datenschutzrichtlinien erfolgt in einem klar strukturierten Schritt.
Visum-Auswahl und personalisierte Abfrage:
Interaktive Abfragen (Herkunftsland, Reiseziel, Aufenthaltsdauer) ermitteln den passenden Visa-Typ.
Visuelle Hilfestellungen leiten die Nutzer*innen durch den Auswahlprozess.
Datenüberprüfung und Bestätigung:
Alle Eingaben werden übersichtlich zusammengefasst und visuell hervorgehoben.
Die Nutzer/innen können vor finaler Bestätigung Anpassungen vornehmen, um Fehler zu vermeiden.
KI-gestützte Unterstützung und Chat-Funktion:
Der integrierte KI-Chatbot „Konrad“ bietet personalisierte Hilfe, etwa bei der Suche nach freien Terminen.
Durch interaktive, dynamische Elemente wird der Buchungsprozess transparenter und nutzer/innenfreundlicher gestaltet.
7. Zielgruppen und Administration:
Endnutzer/innen:
Internationale Studierende und Antragsteller/innen mit begrenztem technischen Vorwissen.
Beispiel: Inaya, 23 Jahre alt, Studierende aus Südafrika, die einen intuitiven, visuell ansprechenden Prozess erwartet.
*Systemadministratorinnen:**
Konzeptuell vorgesehenes technisches Personal, das für Wartung und Betreuung des Systems verantwortlich ist.
8. Prozessbeschreibung und Herausforderungen:
Aktueller Ablauf:
Terminbuchungen erfolgen in einem 4-Wochen-Rhythmus.
Unterlagen werden sowohl digital als auch physisch eingereicht.
Termine müssen mindestens 24 Stunden vorab storniert werden.
Bestehende Herausforderungen:
Überlastete Systeme führen zu langen Wartezeiten.
Komplexe, unklare Navigation mit redundanten Weiterleitungen.
Fehlende Echtzeit-Updates zur Terminverfügbarkeit.
Konzeptionelle Ansätze und Lösungsstrategien:
Zur Optimierung des Visumsprozesses setzt KonradAI auf folgende designorientierte Maßnahmen:
Automatische Visa-Typ-Erkennung:
Visuelle und interaktive Elemente unterstützen die korrekte Identifizierung des Antragsformulars.
Visuelle Prozessbegleitung:
Strukturierte, kontextbasierte Hilfen führen die Nutzer*innen Schritt für Schritt durch den gesamten Antragsprozess.
Dynamische, interaktive Gestaltungselemente minimieren Unsicherheiten und fördern die Nutzer/innenfreundlichkeit.
Genderneutrale Sprache wurde für diese Dokumentation besonders berücksichtigt, da Kirby das Sternchen als italic-Text interpretiert, der „/“ verwendet.