Der Titel dieser Thesis lautet Soziale Innovation –Entwicklung einer Designstrategie zur Förderung des Wirkungsmanagements von Impact Startups.
Beim Begriff „Innovation“ denken wir oft an technologische Innovationen – Es gibt aber auch soziale Innovationen.
Soziale Innovationen sind neuartige Ansätze und Lösungen, die darauf abzielen, den Status Quo sozialer Praktiken zu hinterfragen und wünschenswert zu verändern. Technologische und soziale Innovationen schließen sich dabei nicht gegenseitig aus, im Gegenteil: Sie gehen oft einher. Am Beispiel des Car-Sharings ist dies gut erkennbar: Hier werden technologische Innovationen wie digitale Sharing-Plattformen und die soziale Innovation, dass Autos auch ein Gemeinschaftsgut statt Privateigentum sein können, kombiniert.
Insbesondere Sozialunternehmen setzen soziale Innovationen mit unternehmerischen Mitteln um und verbinden somit gemeinwohlorientierte Missionen mit Wirtschaftlichkeit, um eine positive Veränderung in der Gesellschaft zu bewirken. Impact Startups sind junge Sozialunternehmen, die gezielt technologische Innovation für einen positiven, gesellschaftlichen Impact einsetzen.
Beide Unternehmensformen sind essenziell im Ansprechen von gesellschaftlichen Herausforderungen, da sie im Gegensatz zur Politik und Wirtschaft eine Bottom-Up Dynamik verfolgen und oftmals von Menschen initiiert werden, die die Konsequenzen dieser Herausforderungen selbst erlebt und eigene Lösungsansätze – Ähnlich zu Designer:innen – gestaltet haben.
Im Gegensatz zu klassischen Unternehmen sind Sozialunternehmen und Impact Startups jedoch nicht profitorientiert, sondern wirkungsorientiert – Das oberste organisatorische Ziel ist es, eine positive gesellschaftliche Wirkung zu erzielen. Genauso wie profitorientierte Unternehmen verstehen und belegen müssen, wie sie Profit generieren, müssen Sozialunternehmen und Impact Startups ebenfalls nachweisen, dass sie und wie sie Wirkung erzielen.
Wirkungsmanagement bezeichnet hier den systematischen Prozess der Planung, der datenbasierten Analyse, des Lernens, Verbesserns und Kommunizierens der Wirkung einer Organisation.
Es ermöglicht Sozialunternehmen, Impact Startups, wirkungsorientierten Projekten und Organisationen, konkrete Wirkungsziele zu setzen, ihre Fortschritte datenbasiert zu überwachen, ihre Strategien zu optimieren und Transparenz gegenüber Stakeholdern zu gewährleisten. Durch ein effektives Wirkungsmanagement können diese Organisationen ihre Ressourcen gezielter einsetzen und ihren Beitrag zur Gesellschaft maximieren. Wirkungsorientierte Organisationen müssen jedoch eng mit ihren Zielgruppen zusammenarbeiten – sonst riskieren sie, unbeabsichtigte oder sogar negative Effekte zu erzeugen.
Eine der zentralen Methoden, um Wirkungsmanagement zu betreiben, ist die sogenannte Wirkungstreppe: Sie beschreibt die Beziehung zwischen den erbrachten Leistungen einer Organisation und ihren Wirkungszielen.
Die Wirkungstreppe dient dabei lediglich als Blaupause für Organisationen. Deren Aufgabe ist es nun, für jede Stufe eine eigene Definition für den eigenen Kontext zu finden. Ist die Wirkungstreppe individualisiert worden, hat man den ersten Schritt (Wirkung planen) des Wirkungsmanagements erreicht. Um die weiteren Schritte durchlaufen zu können, müssen die Stufen der Wirkungstreppe jedoch noch mit Indikatoren gekoppelt werden – Also einer Datenart, die aufzeigt, ob das Stufenziel erreicht wird oder nicht. Je nach Stufe und Indikator gibt es hier auch unterschiedliche Datenerhebungsmethoden:
Im Rahmen dieser Thesis wurde das Wirkungsmanagement als zentraler Hebel für das nachhaltige Bestehen und den Erfolg für Sozialunternehmen identifiziert, dessen Umsetzung in der Praxis jedoch einer Gestaltungslösung bedarf.
Gemeinsam mit 5 Sozialunternehmer:innen und Expert:innen in der sozialen Innovation wurde daher im Design Thinking Prozess eine Lösung in zwei Iterationen entwickelt, die Sozialunternehmer:innen ermöglicht, ein eigenes Wirkungsmanagement in ihrer Organisation aufzubauen.
So entstand das Impact Management Hub: Eine digitale Plattform, die Sozialunternehmen zum zielgruppenorientierten Wirkungsmanagement befähigt.
Hierfür vereint das Impact Management Hub folgende Funktionen:
Community-Management: Um ein effektives Wirkungsmanagement aufzusetzen, ist die enge Zusammenarbeit mit den Zielgruppen notwendig. Hier kann man die eigene Zielgruppe befragen oder mit ihnen zusammen Wirkungsziele definieren.
Kurszentrum: Hier findet der Kompetenzaufbau im Wirkungsmanagement statt. Hierdurch wird es Sozialunternehmer:innen ermöglicht, sich die nötigen Kompetenzen für das Wirkungsmanagement selbst anzueignen, anstatt die Kompetenzen extern einzukaufen.
Wirkungszentrum: Das Wirkungszentrum ist das Herzstück des Impact Management Hubs. Hier findet das Wirkungsmanagement der Organisation statt – Mit der individualisierten Wirkungstreppe werden hier die Zusammenhänge zwischen den erbrachten Leistungen einer Organisation, ihren Wirkungszielen, ihre Indikatoren und Datenerhebungsmethoden entlang des Wirkungskreislaufes dargestellt.
Als kommunikativer Rahmen der Thesis wurde das Unternehmen socio entwickelt: socio ist ein B2B Impact Startup mit der Mission, anderen Impact Startups zum Wirken zu verhelfen – Mittels des Impact Management Hubs.
Fazit: Wirkungsmanagement bietet wirkungsorientierten Organisationen wie Sozialunternehmen und Impact Startups eine systematische Methode, um ihre Wirkungs-Zielsetzungen datenbasiert und iterativ zu überprüfen, ihre Strategien zu optimieren und Transparenz gegenüber Stakeholdern zu schaffen. Damit wird sichergestellt, dass das “Wirken” nicht nur ein idealistischer Anspruch bleibt, sondern in der Praxis auch realisiert, legitimiert und kontinuierlich verbessert wird.
Wirkungsmanagement bietet über den Rahmen dieser Thesis hinaus das zukünftige Skalierungspotenzial, wirkungsorientierten Institutionen – wie zum Beispiel dem Öffentlichen Personenverkehr, dem Gesundheitssystem oder sogar der Gesetzgebung – eine datenbasierte Legitimationsbasis zu schaffen, wodurch auch eine größere Akzeptanz gegenüber nicht-profitorientierten Unternehmen und Prozessen erreicht werden könnte.
Diese Thesis zeigt auch, wie strategisches Design als methodische Begleitung sozialer Innovationen fungieren kann – indem es nicht nur Werkzeuge und Wissen bereitstellt, sondern auch Ko-Kreation ermöglicht, die richtigen Stakeholder vernetzt, Prozesse moderiert und validierte Lösungen kreiert.
Diese Arbeit fand im Rahmen einer Kooperation mit dem Fraunhofer IAO – Center for Responsible Research and Innovation statt.