In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
ERINNERN. ist ein multimediales Vermittlungskonzept, das Passant:innen in Stuttgart die Geschichte der NS-Zeit in ihrer unmittelbaren Umgebung näher bringt. An relevanten Orten platzierte Aufsteller wecken Interesse, während zusätzliche Medien, wie eine kleine Broschüre und eine Website, tiefergehende Informationen anbieten.
Gerade jungen Erwachsenen fehlt umfängliches Wissen über den Nationalsozialismus, was auf unzureichende und nicht zielgruppengerechte Vermittlung, unattraktiven Geschichtsunterricht und das Sterben von Zeitzeug:innen zurück zu führen ist. Dieses fehlende Wissen führt zu Fehldeutungen, Verharmlosungen und im schlimmsten Fall zu häufigeren antisemitischen und rassistischen Vorfällen. “ERINNERN.” ist als ein niedrigschwelliges, attraktives Konzept für junge Erwachsene entwickelt worden, das zur Auseinandersetzung mit der NS-Zeit anregt und damit kommende Generationen im Alltag sensibler handeln lässt.
Der erste Berührungspunkt des Konzepts befindet sich im öffentlichen Raum. Direkt vor den relevanten Orten der NS-Zeit werden Aufsteller platziert, die durch zeitgemäße Gestaltung und verschiedene Aufstellergrößen als Blickfang fungieren. Diese vermitteln kompakte Informationen des jeweiligen Ortes, informieren über Persönlichkeiten der Opfer und Täter:innenseite und sowohl örtliche, als auch zeitliche Abläufe. Die verschiedenen Informationen befinden sich auf einzelnen Platten und können so, je nach vorhandener Informationsdichte zum Ort, variieren.
Durch einen aufgedrucktem QR Code gelangen Passant:innen auf eine digitale Oberfläche, die tiefergreifende Informationen vermittelt. In Bild-, Audio-, Video- oder Textform lernen sie die Orte und deren Geschichte kennen. Die Ergänzung der digitalen Oberfläche, sowie ihr Aufbau, ermöglichen je nach Interesse, Zeit und emotionaler Belastbarkeit den Umfang der Informationen zu steuern. Zusätzlich ermöglicht eine, nach Themen filterbare, Stadtkarte das Erkunden weiterer Orte in der Umgebung. Außerdem finden Passant:innen eine Übersicht anderer Institutionen, die sich ebenfalls mit dem Nationalsozialismus in Stuttgart auseinandersetzen. Zusatzfunktionen wie die Möglichkeit Orte zu speichern, um sie später zu besuchen, das digitale Angebot auch auf Englisch zu nutzen, sowie eine Vorlesefunktion für den Textinhalt, machen die digitale Oberfläche besonders nutzer:innenfreundlich.
Alle relevanten Stuttgarter Orte sind für Passant:innen ebenfalls in einem Booklet zusammengefasst und auf einer Stadtkarte markiert. Diese sind in Institutionen, Museen oder Läden in der Nähe der Orte erhältlich. Als Hinweis für das analoge Material dient ein Sticker an der Türe.
Ziel ist es durch die informativen und ansprechend gestalteten Medien, Wissen mit einem Alltagsbezug zu vermitteln. Es ist wichtig Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Exklusion und Homophobie zu erkennen und diesen verankerten Mechanismen entgegenzuwirken. Nicht zu erinnern bedeutet vergessen und vergessen maximiert das Leid der Opfer.
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LB
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