Ein Projekt zwischen Design-Sprint, Minimum Viable Product und User Centered Design.
Schwerpunkte der Interaktionsgestaltung und Internet der Dinge
Wie macht man ein Design-Projekt in einem interdisziplinärem Team?
Wie erlangt man schnell zu Erkenntnissen und Entwürfen im Lösungsraum?
Ein Projekt zwischen Design-Sprint, Minimum Viable Product und User Research.
Workshops mit Externen und Internen Dozierenden ergänzen das Projekt.
Lehrinhalt
Lean Frameworks und Designmethoden.
Lernziel »Wir irren uns empor« (Harald Lesch).
Analytische Herangehensweise und Erkenntnisgewinn aus (gescheiterten) Projekten.
Mit einigen Leitplanken ist das Fehler-Machen erwünscht und dient dem Lernprozess! Nicht das Ergebnis steht im Vordergrund, sondern der Prozess.
Prof. Hans Krämer, Prof. Jens Döring, Lena Fricke, Prof. Günther Biste, Prof. Dr. Markus Weinberger, Vanessa Stoeckel
safeway — Einsatzwagen Erkennung
Intro
Eine Situation, wie die folgende, haben viele schon einmal beobachtet, wenn nicht sogar selbst miterlebt.
Ein Autofahrer wartet an der Ampel darauf, dass er weiter fahren darf. Beim langen Warten schweifen die Gedanken und die Aufmerksamkeit gilt immer weniger dem Straßenverkehr. Endlich geht es weiter, doch auf die entgegenkommenden Rettungsfahrzeugen folgt erst eine späte Reaktion. Ausgewichen werden muss nun in eine Andere Straße und der gesamte Verkehrsfluss ist für diesen Moment zum stehen gekommen.
Das ist der Ausgangspunkt für unser Konzept safeway, wobei sich folgende Fragestellungen ergaben, einmal mit dem Fokus auf regulären Autofahrern und einmal mit dem Fokus auf Einsatzkräften:
»Wie können wir es schaffen, dass Einsatzwagen eine bessere Durchfahrt im Strassenverkehr ermöglicht wird, sodass diese schneller am Einsatzort eintreffen und Menschenleben gerettet werden können.«
»Wie können wir es schaffen, dass Autofahrer Einsatzfahrzeuge früher erkennen, sodass Autofahrer vorausschauender reagieren können und dadurch nicht in eine Stresssituation geraten.«
Prozess
Recherche
Mit Interviews und Umfragen haben wir uns mit den Primärnutzern (Autofahrern) und Sekundärnutzern (Einsatzkräfte und Leitstellen) vertraut gemacht. Im Weiteren haben wir durch Sekundärrecherche und Experteninterviews den Gestaltungsraum und Rahmenbedingungen erkundet.
Zentrale Erkenntnisse
zu Verkehrsteilnehmern
Unübersichtlichkeit
Autofahrer erkennen häufig erst spät, aus welcher Richtung sich ein Rettungsfahrzeug nähert.
Stress/Panik
Die unerwartete Situation führt bei einigen Autofahrern zu Stress, welcher durch Kurzschlusshandlungen zu gefährlichen Situationen führen kann.
zu Rettungsdiensten
Cognitive Load
Einsatzkräfte sind während der Fahrt sehr beschäftigt. Zusätzliches System würde noch mehr Stress verursachen.
Unberechenbarkeit
Unvorhersehbare Reaktionen von Autofahrern können gefährliche Situationen verursachen.
Störfaktor
Einsatzkräfte erkennen sich selbst als Störfaktor und nehmen viel Rücksicht auf ihre Verkehrsteilnehmer.
zu Technologie
Connected Car
Relevante Felder finden sich sowohl in etablierten Technologien, wie etwa On-board Diagnostics, Mobilfunk-Technologien und Systemen für den Rettungseinsatz, als auch in aufstrebenden Feldern wie Car2X im Bereich der Fahrzeugkommunikation und der KI unterstützten Vorhersage von Fahrverhalten.
Henne-Ei-Problem
Für effektive Kommunikation, zwischen Fahrzeugen, ist eine vorhandene Infrastruktur Voraussetzung. Fehlen passend ausgestattete Fahrzeuge, ist ein Ausbau der Infrastruktur nicht attraktiv und fehlt umgekehrt die Infrastruktur, sind entsprechend ausgestattete Fahrzeuge nicht attraktiv.
Design Prinzipien
1. Vom panisch Umherschauen, zur Erkennung auf einen Blick.
Das Device soll, durch seine Darstellung und Hinweise, ein Rettungsfahrzeug frühzeitig signalisieren, bevor das Blaulicht oder Martinshorn bemerkt wird.
2. Vom zu späten Erkennen von Gefahren, zur Früherkennung.
Das Device soll die Richtung, aus der Rettungsfahrzeuge sich nähern, auf einen Blick erkennbar machen, durch farblich unterschiedliche Pfeile und evtl. einer Audioausgabe.
3. Von keiner Information, zu einer relevanten Informationsübersicht.
Das Device soll alle, für den Nutzer relevanten Informationen, über die Begegnung mit einem Rettungsfahrzeug, übersichtlich darstellen. Dazu zählen z.B. die Entfernung zum eigenen Fahrzeug, die Kreuzungsrichtung usw.
Konzept
Zentraler Teil unseres Entwurfs ist es, Nutzern neue Information zur Verfügung zu stellen. Dadurch möchten wir diesen helfen ihr Verhalten im Straßenverkehr, an unübliche Situationen, anzupassen: Aufeinandertreffen mit Einsatzwagen bei Signalfahrt der Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei.
Unser erster Entwurf war ein eigenständiges Gerät, das in jedem Fahrzeug Verwendung finden könne. Beim Test als Minimum Viable Product, konnten wir herausfinden, dass grundlegendes Interesse besteht. Jedoch gab es kaum Bereitschaft, unter den Teilnehmern, ein weiteres Gerät, im Innenraum des eigenen Fahrzeuges, anzubringen.
Anhand neuer Erkenntnisse, wie dieser, haben wir unser Konzept, im laufe des Semesters, weiterentwickelt. Durch diesen Prozess beinhaltet unser Konzept nun einen neuen Funktionsumfang für etablierte Navigationssysteme.
Das heißt, in der jüngsten Iteration unseres Konzepts, möchten wir Daten erheben, verarbeiten und zur Verfügung stellen, um dadurch ein besser informiertes Verkehrsverhalten zu ermöglichen. Nutzer sollen dieses Angebot, über das Navigationssysteme auf ihren Smart Phones, welches sie bereits verwenden, in Anspruch nehmen können.
Funktionsweise
Der PKW übermittelt eine geplante Route und seine aktuelle Position an safeway Server. Bewegungsrichtung
Einsatzwagen berichten ihrer Leitstelle über Einsatzstatus und aktuelle Position. Dies ist auch schon Teil aktueller Systeme zur Einsatzleitung.
Die Leitstelle übermittelt nun Status, Art und Anzahl ausgerückter Einsatzwagen, sowie deren Position und Ziel, an safeway Server. Hier werden nun die Daten der safeway Nutzern in PKWs und der Leitstellen verarbeitet. Es werden Vorhersagen getroffen darüber, welche Nutzer auf welche Einsatzwagen treffen. Dadurch können gezielt nur die Daten, die notwendig sind, weitergegeben werden.
Im Falle eines wahrscheinlichen kreuzen mit einem Einsatzwagen, werden alle erforderlichen Informationen an das Navigationssystem des safeway Nutzers übermittelt. Dazu zählen Position und voraussichtliche Fahrtrichtung von Einsatzwagen, sowie die Form und Inhalt einer verbalen Benachrichtigung an den Fahrer des PKW. Dies passiert kurz bevor der Nutzer in Sichtweite des Blaulichts oder in Hörweite des Signalhorns ist und endet, sobald alle Einsatzwagen passiert sind. Ziel ist nur wirklich relevante Ereignisse anzukündigen und dabei minimal notwendige Informationen zu verwenden.
UI Konzept
Die Elemente unseres UI’s sind absichtlich simpel gestaltet, damit der Betrachter neben dem Steuern des Autos nicht zu viele Informationen gleichzeitig verarbeiten muss. Dementsprechend haben wir versucht, animierte Elemente, auch hinsichtlich Driver Distraction Guidelines, auf ein Minimum zu reduzieren. Tatsächlich ist nur das Element, dass die Live-Position des sich nähernden Einsatzwagens kennzeichnet, animiert. Somit kann das Auge die wichtigen Elemente sofort erfassen und erkennen. Das Hauptaugenmerkmal lag also darauf, dass wir mit möglichst wenigen Elementen und wenig Inhalt, soviel Information wie nötig vermitteln können.
Grundelemente
Auf der linken Seite befinden sich die statischen Elemente. Tritt eine potenzielle Gefahrensituation auf, bekommt der Nutzer zunächst einen allgemeinen Hinweis, wie viele und welche Art von Rettungsfahrzeugen sich nähern. Sobald das Fahrzeug in den Viewport eintritt ändert sich die Anzeige. Ist nur ein Rettungsfahrzeug in Reichweite, wird durch einen Pfeil die Richtung, aus der das Einsatzfahrzeug sich nähert, mit der genauen Entfernung in Metern ausgegeben. Bei mehreren wird hingegen angezeigt, wie viele der Fahrzeuge den Weg schon gekreuzt haben. Dadurch wird der Nutzer auf eventuell folgende Fahrzeuge hingewiesen und kann diese nicht so einfach übersehen. Ist eine Gefahrensituation vorüber, wird dies ebenfalls angezeigt. Diese Meldung wird dabei durch die farbliche Kodierung unterstützt.
Auf der rechten Seite befinden sich beweglichen Elemente. Genauer gesagt, die Indikatoren, welche die Position des jeweiligen Einsatzfahrzeuges ausgeben. Befinden sich die Fahrzeuge noch außerhalb des Viewports wird dabei die grobe Näherungsrichtung und die Anzahl der Fahrzeuge angezeigt. Sobald die Einsatzwagen sich im Viewport befinden wird ihre Live-Position solange übermittelt, bis sie den Nutzer passiert haben.
Zusätzlich zu den visuellen Elementen haben wir uns mit einer auditiven Unterstützung beschäftigt. Diese soll dem Nutzer Hinweise geben, wenn ein Rettungsfahrzeug sich nähert, ohne dass dieser den Blick von der Straße abwenden muss. Tritt eine solche Situation auf, soll ein passende Sprachausgabe abgespielt werden. Diese besteht aus 1) einem Warnton. 2) Einer Warnung vor sich nähernden Einsatzwagen, inklusive Anzahl, Richtung und, insofern möglich, Fahrtrichtung. 3) Einem Handlungshinweis, welcher dem Autofahrer eine passende Reaktionsmöglichkeit anbietet.
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Antje
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