In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
Prof. Carmen Hartmann-Menzel, Prof. Dr. Susanne Schade
Vilma – Digitale Intervention im Katastrophenschutz
Ein adaptiver Ansatz für die digitale Transformation der Einsatzkoordination bei Großschadensereignissen
Angesichts der zunehmenden Häufigkeit von Extremwetterereignissen in Deutschland und weltweit wachsen die Herausforderungen im Katastrophenschutz. Die Einsatzkoordination in Krisensituationen erfordert schnelles, präzises Handeln – dennoch nutzen Einsatzleitungen noch größtenteils analoge Werkzeuge wie Magnettafeln und Papierkarten, um Schadenslagen zu visualisieren und Informationen weiterzugeben.
Daten werden redundant erfasst, die korrekte Übermittlung von Meldungen ist abhängig von der Leserlichkeit einzelner Handschriften und die Dokumentation des Einsatzgeschehens mühselig und im Zweifel undurchsichtig. Der Katastrophen- und Bevölkerungsschutz benötigt eine digitale Revolution um den Anforderungen gerecht zu werden.
“Die analoge Arbeitsweise wirft uns oft mehr zurück, als es ein Stromausfall je könnte!”
– Matthias K., THW
Vom Klemmbrett zum Klick – das ist Vilma
Vilma ersetzt analoge Arbeitsweisen durch ein leistungsstarkes, digitales System und hebt die Einsatzkoordination bei Großschadensereignissen auf ein neues Level.
Von der Erfassung und Verwaltung von Schadensmeldungen oder Einsatzaufträgen bis hin zur Ressourcenplanung optimiert Vilma alle Abläufe in den Bereichen Kommunikation, Informationsaustausch und Lagedarstellung. Einsatzkoordinatoren behalten Gefahrenbereiche, Einheiten und Einsatzstellen jederzeit im Blick und können fundierte Entscheidungen treffen – gestützt auf ein flexibles, zuverlässiges System.
Das Projekt orientiert sich am Beispiel des Technischen Hilfswerk und dessen Fachzug Führung- und Kommunikation, welcher bei Großschadenslagen häufig die Koordination einzelner Einsatzabschnitte aus einer mobilen Führungsstelle heraus übernimmt.
Fernmelde-Modul – Kommunikation ohne Umwege
Fernmelder:innen sind dafür verantwortlich, eingehende Meldungen – ob Funksprüche, Telefonate oder E-Mails – aufzunehmen und Einsatzaufträge sowie Befehle nach außen weiterzuleiten. Das Fernmelde-Modul hilft dabei, diese Meldungen zu verwalten und zu priorisieren, sodass die wichtigsten Informationen zuerst übermittelt werden.
→ Vorgefertigte Vorlagen und smarte Eingabehilfen erleichtern die Erfassung und Nachvollziehbarkeit. So wird sichergestellt, dass entscheidende Informationen schnell und präzise in der Führungsstelle ankommen.
Sachgebietsleiter:innen 1 sind für die Verwaltung und Koordination des gesamten Personals und aller Einsatzkräfte in ihrem Einsatzabschnitt zuständig. Das S1-Modul stellt dafür Werkzeuge zur Schichtplanung, zum Lage- und Stärkemanagement sowie zur Zuweisung von Einheiten bereit.
→ Eine übersichtliche Listenansicht, smarte Filteroptionen und taktische Zeichen verbessern Struktur und Effizienz. Zudem erleichtern automatische Empfehlungen die Zuweisung passender Kräfte.
Sachgebiet 2-Modul – Die Lage voll im Griff
Sachgebietsleiter:innen 2 sind für die Lageführung und -darstellung im Einsatzabschnitt verantwortlich. Das S2-Modul bietet leistungsstarke Kartenfunktionen für eine präzise Schadens- und Gefahrenanalyse.
→ Durch Such- und Filteroptionen lassen sich Informationen gezielt abrufen, während verschiedene Kartenansichten und flexible Zoomstufen die Übersicht optimieren. In Schadenskonten werden alle relevanten Informationen zu gemeldeten Schadensstellen gebündelt.
Komplexer Einsatz, einfache Bedienung
Vilma vereint intuitive Bedienbarkeit mit leistungsstarken Analysefunktionen und einer flexiblen Architektur. Durch den engen Austausch mit der Nutzergruppe und iterative Optimierungen entstand ein System mit klaren Informationshierarchien, das die kognitive Belastung reduziert und schnelles, präzises Handeln selbst unter Zeitdruck ermöglicht.
Dank einer robusten LAN-Infrastruktur mit Offline-Funktionen bleibt die Einsatzleitung auch bei Netzausfällen jederzeit einsatzfähig.
Smartboards statt Whiteboards
Das Smartboard fungiert als zentraler Anlaufpunkt für alle Einsatzkoordinatoren in der Führungsstelle. Es bietet eine klare Übersicht über die aktuelle Lage sowie alle einsatzrelevanten Informationen. Der Lagemonitor kann zudem für Lagebesprechungen und Schichtübergaben genutzt werden. Die Gesamtübersicht und Steuerung des Smartboards erfolgt entweder per Touch oder über das Control Panel.
Smartboard als zentrale Lageübersicht
Control Panel
Das Control Panel, ist mit einem Dreh-Drück-Steller mit Neigungswinkeln ausgestattet, der die Navigation über die Lagekarte ermöglicht. Mit den Funktionstasten können einzelne Navigationspunkte und Kontextmenüs aufgerufen werden. So kann der Lagemonitor auch ganz bequem vom Sitzplatz aus bedient werden.
Mit Vilma wird ein neuer Standard für die Digitalisierung und Modernisierung im Katastrophenschutz gesetzt – für eine schnellere, effizientere und besser koordinierte Bewältigung von Krisensituationen.
Vilma in Aktion
Erweiterungspotenziale von Vilma
Über den akuten Einsatz hinaus eröffnet Vilma, durch die nun gewonnenen Daten, vielfältige Möglichkeiten:
→ digitale Einheitendatenbank erleichtert die Erfassung der Einheiten im Einsatz
→ automatisierte Dokumentation vereinfacht Lagebesprechungen und Einsatzübergaben
→ Analysen ermöglichen Prognosen zu Gefahrenpotenzialen und Materialbedarf
→ wertvolle Grundlage für Schulungen und Trainings