Wir befinden uns in einem spannenden kulturellen und technologischen Moment. Von technischen Innovationen wie KI-gesteuerter Bildverarbeitung, computergestützter Fotografie, neuen Hightech-Sensoren autonom fahrender Autos, VR/AR, 360°-Kameras bis hin zu sich radikal verändernden Kommunikations- und Konsumgewohnheiten. Selbst Restaurants und ganze Städte werden optimiert, um „instagram-würdig“ zu sein. Daher scheint es sicher, dass die Zukunft des “Sehens” im weitesten Sinne momentan völlig offen ist und sich die Möglichkeiten/Veränderungen schnell weiterentwickeln.
In diesem Kurs wurden die Studierenden aufgefordert, neue/veränderte Wege der aktuellen und zukünftigen Auffassung des Konzepts des Sehens zu erforschen. Von der Analyse und Verbesserung bestehender Objekte/Produkte/Werkzeuge/Dienstleistungen bis hin zur Präsentation radikaler neuer Arten des Sehens, um eine Debatte über ihre menschlichen Konsequenzen anzuregen - soziale, kulturelle und ethische Auswirkungen, sowohl positiv als auch negativ.
Die Projektergebnisse sollten in vielfältiger Form ausgedrückt werden, die von den Studierenden selbst gewählt wurden, z.B. durch Video und Fotografie von (zukünftigen) Artefakten, Produkten, Dienstleistungen, Prototypen, Visualisierungen, Demonstratoren bis hin zu verblüffenden interaktiven Erfahrungen.
Prof. Benedikt Groß, Dr. Eileen Mandir, Ansgar Seelen
Ida – künstliche Intelligenz als persönlicher Lebensberater
Künstliche Intelligenzen sind längst in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Egal ob in Industrie, Landwirtschaft oder dem privaten Gebrauch, überall finden sich Aufgaben, die mithilfe einer KI schneller, besser und präziser erledigt werden können.
Mit zunehmender Verbreitung künstlicher Intelligenzen steigt auch ihre Akzeptanz in der Gesellschaft. 2020 sahen mehr als zwei Drittel der Bevölkerung eine Chance in dem Einsatz von KI. Deutlich mehr als drei Jahre zuvor, wo der Wert bei gerade einmal 48% lag. Diese gesteigerte Akzeptanz lässt sich auf zwei Faktoren zurückführen: Zum einen eine bessere Aufklärung, zum anderen aber auch eine verstärkte Nutzung.[1]
Im Rückschluss bedeutet das, dass nicht nur gesteigertes Wissen dafür sorgt, dass wir künstliche Intelligenzen akzeptieren, sondern auch die schlichte, schleichende Gewöhnung an sie. Wir sind jedoch der Meinung, dass eine solche Technologie, die das Potenzial hat unser alltägliches Leben derart tiefgehend zu beeinflussen, gesellschaftlich reflektiert werden sollte.
„Menschen neigen dazu ihre Verantwortung an höhere Instanzen abzugeben.”[2]
Seien es Vorgesetzte, Politiker oder religiöse Figuren. Das ist an sich keine große Neuigkeit. Im Kontext einer persönlichen künstlichen Intelligenz bekommt diese Dynamik allerdings ein ganz anderes Gewicht.
Was passiert, wenn wir sensible Lebensentscheidungen von künstlichen Intelligenzen treffen lassen? Wie viel Freiheiten geben wir dadurch ab? Wer haftet im Zweifelsfall? Was macht das mit unserem Selbstbild? Und ist es überhaupt möglich emotionale Faktoren in Entscheidungen künstlicher Intelligenzen miteinzubeziehen?
Um uns mit diesen Fragen näher auseinanderzusetzen haben wir ein kritische Designprojekt in Form einer fiktiven Reportage entwickelt.
Unsere Reportage zeigt eine Zukunftsvision aus dem Jahr 2035, die sich mit der Frage beschäftigt welche Rolle künstliche Intelligenzen zukünftig in unserem Alltag einnehmen könnten. Sie zeigt eine smarte AR Brille, die mit der künstlichen Intelligenz „Ida“ verbunden ist. Rund um diese Brille aus dem Hause des fiktiven Herstellers Future Sense Solutions, werden verschiedene Situationen des Alltags beleuchtet. „Ida” nimmt hierbei die Rolle des Lebensberaters der Protagonistin ein.
[1] W&V, Gundelach, 2020: Studie: Die Mehrheit nutzt KI im Alltag. www.wuv.de/
specials/w_v_future_driven_marketing_day/studie_die_mehrheit_nutzt_ki_im_alltag#:~:text
=Mehr%20als%20zwei%20Drittel%20der,die%20Technologie%20im%20Alltag%20bringt (Stand: 16.01.21)