Wir befinden uns in einem spannenden kulturellen und technologischen Moment. Von technischen Innovationen wie KI-gesteuerter Bildverarbeitung, computergestützter Fotografie, neuen Hightech-Sensoren autonom fahrender Autos, VR/AR, 360°-Kameras bis hin zu sich radikal verändernden Kommunikations- und Konsumgewohnheiten. Selbst Restaurants und ganze Städte werden optimiert, um „instagram-würdig“ zu sein. Daher scheint es sicher, dass die Zukunft des “Sehens” im weitesten Sinne momentan völlig offen ist und sich die Möglichkeiten/Veränderungen schnell weiterentwickeln.
In diesem Kurs wurden die Studierenden aufgefordert, neue/veränderte Wege der aktuellen und zukünftigen Auffassung des Konzepts des Sehens zu erforschen. Von der Analyse und Verbesserung bestehender Objekte/Produkte/Werkzeuge/Dienstleistungen bis hin zur Präsentation radikaler neuer Arten des Sehens, um eine Debatte über ihre menschlichen Konsequenzen anzuregen - soziale, kulturelle und ethische Auswirkungen, sowohl positiv als auch negativ.
Die Projektergebnisse sollten in vielfältiger Form ausgedrückt werden, die von den Studierenden selbst gewählt wurden, z.B. durch Video und Fotografie von (zukünftigen) Artefakten, Produkten, Dienstleistungen, Prototypen, Visualisierungen, Demonstratoren bis hin zu verblüffenden interaktiven Erfahrungen.
Prof. Benedikt Groß, Dr. Eileen Mandir, Ansgar Seelen
Motico – Emotion-Based Web Browser
Motico ist ein Webbrowser, der die Webinhalte basierend auf den Emotionen der Nutzer:innen filtert. Neben der Beschreibung des Produktes und dessen Funktionen liegt die kritische Auseinandersetzung mit solch einem Produkt und den damit verbundenen Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft im Fokus des Projektes.
Das Internet ist heute ein fester Teil unseres Alltags. So waren im Jahr 2020 ca. 4,66 Milliarden Menschen aktive Internetnutzer:innen. Dabei werden wir im Internet mit einer immer größer werdenden Masse an Informationen bedient, welche oft kaum noch verarbeitet werden kann. Gleichzeitig kämpfen die verschiedenen Plattformen um die Aufmerksamkeit der Nutzer:innen, da diese in vielen Fällen Profit für Websitebetreiber bedeutet.
Mit motico haben wir im Rahmen des Projektes das Konzept eines Webbrowsers erarbeitet, welcher Inhalte über Machine Learning anhand der aktuellen emotionalen Lage der Nutzer:innen aus- bzw. einblendet, sodass die Nutzer:innen auch im Internet einen sicheren Raum betreten können. Nutzer:innen müssen also nur noch die Webinhalte sehen, die zu ihrer aktuellen emotionalen Lage passen.
Unser Ansatz
Unser Projekt findet unter dem Ansatz eines Critical Design Projektes statt. Es sollen also neben den Vorteilen eines Browsers, der Inhalte anhand der Nutzeremotion filtert, auch dessen weitreichende Auswirkungen aufgegriffen werden.
Motico soll dabei als Proof of Concept dienen, weshalb wir uns bei der Umsetzung auf das Ein- und Ausblenden von Webinhalten, welche per semantischer Analyse bewertet werden können, fokussieren.
Mission
Motico soll Internetnutzer:innen eine emotional positive Erfahrung im Internet ermöglichen und gleichzeitig die Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen stärken.
Das Produkt
Motico funktioniert durch die Kombination von zwei Auswertungen. Die erste Auswertung funktioniert über die Webcam, welche zu jeder Zeit die momentane Emotion der Nutzer:innen anhand des Gesichts abliest. Die zweite Bewertung überprüft Webinhalte anhand einer Sentimentanalyse und weist diesen einen Wert zu. Anhand dieser zwei Informationen kann motico anschließend Webinhalte einer Emotion zuordnen und diese ein- bzw. ausblenden.
Die Konsequenzen
Während der Bearbeitung des Projektes sind wir regelmäßig verschiedenen Problemen begegnet, die ein emotions-basierter Webbrowser mit sich bringen kann. Mit dieser Arbeit wollen wir eine Grundlage für zukünftige Diskussionen zu ähnlichen Themen bieten. Denn klar ist, bei nachhaltigem Erfolg eines Produktes, welches Inhalte basierend auf unseren Emotionen ausblendet, wird sich die Erfahrung im Internet nicht nur für private Nutzer:innen, sondern auch für Ersteller von Webinhalten maßgeblich verändern. Auch soll das Projekt Leser:innen dabei helfen, sich nicht nur mit der Nutzung solch eines Produktes auseinanderzusetzen, sondern auch die Reflexion der eigenen Emotionen während der Internetnutzung zu verstärken.