In Invention Design gilt es, anhand von Recherchen zu neuartigen Technologien eine innovative und sinnvolle Anwendungsmöglichkeit zu entwickeln. Der konzeptionelle und gestalterische Spielraum ist dafür sehr weit gefasst.
Einleitung
In der Welt der Medizin erstreckt sich das Wissen über mehrere hochkomplexe Fachbereiche, welche jeweils ein grundständiges Studieren und ein jahrelanges Einarbeiten erfordern.
Eines ist allen Fachbereichen gemein: Damit Ärztliche Kompetenz zum Tragen kommen kann, findet ein Gespräch zwischen Patient:innen und Ärzt:innen statt, wie es jeder kennt. Im Fachjargon erhält dieses Gespräch die Bezeichnung Anamnese.
Die hohe Komplexität des Medizinischen Bereiches und immer neue Erkenntnisse machen es allerdings unmöglich, für eine einzelne Person, sämtliche Zusammenhänge zu verstehen. Gleichzeitig liegen in Entscheidungssituationen häufig nur unvollständige Daten über Patient:innen vor.
Mit MEDICALBRAIN möchten wir Ärzt:innen in solchen Situationen, also während Anamnese, Untersuchungen, Behandlungen, etc. KI-gestützte Fachkompetenz zur Seite stellen
Konzept
Das MEDICALBRAIN ist als digitaler Assistent zu verstehen, der Ärzt:innen dabei unterstützt bessere Entscheidungen zum Wohl ihrer Patient:innen zu treffen. Dabei kann es sich um wichtige Untersuchungen oder passende Behandlungen und Medikation, z.B. im Fall von Unverträglichkeiten, handeln.
Im Hintergrund des Tools steht ein Algorithmus, der sich auf umfassende Daten aus Gesamtdatenbank aller im Gesundheitsnetzwerk erfasster Patient:innen stützt. Gleichzeitig entwickelt sich dieser Algorithmus, durch immer wieder neu gewonnene Daten, nach dem Machine-Learning-Prinzip, weiter.
Die Daten, die für eine umfassende Analyse sowie Diagnosestellung benötigt werden, werden durch die neu eingeführte elektronische Patientenakte (kurz: ePA), bereitgestellt. Die ePA stellt eine in Deutschland neuartige persönliche Gesamtakte für medizinische Informationen dar. Darin sollen künftig sämtliche ärztliche Dokumente, Untersuchungen, Laborwerte etc. festgehalten werden.
Die Datenerhebung geschieht durch alle behandelnden Ärzt:innen, indem sie krankheitsrelevante Angaben, wie z.B. Symptome und Befunde, notieren. Mit einer wachsenden Menge an Daten kann das Tool Hypothesen zu Diagnosen aufstellen, und dabei zunehmend eine bessere Ausdifferenzierung für diese erlangen.
In unserem Anwendungsfall, der Anamnese, werden folgende Parameter berücksichtigt:
momentaner, Zustand der Person
individueller Krankheitsverlauf der Person
von Gadgets erfasste Vitaldaten (z.B. Smart Watches)
grundlegendes medizinisches Wissen und Krankheitsmuster
Implementierungen von neuen Studien und neuem Wissen
Am Ende der Anamnese sollen mögliche Diagnosen mithilfe des Tools transparent gemacht sein. Zudem sollen Wahrscheinlichkeiten und Chancen (bessere Untersuchungen, weitere Eventualitäten) und mögliche Risken, sowie Medikations-/ Therapiemöglichkeiten kohärent werden.
Technologien
Die elektronische Patientenakte (kurz ePA) ist seit dem 01.01.2021 in Benutzung.
Patiendaten, Krankenhausentlassungsbriefe, Mutter-/Impfpässe und alle möglichen medizinischen Dokumente sind (in der Theorie) erstmals gebündelt an einem Ort digitalisiert vorzufinden.
Das eigenständige Verwalten dieser Dokumente durch den Patienten ist ein essenzieller Bestandteil.
Anfangs nur für gesetzlich versicherte Bürgerinnen und Bürger, Ärzte und Krankenhäuser zugänglich, ist die ePA seit dem 01.01.2022 ebenfalls für Privatversicherte, Physiotherapeuten, Pflegepersonal, Hebammen und weitere zugänglich. Sämtlicher Datenaustausch findet dabei über eine geschlossene und gesicherte Infrastruktur statt.
Das Konzept sieht des Weiteren die Implementierung von “Apps auf Rezept” vor, welche anhand von aktuellen Vitaldaten, getracked durch Smart-Watches o. Ä., Informationen aufzeichnen. Außerdem soll es in Zukunft für Patienten möglich sein, ihre Daten pseudonymisiert für Studienzwecke bereitzustellen
Umsetzung
Nach umfassenden Recherchen und mehreren Expertengesprächen begann die visuelle Konzeptionsphase.
Hierbei wurden zunächst Farbpaletten, Font sowie die Grundpfeiler der visuellen Aufteilung festgelegt.
Für den Anwendungsfall wurde ein realistisches Szenario, welches unter Rücksprache mit Experten entstand, entworfen. MEDICALBRAIN soll sich möglichst nahtlos in den Arbeitsalltag von medizinischem Fachpersonal eingliedern. Die Interaktion sollte dabei selbsterklärend und umstandslos funktionieren.
Eine der großen Fragen während des Gestaltungsprozesses war, wie wir die Entscheidungsfindung zur hypothetischen Diagnose für das Fachpersonal ersichtlich und einfach verständlich gestalten könnten. Mehrere Varianten wurden gebildet, bis schließlich eine Anwendung im Desktopformat als Endresultat stand.
Hierbei wurde besonders Wert auf ein sehr schlichtes, aber sauberes Design gelegt.
Schließlich folgte die Umsetzung in Figma. Dort gestalteten wir sämtliche Layouts und auch den finalen Prototypen im Desktopformat.