Viele analoge Werkzeuge im Umgang mit digitalen Medien sind zwar schon lange Jahre in Verwendung, aber nicht perfekt. Die Studierenden haben Human Interface Devices bearbeitet, um die Interaktion zu optimieren oder gar neu zu erfinden.
Hands on
Wie lässt sich die Steuerung digitaler Devices näher an Erwartungen und Gewohnheiten aus der analogen Welt heranbringen? Und welche Potentiale ergeben sich daraus? Jenseits der üblichen Werkzeuge wie beispielsweise Maus oder Tastatur sollten neue Bedienkonzepte entwickelt oder Bestehendes verbessert werden, um die Interaktion zwischen Mensch und Produkt zu vereinfachen oder gar neu zu denken. Die Studierenden konnten ihr Thema auf Grundlage eigener Alltagsbeobachtungen selbst wählen und mögliche Lösungen detailliert ausloten.
Sie entwickelten dazu verschiedene Gestaltungsansätze von Recherche über Konzept und Prototyping bis hin zur Evaluation. Die Aufgabe wurde kursübergreifend in „Interface Design 1“ und „Usability“ gestellt und die Entwurfsarbeit methodisch u.a. durch Nutzerbefragungen und -tests begleitet.
Prof. Michael Schuster, Prof. Carmen Hartmann-Menzel
Kalender-Uhr, Interface Design 1
Konzept
Unser Ziel besteht darin, eine Lösung für das allgemeine Problem der täglichen Zeitplanung zu entwickeln, da es für viele Menschen schwierig ist, eine effektive Methode zu finden. Der Google Kalender, eines der am häufigsten genutzten Tools, weist jedoch Unübersichtlichkeit auf und die Notwendigkeit, den Kalender regelmäßig zu überprüfen, um Termine nicht zu verpassen. Auch die Art, neue Termine einzuspeichern, erscheint umständlicher, als es sein sollte. Mit unserem Projekt in Interface Design 1 möchten wir eine bessere Übersicht über den Tag bieten und eine verbesserte Zeitorganisation ermöglichen.
Die Lösung bestand hierbei darin, ein benutzerfreundliches Interface zu entwickeln, das Termine übersichtlich in einer 12-Stunden-Ansicht anzeigt, ähnlich einer herkömmlichen Uhr. Mit unserem Produkt
können neue Termine und Erinnerungen einfach und schnell hinzugefügt werden, sodass Nutzer*innen immer einen Überblick über deren Tagesplan haben, ohne ständig auf ein Handy oder Laptop schauen zu müssen.
Als Zielgruppe definierten wir also Menschen, die viel am Schreibtisch und am PC arbeiten und viele Termine bzw. Schwierigkeiten bei ihrer Tagesplanung haben.
Prozess
Unsere ersten Skizzen und Prototypen ähnelten sehr herkömmlichen Uhren und Eieruhren. Ziemlich zu Beginn setzten wir uns anhand der Eieruhr-Analogie darauf fest, dass man Termine einspeichern kann, indem man zwei Teile der Uhr gegeneinander dreht.
Diese Funktionsweise und deren genau Handlungsabfolge, sowie die Art, wie sich die Zeit auf der Uhr bewegt, testeten wir im Rahmen des Usability-1-Kurses an verschiedenen Personen unserer Zielgruppe. So konnten wir uns nach den Testings darauf festlegen, dass die Uhranzeige einen festen Uhrzeiger und ein bewegliches Ziffernblatt hat. Einen Termin kann man einspeichern, indem man den Zeiger auf die jeweilige Startzeit dreht, einen Knopf zum einspeichern drückt, und dann den Zeiger auf die Stoppzeit dreht und noch einmal drückt.
Wir entschieden uns zudem, die Teile der Uhr nicht mehr gleich groß zu machen, da man einen Großteil seiner Termine beim einspeichern eines Neuen mit seiner Hand verdecken würde. So war die Vision für unsere Uhr eine flache Scheibe, die die Termine anzeigt, ein Drehregler in der Mitte, sowie ein Display mit der aktuellen Uhrzeit und weiteren Informationen, das in den Drehregler eingelassen ist.
Wir beschlossen, die Termine durch einen gängigen LED-Streifen zu visualisieren. Dieser soll um einen 3D-Druck gespannt werden, der die „Sonne“ getauft worden ist, da er genauso aussah. Ein LED passte genau zwischen zwei Wände dieser Sonne, sodass diese Kämmerchen je einen Zeitslot ausmachten. Würden nun mehrere nebeinanderliegende LEDs angeschaltet, würden diese in ihre jeweiligen Kabinen leuchten und es würde eines dieser Tortenstücke entstehen. Für den Drehregler nutzten wir einen Rotary Encoder, für welchen wir auch einen 3D Druck anfertigen mussten. Dieser Druck bewirkte, dass wir die Kabel vom Display nach hinten durchziehen und den Display in der Mitte des Drehreglers platzieren konnten. Ein Knopf an der Seite ermöglicht das Einspeichern der Zeiten. Eine schwarz getönte Plexiglasscheibe oben drauf sollte das Licht etwas abdämmen.
Wir programmierten den LED-Streifen so, dass existierende Tortenstücke alle 15 Minuten einen LED „Weiterrutschen“. Da wir auch im Code mit einer Start- und Stoppzeit der Segmente arbeiteten, war es später einfacher, diese durch Variablen zu ersetzen, die erst definiert würden, wenn man mithilfe des Drehreglers einen Termin einspeichert.
Wird nun der Drehregler gedreht, erscheint ein weißes Licht an der Stelle, an der sich der Regler befindet. Durch den Rotary Encoder wird ausgewertet, in welche Richtung und um wie viele Positionen sich der Drehregler bewegt und entsprechend bewegt sich der weiße Lichtpunkt. Drückt man nun das erste Mal auf den Button, wird dies als Startpunkt eingespeichert und beim zweiten Mal als Stopppunkt. Der neue Termin erscheint nun in rot auf der Anzeige und ist fest - er bewegt sich mit der Zeit und den restlichen Terminen auf einen zu.
Zum Schluss entstand unser täglicher Terminplaner: Eine Anzeige, bei der man auf einen Blick erkennen kann, wie viele Termine man in den nächsten 12 Stunden hat und wie lange die Pausen dazwischen sind.
Mit einer schnellen Bewegung kann man neue Termine einspeichern.
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