Rethinking Death – Speculative Design for a Narrative of Change
Do you also like to put off dealing with death until later?
“Rethinking Death” geht der Frage nach, wie Gestalter:innen durch die Entwicklung eines neuen Framings nachhaltigen Einfluss auf den öffentlichen Diskurs zu stigmatisierten Themen ausüben können.
Dafür strebt sie eine gestalterische Auseinandersetzung mit der Stigmatisierung des Todes im deutschsprachigen Raum an. Erarbeitet wird ein neues, zeitgemäßes Narrativ für den Tod, das als Ansprache zur Thematisierung in der Öffentlichkeit dient und eine Auseinandersetzung fördert. Hierzu werden Methoden des Speculative Design angewandt, um einen neuartigen Zugang zur Thematik zu erkunden.
Das zentrale Element der Arbeit ist die Konzeptionierung einer Pop-Up Installation, die als Impuls im öffentlichen Raum dazu einlädt, sich mit dem Tod und dem Lebensende auseinanderzusetzen. Damit zielt sie darauf ab, ein oft verdrängtes Thema aus der Ferne zu holen und in das Hier und Jetzt zu verlagern.
Vorgehensweise
Nach ausführlicher Recherche und intensivem Austausch mit Expert:innen konnten Probleme und Herausforderungen sowie aktuelle Trends der Sterbekultur analysiert und eingeordnet werden. Daraufhin wurden nach den Methoden des Design Futuring spekulative Zukunftsszenarien entworfen, die von einem offenen gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod geprägt sind. Auf Basis dieser Exploration haben wir Anforderungen an die Ansprache im öffentlichen Raum formuliert und eine Strategie zum alternativen Umgang mit Tod und Lebensende abgeleitet. Entstanden ist ein unkonventionelles Framing des Todes in Form einer Pop-Up Installation, die sich mit einem neuen Narrativ an die allgemeine Öffentlichkeit richtet.
Strategie
Wir betrachten das Lebensende metaphorisch als “Reise”. Gemeinsam mit einer direkten und positiven Kommunikation entsteht eine Ansprache, die Aufmerksamkeit und Interesse weckt. Passend zur Metaphorik der Reise wird die Pop-Up Installation an einem Ort des öffentlichen Lebens platziert – dem Bahnhof. Hier, in der Mitte der Gesellschaft, wird eine normalisierte Auseinandersetzung mit dem Lebensende angeboten, die zur Konversation, zum Austausch und zum Nachdenken anregt. Durch die Integration spekulativer Überlegungen zum Umgang mit dem Lebensende werden den Besucher:innen erste Denkanstöße geboten und damit wichtige Impulse gesetzt.
Ergebnis
Die Pop-Up Installation stellt einen Raum dar, der dazu einlädt, sich mit dem Tod und dem Lebensende auseinanderzusetzen. Mithilfe einer Auswahl interaktiver Exponate, die nicht nur informieren, sondern auch bei der Reflexion persönlicher Gefühle unterstützen, leisten wir einen Beitrag zur Förderung des Bewusstseins und der Gesprächsfähigkeit des Todes. Durch den Einfluss spekulativer Überlegungen und ein Erscheinungsbild, das bewusst von üblichen Darstellungen des Todes abweicht, ermöglichen wir einen neuartigen Zugang zu einem oft verdrängten Thema.
Der Raum zeichnet sich durch eine offene Struktur aus, die es den Besucher:innen ermöglicht, eigene Wege zu finden und den Raum auf individuelle Weise zu erleben.
Hierfür wird auf eine vorgegebene Reihenfolge verzichtet und keine Mindestaufenthaltszeit vorausgesetzt.
Bei ihrem Besuch werden die Besucher:innen durch speziell geschultes Personal unterstützt. Dieses Personal zeichnet sich durch Erfahrung im Gespräch über Tod und Sterben, fachliche Expertise, Sensibilität sowie Kommunikationsfähigkeit und Moderationskompetenzen aus.
Artefakte und Exponate
Ticketautomat
Ein zentrales Element der Pop-Up Installation ist der Ticketautomat. Abgeleitet aus einem spekulativen Szenario bietet er die Möglichkeit, den persönlichen Umgang mit dem Tod zu reflektieren. Mithilfe gezielter Fragen können Vorstellungen zum Lebensende spielerisch erkundet werden.
Later-Ticket
Das Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Ticketautomaten ist ein individuelles „Later-Ticket“. Dieses Ticket hält die Wünsche und Bedürfnisse sowie Ängste in Bezug auf den Tod fest. Damit kann es nicht nur als wichtiger Begleiter für den oder die Ersteller:in dienen, sondern auch als Orientierung für Angehörige und Betreuende. Über die am Automaten beantworteten Fragen hinaus gibt es auf der Rückseite des Tickets die Möglichkeit, persönliche Fragen handschriftlich zu beantworten.
Info Panels
Im Inneren der Installation sind Infopanels platziert, die verschiedene Themenbereiche des Lebensendes aufgreifen und anschaulich beschreiben. Diese dienen nicht nur einer transparenten Aufklärung über Handlungsoptionen am Lebensende, sondern haben auch das Ziel, persönliche Erfahrungen zu teilen und mit Hilfe von Zukunftsspekulationen zum Nachdenken anzuregen.
Dot Wall
Mithilfe einer Dot Wall bieten wir den Besucher:innen der Installation eine einfache Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle über den Tod zu reflektieren und anonym zu teilen. Dazu können sie ihre Antwort auf eine gestellte Frage auf einer Skala einordnen. Das Ergebnis bildet die individuellen Perspektiven aller Beteiligten zum Lebensende ab. Auf diesem Weg haben die Besucher:innen die Gelegenheit, nicht nur ihre eigenen Gedanken zu reflektieren, sondern auch die Antworten anderer visuell abgebildet zu sehen.
Flyer
Um den Besucher:innen die Möglichkeit zu geben, ihre Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Lebensende auch nach dem Besuch der Installation fortzusetzen, stehen Mitnahme-Materialien wie Flyer zur Verfügung. In einer Auswahl an Faltbroschüren werden unterschiedliche Themenbereiche ausführlicher erklärt und mit wichtigen Informationen sowie hilfreichen Tipps unterstützt. Je nach den am Ticketautomaten gegebenen Antworten wird auf bestimmte Flyer verwiesen.
Follow-Up Website
Die Kommunikationsmaterialien vor Ort verweisen auf die begleitende Website des Projekts. Auf der Website finden Besucher:innen Informationen zum Hintergrund der Installation sowie zu wichtigen Themen im Kontext von Tod und Lebensende. Zusätzlich wird auf weiterführende Angebote wie Trauerevents und -coachings, Workshops, Seminare sowie interessante Veranstaltungen und Vorträge hingewiesen.
Follow-Up Material
Die Gestaltung der Installation verfolgt die Absicht, die Thematik des Todes gezielt nicht auf den ersten Blick erkennbar zu machen, sowohl visuell als auch sprachlich. Dafür greift die Installation den Charakter eines spekulativen „Death Planning Offices“ auf und erweckt von außen den Anschein eines Reisebüros. Dieser Eindruck wird durch die Verwendung ansprechender Postern verstärkt, die Reisemotive zeigen und aussagekräftige Sprüche sowie direkte Fragen enthalten. Das Ziel besteht darin, Passant:innen unabhängig von der Thematik dazu zu bewegen, die Installation zu besuchen. Dabei verfolgten wir eine neue Herangehensweise an den Umgang mit diesem sensiblen Thema.
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