Future Imaginaries in Organizations A Research through Design approach
Gerade in der gegenwärtigen Zeit ist es schwer, sich mit Zukünften auseinanderzusetzen. Die Nachrichten berichten seit Anfang 2020 durchgehend von einer Reihe denkwürdiger Ereignisse.
Spätestens die Corona-Krise stellte eine Zäsur dar und vermeintlich gewisse Zukunftserwartungen sind augenblicklich zerfallen. Genau diese neue gesellschaftliche Ungewissheit macht es aktuell so relevant, Zukunftserwartungen zu erforschen.
Vor diesem Hintergrund ist es besonders spannend, im Kontext der Unternehmen die sogenannten Innovation Labs genauer zu betrachten. Denn gerade sie sind es, die in die Zukunft des Unternehmens blicken und diese gestalten sollen. Doch kommt es zwischen diesen und dem Mutterkonzern häufig zum Zusammenprall der Denkweisen. Hier Verständigung zu fördern ist von großer Wichtigkeit für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.
Ziel dieser Arbeit ist es, den kulturellen Zusammenprall zwischen Mutterkonzern und Innovation Lab auf der Ebene der ‘Future Imaginaries’ mittels eines ‘Research through Design’ Ansatzes zu erforschen und daraufhin die Verständigung zwischen den beiden Seiten zu fördern.
Motivation der Autoren
Die beiden Verfasser dieser Masterthesis verstehen sich als forschende Gestalter.
Sie sind verbunden durch ihre Wurzeln aus der dreidimensionalen Produktgestaltung und ihrem Interesse an spekulativem, kritischen, zukunftsgewandtem Design. Daraus ist die gemeinsame Motivation entstanden, dieses Projekt nicht im akademischen ‚Elfenbeinturm‘ zu erarbeiten, sondern genau diese sonst sehr abstrakt wirkenden Designdisziplinen in ‚der echten Welt‘ – also in Unternehmen anzuwenden. Ihre eigenen Erfahrungen aus Innovationsabteilungen und dem ‘Organizational Design’ nutzen sie, um den Status Quo herauszufordern, durch neu kombinierte Ansätze, welche die Absicht verfolgen, den nachhaltigen Wandel von innen heraus anzugehen.
„Wenn […] Zukunftsbilder in der Gesellschaft so präsent sind, dass sie nicht mehr hinterfragt werden und unreflektiert das Handeln leiten, sind sie zu ‘Future Imaginaries’ geworden.“
‘Future Imaginaries’ sind somit kollektive, unreflektierte Zukunftserwartungen einer Gruppe, die maßgeblich das Verhalten und Handeln in der Gegenwart in Bezug auf die Zukunft beeinflussen.
Forschungsfeld
Die Balance zwischen Auslotung und Ausschöpfung ist eine der wichtigsten Aufgaben einer modernen ‘Organisation’. Hierbei kann es zum ‘Clash’ zwischen der Innovationsabteilung (Auslotung) und dem Mutterkonzern (Ausschöpfung) kommen (Osterwalder, A. 2019 ). Auf der offensichtlichen Ebene prallen hier die Arbeitsweisen und Strukturen, aber auch die Garderobe und die Sprache zusammen. Jeder dieser Punkte hat aber jeweils seine Daseinsberechtigung. Daher werden die tieferliegenden Ebenen genauer erforscht, dort sind die ‘Future Imaginaries’ zu finden.
Aufgrund der Synthese der Vorrecherche wird die Hypothese aufgestellt, dass sich auch die ‘Future Imaginaries’ im Mutterkonzern und in der Innovationsabteilung unterscheiden.
“Das kann ich euch jetzt schon schriftlich geben, dass das so sein wird. Da müsst ihr gar nicht weiterforschen.”
Aussage eines Head of Innovation Lab
Forschungsfragen
Ausgehend von der Hypothese werden folgende Forschungsfragen formuliert:
Unterscheiden sich die Future Imaginaries innerhalb der Organisation,
zwischen Innovationsabteilung und Mutterkonzern?
Und wenn diese Frage beantwortet ist:
Eignen sich die Future Imaginaries zur Verständigung zwischen beiden Seiten?
Angewandter Forschungsansatz
Zur Beantwortung der genannten Forschungsfragen wurde der Ansatz des Research through Design mit der Methodik der Zukunftsforschung kombiniert. Hierzu wurde zunächst eine Cultural Probe entworfen, das ‘Experiment Zukunftserwartungen’, und im Forschungsfeld bei vier Unternehmen platziert. Dadurch erlangen die Autoren dieser Arbeit Einblick in die ihnen fremde Umgebung und Kultur.
Das Experiment dient dazu, stichprobenhafte Eindrücke über die individuellen Zukunftserwartungen der Mitglieder einer Organisation an die Oberfläche zu bringen. Es enthält fünf Kapitel, die die Proband:innen auf unterschiedlichen Ebenen zur Selbst- und Umgebungsreflexion im Bezug auf die Zukunft anregen.
Die Rücksendungen werden im Anschluss analytisch und interpretativ ausgewertet und zu kollektiven Zukunftserwartungen vereint.
2. Kapitel das Fototagebuch
3. Kapitel die Assoziationen
5. Kapitel die Botschaft
Daraufhin können die kollektiven Zukunftserwartungen der Abteilungen verglichen werden. Die Ergebnisse werden in einem Report und einem spekulativen Szenario zusammengefasst und beim untersuchten Unternehmen vor Ort zum Diskurs gestellt.
Erkenntnisse
Am Ende der Arbeit stehen folgende Erkenntnisse:
Auf der Ebene der ‘Future Imaginaries’ gibt es abteilungsübergreifend viele Gemeinsamkeiten. Klare Unterschiede konnten nicht festgestellt werden.
‘Future Imaginaries’ eignen sich sehr gut für den Diskurs und somit für die Verständigung, zwischen sonst unterschiedlichen Abteilungen.
Vom Experiment Zukunftserwartung, bis zum Showroom
Fazit
Der Clash zwischen Mutterkonzern und Innovationsabteilung kann durch das Offenlegen der ‘Future Imaginaries’ angegangen werden, da die kollektive Zukunftserwartung einige Gemeinsamkeiten feststellen lässt.
Somit lassen sich die offensichtlichen und oberflächlichen Unterschiede und die daraus resultierenden Konflikte, von hier aus angehen.
Von individuellen zu kollektiven Zukunftserwartungen
Persönlicher Kommentar der Autoren
Anfänglich sind wir davon ausgegangen, dass wir die Hypothese, dass sich die ‘Future Imaginaries’ zwischen den betrachteten Seiten stark unterscheiden, durch das ‘Experiment Zukunftserwartungen’ bestätigen können. Während der Auswertung sind uns aber immer mehr Gemeinsamkeiten aufgefallen. Und so waren wir selbst überrascht, über die Erkenntnis, dass sich die ‘Future Imaginaries’ nicht signifikant unterscheiden.
Wir sind überzeugt, mit unserem Ansatz, wertvolle Beiträge geliefert zu haben. Einerseits zur Überwindung des ‘Clashs’ und andererseits zur Anwendung von ‘Research through Design’ und ‘Design Futuring’ im Unternehmenskontext.