In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
Eine Ausstellung über die Friedensbewegung in Mutlangen
Proteste – sie sind oft laut, häufig überraschend und im Alltag manchmal störend. Was man dabei oft vergisst: Sie sind ein wichtiges Mittel der demokratischen Teilhabe. Die Friedensbewegung in Mutlangen ebnete in den 80ern dafür den Weg. Die Ausstellung „Atomraketen vor der Haustür“ gibt Einblicke in den Aktivismus gegen Atomwaffen.
Hintergrund
Im Kalten Krieg wurden ab 1983 Atomraketen des Typs Pershing II in Mutlangen – ca. zwei Kilometer von Schwäbisch Gmünd – stationiert. Auch an anderen Standorten in Deutschland und Europa wurden durch die USA Atomwaffen verschiedener Art stationiert, doch Mutlangen wurde zum Epizentrum der Friedensbewegung. Es fanden unzählige Demonstrationen, Aktionen und Blockaden statt. Das Ziel der Aktivist*innen war nicht nur, die Stationierung zu verhindern bzw. zu beenden, sondern auch Protest und zivilen Ungehorsam als Mittel der demokratischen Teilhabe zu etablieren. Dies war im konservativ geprägten Nachkriegsdeutschland ein Novum.
Ausstellung
Die Ausstellung ist entworfen als Sonderausstellung für das Haus der Geschichte in Stuttgart. Die fünf Kapitel „Ost-West“, „Waffen-Mut“, „Protest-Profis“, „Blockaden-Vielfalt“ und „Justiz-Gewalt“ führen die Besucher*innen in abwechslungsreichen Stationen durch den Alltag, die Strategie und die Auswirkungen des Aktivismus.
Gestaltung
Prägendes Gestaltungsmittel ist ein Maschendrahtzaun als Referenz zur ehemaligen Grenze des Atomwaffenlagers. In der Ausstellung entsteht damit ein Spiel aus Abtrennen und Durchblicken. Der Zaun wird als Raumteilung und zum Anbringen von Bildern und Grafiken genutzt. In die Raumteiler sind dabei mit Stoffbahnen die Titel der Kapitel gewebt und hinterlegt mit raumhohen Fotografien.
Vermittlung
Persönliche Erzählungen von Zeitzeug:innen, lebensgroße Abbildungen und wertig inszenierte Exponate machen den Aktivismus erlebbar. Zusätzlich vermittelt eine Pressespur mit Text-, Audio- und Videoinhalten die neutrale (bzw. vorherrschende) Sichtweise der Zeit.
Weitere Inhalte werden durch Modelle bzw. Rekonstruktionen und Kartografie vermittelt. So steht im Zentrum des Kapitels „Waffen-Mut“ ein Modell der Pressehütte. Hier wohnten damals einige Aktivist:innen und stellten den Journalist:innen während der Prominentenblockade 1983 Telefone zur Verfügung. Im Kapitel „Ost-West“ zeigt eine unterleuchtete Europakarte aus Acrylglas die Mitglieder der gegnerischen Militärbündnisse und deren stationierten Atomraketen.
Begleitmedien
Plakate, Eintrittskarten und Ticket-Sticker wurden begleitend zur Ausstellung gestaltet. Die Plakate bilden eine Reihe aus den fünf Kapiteln und greifen die Gestaltung der Raumteiler auf.
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