In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
“Azadî - der kurdische Wunsch nach Freiheit” ist ein Konzept für eine Ausstellung über kurdisches Leben und Erleben. Anhand von Sachinformationen und persönlichen Geschichten wird die kurdische Lebensrealität dargestellt.
Kurd:innen sind die weltweit größte Volksgruppe ohne eigenen Staat. Schätzungsweise leben etwa 30 Millionen Kurd:innen auf der Welt verteilt, aber hauptsächlich in der Türkei, Syrien, dem Irak und dem Iran. Dort, aber auch an vielen anderen Orten auf dem Rest der Welt, sind sie konstant Unterdrückung, Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt.
Auch in Deutschland leben inzwischen schätzungsweise über 1,3 Millionen Kurden. Ausgewiesen als Türken, Iraner, Iraker und Syrier bleiben sie jedoch unsichtbar in der Gesellschaft. Als Auswirkung gibt es kaum Aufklärung über das kurdische Volk, deren Traditionen und Ihrer Identität. Die Folgen davon machen sich in Unwissenheit gegenüber dem Volk bemerkbar.
Deshalb haben wir ein Ausstellungskonzept Azadî entwickelt, welches Besucher:innen auf ein vergessenes und verfolgtes Volk aufmerksam macht, sie über ihre Geschichte und ihre Identität aufklärt und einzelnen Kurd:innen den Raum bietet, ihr persönliches Leben und Erleben als Kurd:in darzustellen und so die gelernten Informationen zu emotionalisieren.
Ausstellung
Die Ausstellung ist in einen Sachteil und einen persönlichen Teil aufgeteilt. Die Sachinformationen geben Kontext und Wissen an die Besucher:innen, die oft wenig bis gar nichts über Kurd:innen und ihre Geschichte wissen. Diese Informationen erklären den Ursprung und die Herkunft des kurdischen Volkes und warum sie sich heute in der Situation befinden, in der sie sind. Die persönlichen Geschichten erzählen Einzelschicksale von verschiedenen Kurd:innen und laden so die sachlichen Informationen emotional auf, was hoffentlich dazu führt, dass Besucher:innen bewegt sind, sich weiter mit dem Thema auseinander- und vielleicht sogar für Kurd:innen einzusetzen.
Sachteil
Für den Sachteil haben wir als Hauptelement eine Karte der Region Türkei/Syrien/Iran/Irak entwickelt, die mit verschiedenen, für die kurdische Geschichte und Gesellschaft relevanten, Datenvisualisierungen bespielt wird. Diese Datengrafiken werden durch eine Informationseben auf einem Tablet erweitert, in der sich interessierte Besucher:innen tiefer in das jeweilige Thema einlesen können. Auf diesem Tablet wird die Visualisierung auch gesteuert. Je nach Kapitel können Ebenen auf der Karte ein- und ausgeblendet werden oder die Visualisierung kann durch das ziehen eines Sliders gemorphed werden.
Die Karte selbst ist ein ca. 2 Meter breites Schichtmodell aus Leichtschaumplatten, dass auf einem niedrigen Sockel aus Metall gitter platziert ist. Neben der Karte selbst gibt es noch eine Infobox, die die aktuelle Visualisierung näher erklärt und eine kleine Weltkarte, die die umliegenden Landmassen zeigt, damit Besucher:innen sich besser orientieren und zurecht finden können.
Persönlicher Teil
Das Hauptelement im persönlichen Teil ist ein Aufsteller, der exemplarisch für flexibel viele Aufsteller steht. Auf diesen Aufstellern erzählen Kurd:innen ihre persönlichen Geschichten, Unterdrückungs- und Widerstandserfahrungen und wie sie ihre Kultur und Identität trotz aller Schwierigkeiten leben.
Die Front des Aufstellers ist ein großes Portrait der jeweiligen interviewten Person. Da wir die Identität der Personen schützen wollen, werden Gesichter und andere indentifizierende Merkmale zensiert. Auf den großen Portraits findet diese Zensur durch zur Person passende Elemente statt. Hier beispielsweise wird das Gesicht von Rauch verdeckt, passend zur persönlichen Geschichte, denn hier geht es darum, dass die Person während des Rauchens abgeschossen wurde.
An den Seiten des Aufstellers gibt es noch mehr Informationen zur Person und wie sie ihre Kultur auslebt. Auf der Rückseite erzählt sie dann von einem einprägsamen Erlebnis, dass sie als Kurd:in hatte. Die Textfelder und Bilder sind auf Leichtschaumplatten aufgezogen und mit Klammern am Metallgitter befestigt. Dieser Aufbau und dieses Montiersystem macht die Ausstellung sehr leicht zu transportieren, auf- und abzubauen und auch sehr flexibel, sollten sich Inhalte ändern oder sollte das Layout modifiziert werden.
Plakate & Karten
Als Werbemittel und Mitnehmobjekt haben wir Plakate und Karten entwickelt. Beide greifen das Gitter aus der restlichen Gestaltung auf und spielen damit. Auf den Plakaten werden die Rasterfelder dazu genutzt, die Bilder ansprechend anzuschneiden und dienen gleichzeitig als Zensurmittel.
Die Karten können von der Ausstellung mitgenommen werden und spielen wie die Plakate auch mit den aus dem Raster entstandenen Formen. Auf der Rückseite ist immer ein einprägsames Zitat aus den Persönlichen Geschichten zu lesen. So bleiben die einprägsamen Geschichten der verschiedenen Kurd:innen den Besucher:innen länger und stärker in Erinnerung.
ich finde das projekt wirklich klasse. vielfältig und elegan im winde. ein thema das mich schon jeher bewegt und hier einen neuen anklang findet. vielen dank.
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