In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
easyforest – ein Planungstool für Privatwaldbesitzer*innen
Die Folgen des Klimawandels setzen dem Wald stetig zu: Trockenheit, Stürme und eine stärkere Ausbreitung von Schädlingen gefährden seine Stabilität und Zukunft. Gleichzeitig liegt rund 43 % der deutschen Waldfläche in privater Hand, oft auf kleinen Waldstücken und ohne professionelle Betreuung.
Damit der Wald auch künftig erhalten bleibt, braucht es engagierte und informierte Privatwaldbesitzer:innen. Genau hier setzt easyforest an: ein digitales Planungstool, das vor allem Klein- und Kleinstprivatwaldbesitzer:innen – also Personen mit weniger als 20 Hektar Waldfläche – bei der klimaresilienten Bewirtschaftung unterstützt.
Entwickelt wurde easyforest auf Basis intensiver Recherchen, Interviews und Usability-Testings, mit dem Ziel, forstliche Orientierung zu bieten, praktische Planung zu erleichtern und den Zugang zu Wissen und Beratung zu verbessern.
Probleme von Privatwaldbesitzer:innen
Viele Privatwaldbesitzer:innen stehen vor grundlegenden Herausforderungen: Ihre Waldstücke werden durch Erbschaften immer kleiner und unübersichtlicher. Gleichzeitig nehmen Schädlinge durch den Klimawandel deutlich zu und diese frühzeitig zu erkennen, ist für Lai:innen nicht einfach. Wird ein Befall entdeckt, muss das betroffene Holz schnell entfernt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Doch genau das ist ebenso schwierig, denn der Holzverkauf lohnt sich bei kleinen Mengen oft nicht, und der Zugang zu Sägewerken oder Vermarktungswegen fehlt. Auch der Kontakt zu Förster:innen ist nicht immer einfach herzustellen. Dazu kommt Unsicherheit über Rechte und Pflichten und wenig Austausch mit anderen, obwohl viele vor denselben Fragen stehen.
Zentrale Funktionen im Überblick
Hier kommt easyforest ins Spiel. Die App wurde entwickelt, um genau dort zu unterstützen, wo es am meisten fehlt, mit Orientierung, Planungshilfe und der Möglichkeit zur Vernetzung.
Übersicht
Die Startseite der App bietet einen kompakten Überblick über alle relevanten Informationen: durchgeführte und geplante Maßnahmen, persönliche Notizen, Kontakte zu Förster:innen, sowie aktuelle Meldungen, etwa bei Schädlingsbefall in der Nähe, oder die neusten Informationen was den Status vom eigenen Holzverkauf angeht.
Karte
Auf der interaktiven Karte lassen sich Waldstücke einsehen, neue Maßnahmen starten, Beobachtungen dokumentieren oder Einträge anderer Nutzer:innen nachvollziehen. So entsteht ein gemeinsames Bild über das, was im eigenen Umfeld passiert.
Schädlingsmonitoring
Diese Funktion unterstützt dabei, den eigenen Wald systematisch abzulaufen und einzelne Bäume auf Befall zu prüfen. Die zurückgelegte Strecke wird automatisch erfasst, verdächtige Stellen können markiert werden. Regelmäßige Erinnerungen helfen dabei, frühzeitig zu reagieren.
Assistenz
Ein KI-gestützter Chatbot beantwortet Fragen rund um Waldpflege, Vorschriften oder forstliche Maßnahmen, schriftlich oder per Spracheingabe. So können Nutzer:innen zum Beispiel nach klimaresilienten Baumarten für ihren Standort fragen, sich über notwendige Schritte bei einem Schädlingsbefall informieren oder Hinweise zur Pflege junger Bestände erhalten. Auch bei Unsicherheiten zum Holzverkauf unterstützt die Assistenz mit weiterführenden Informationen und verweist bei Bedarf auf Kontakte wie Förster:innen.
Chat
Über die Chatfunktion kann direkt mit der:dem zuständigen Förster:in kommuniziert werden, unkompliziert, schnell und ohne Umwege. Anliegen lassen sich klären, Termine zur Standortbegehung oder zur Beratung einfach abstimmen.
Netzwerk
Im Netzwerkbereich können Beiträge verfasst, Gruppen gegründet oder beigetreten und Erfahrungen geteilt werden. So entsteht ein Raum für Austausch, gegenseitige Hilfe und gemeinschaftliches Handeln, direkt aus dem privaten Wald heraus.
Funktionen für Förster:innen
easyforest bietet auch eine eigene Ansicht für Förster:innen. Über die Karte und die Maßnahmenübersicht lassen sich Termine effizient planen und besser koordinieren, etwa bei Standortbegehungen oder der Aufnahme von Holzpoltern. Anfragen von Waldbesitzer:innen erscheinen gebündelt im Chatbereich, sodass Rückmeldungen strukturiert erfolgen können. Auch der Netzwerkbereich steht zur Verfügung, um Informationen gezielt in der Region zu teilen oder Gruppen zu betreuen.
easyforest zeigt, wie digitale Werkzeuge Privatwaldbesitzer:innen bei der klimaresilienten Bewirtschaftung unterstützen können. Die App vereint zentrale Funktionen wie Planung, Dokumentation, Wissenszugang und Vernetzung in einer benutzungsfreundlichen Oberfläche, angepasst an die Lebensrealität von Klein- und Kleinstprivatwaldbesitzer:innen.
Für eine Verbreitung lassen sich bestehende Strukturen nutzen: Forstbetriebsgemeinschaften, Beratungsstellen oder regionale Behörden können als Multiplikator:innen wirken, etwa durch die Weitergabe digitaler Infomaterialien oder die Einbindung in Newsletter und Veranstaltungen. Auch soziale Medien wie Instagram, Facebook oder LinkedIn bieten Potenzial, um verschiedene Zielgruppen niedrigschwellig zu erreichen.
Das Projekt zeigt, dass Waldarbeit und digitale Unterstützung kein Widerspruch sind. easyforest ist ein Vorschlag, wie der Zugang zu forstlichem Wissen erleichtert, Austausch gestärkt und Verantwortung im Privatwald unterstützt werden kann, besonders um in Zeiten des Klimawandels unseren Wald zu erhalten.