Die Studierenden lernen die elementare Darstellungsprinzipien, grundlegende Techniken der Programmierung und algorithmisches Denken kennen.
In zwei Kurzprojekten und kleinen Übungen probieren die Studierenden die systematischen Organisation von Zeichenbeziehungen in Fläche, Bewegung und interaktives Verhalten aus. Ziel ist es am Ende des Semesters Gestaltung als System zu erfahren und eigenständig erste einfache Regelwerke in eine Programmiersprache übersetzen zu können.
Prof. Andreas Pollok, Benno Stäbler, Prof. Benedikt Groß
Organic Triangles
Im Rahmen unseres ersten Projekts setzten wir uns intensiv mit dem sogenannten “Algorithmic Thinking” auseinander. Ziel war es, ein grundlegendes Verständnis dafür zu entwickeln, wie algorithmische Prozesse zur Erzeugung von visuellen Strukturen und geometrischen Formen beitragen können. Dazu probierten wir verschiedene vorgegebene Zeichenalgorithmen manuell aus und analysierten Schritt für Schritt, wie sich daraus komplexe Muster ableiten lassen.
Durch das aktive Experimentieren mit diesen Algorithmen gewannen wir nicht nur ein relativ gutes Verständnis für deren Funktionsweise, sondern erkannten auch ihr kreatives Potenzial zur Generierung vielfältiger und dynamischer Designs. Wir konnten mithilfe geometrischer Elemente wie Linien, Kreisen und Körpern abstrakte Darstellungen entwickeln, bei denen sowohl ästhetische als auch gestalterische Überlegungen eine Rolle spielten.
Three Long Lines
Bei diesem vorgegebenen Algorithmus bestand die Aufgabe darin, dass wir zu dritt auf einem großen Blatt eine durchgehende Linie zeichnen, ohne dabei unsere eigene oder die Linien der anderen zu kreuzen. Jede Person hatte dabei eine bestimmte Linienart zugewiesen: entweder eckig, wellig oder gerade.
Wir begannen alle in der Mitte des Blattes und arbeiteten uns von dort aus in unterschiedliche Richtungen vor. Je weniger Platz auf dem Blatt übrig blieb, desto vorsichtiger mussten wir agieren, um nicht mit den Linien der anderen in Berührung zu kommen oder sie versehentlich zu schneiden.
Die Entstehung von Organic Triangles
Die Grundidee unseres Algorithmus basierte auf dem Prinzip, dass jeder Spieler mit drei zufällig gewählten Anfangspunkten startet. Jeder neu gesetzte Punkt wird dabei mit dem Ausgangspunkt sowie dem jeweils nächstgelegenen bestehenden Punkt durch drei Linien verbunden, sodass ein geschlossenes Dreieck entsteht.
Im Verlauf des Prozesses stellten wir uns jedoch die Frage: Warum nicht die Regeln etwas abwandeln? So entschieden wir uns, die Verbindung auf nur zwei Linien zu reduzieren. Dadurch entstanden keine geschlossenen, sondern offene Dreiecke. Eine visuelle Struktur, die uns gestalterisch mehr überzeugte und die wir im weiteren Verlauf gezielt weiterverfolgten.
Zusätzlich untersuchten wir, ob und wie sich die Anzahl der Durchläufe auf die gestalterische Wirkung der Komposition auswirkt. So konnten wir herausfinden, wie sich durch Struktur, Wiederholung und offene Formen spannende Bildwirkungen ergeben – und genau damit wollten wir dann auch weiter gestalten.
Das Endkonzept
Wir hatten bereits eine solide Grundlage auf der wir aufbauen konnten, doch es fehlte noch der gestalterische Feinschliff, der unserem Algorithmus den nötigen Eyecatcher verliehen hätte. Doch in einer spontanen Brainstorming-Session entstanden zufällig organische Formen und Muster – und uns war sofort klar: Die wollen wir integrieren!
Nach mehreren gestalterischen und konzeptionellen Überlegungen entschieden wir uns schließlich, die organischen Elemente gezielt mit den geometrischen Formen zu kombinieren und so beide Welten miteinander zu verbinden.
1. Zonenaufteilung & Platzierung:
Das Blatt wird in 4 Zonen mit eigenen Sonderregeln unterteilt.
Ein Würfel bestimmt, in welcher Zone ein Punkt gesetzt wird.
Ein Pfeilwurf bestimmt die genaue Position des Punktes.
Sonderregel: Kein Spieler darf zwei Punkte hintereinander in derselben Zone setzen.
2. Start & Verbindung:
Jeder Spieler würfelt und platziert einen Punkt in einer zufälligen Zone
Drei Startpunkte werden zu einem Dreieck verbunden
Danach:
Wieder würfeln → Zone bestimmen
Pfeil werfen → Punkt setzen
Punkt verbinden mit:
dem eigenen Startpunkt
dem nächstgelegenen fremden Startpunkt
Vorgang wird 5-mal pro Spieler wiederholt
3. Organische Formen:
In den Zwischenräumen entstehen organische Formen entlang der Dreiecks-Kanten.
Jede Form wird blumenartig ausgefüllt: