In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
Clover – Intuitive Wegführung durch Landmarken und Isochronen
Navigation für Fußgänger:innen neu gedacht – Intuitive Wegführung durch Landmarken und Isochronen
Abstract
Nachhaltige Mobilitätsformen wie Zufußgehen, Radfahren oder öffentliche Verkehrsmittel steigern die Lebensqualität und bieten ökologische Vorteile. Dennoch nutzen viele Menschen im Alltag weiterhin primär das Auto.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Motivation für nachhaltige Mobilität, insbesondere das Zufußgehen in Städten, zu stärken. Nutzer:innen sollen angeregt werden, ihre Umgebung bewusster wahrzunehmen und neue Orte zu entdecken.
Während gängige Navigationssysteme meist auf Effizienz und kürzeste Wege setzen, berücksichtigt das vorgestellte Konzept gezielt die vielfältigen Bedürfnisse von Fußgänger:innen. Individuell anpassbare Routen sollen die aktive Teilnahme am Navigationsprozess fördern. Landmarken in Form von Bildern markanter Punkte entlang der Strecke reduzieren die kognitive Belastung und unterstützen den Aufbau mentaler Karten. Isochrone Darstellungen entlang der Route regen zudem an, neue Orte innerhalb eines gewählten Zeitrahmens zu erkunden und fördern so eine selbstbestimmte Navigation.
Promblemstellung und Relevanz
Viele Navigationsanwendungen zeigen funktionale Defizite im Fußgängerkontext. Nutzer:innen vertrauen häufig blind der Navigation und blicken dabei oft dauerhaft auf ihr Smartphone. Zudem bereiten das Lesen von Karten sowie die Übertragung von Navigationsanweisungen in die reale Umgebung Schwierigkeiten, und Distanzen werden oft falsch eingeschätzt.
Im Gegensatz zur Auto-Navigation fehlen Fußgänger:innen meist die Auswahl zwischen verschiedenen Routen. Stattdessen werden Nutzer:innen automatisch auf die schnellste oder kürzeste Strecke geleitet. Diese fehlende Möglichkeit zur selbstbestimmten Routenwahl schmälert vor allem für jene das Nutzer:innenerlebnis, die nicht unter Zeitdruck stehen.
Vieles spricht dafür, dass Fußgänger:innen nicht nur die Schnelligkeit, sondern auch die Freiheit wichtig ist, alternative Routen zu wählen. Dies verdeutlicht, dass bestehende Systeme stark auf Autofahrer:innen ausgelegt sind und für Fußgänger:innen oft weder ideal noch intuitiv funktionieren.
Das Konzept
Das Konzept besteht aus drei Hauptfunktionen: Landmarken, Isochronen und Routenoptionen. Diese zentralen Features haben sich im Laufe des Projekts entwickelt, basierend auf verschiedenen Testmethoden, unter anderem Shadowing, sowie auf quantitativen und qualitativen Recherchen.
Landmarken
Landmarken bilden ein zentrale Feature der Anwendung, indem sie Nutzer:innen vor Richtungswechseln durch Bilder markanter Orientierungspunkte eine bessere Orientierung und ein konkretes Raumgefühl vermitteln. Zwischen Kartenansicht und einer Strip-Map mit chronologisch geordneten Landmarken samt Bildern und Anweisungen kann flexibel gewechselt werden. Selbst bei gesperrtem Smartphone informiert die App per Benachrichtigung über die nächsten Schritte, sodass das Gerät in der Tasche bleiben kann.
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Isochronen
Isochronen ermöglichen es Nutzer:innen, basierend auf der vorab gewählten Routenoption, einen individuellen Zeitrahmen festzulegen. Entlang der Route zeigt eine dynamische Isochrone, welche Bereiche innerhalb dieser Zeit erreichbar sind, und passt sich bei Abweichungen vom Wegverlauf flexibel an. So entsteht eine neue Form der Orientierung, die Navigation und Zeit miteinander verknüpft und Raum für spontane Entscheidungen bietet.
Routenoptionen
Eine weitere Funktion der Anwendung bietet Nutzer:innen alternative Routen zur schnellsten Strecke, darunter eine naturnahe Route entlang von Grünflächen und eine belebte Route durch frequentierte Bereiche. Über einen Bearbeitungsbereich lassen sich Prioritäten individuell anpassen, wobei auch Optionen wie barrierefreie oder historische Routen vorgesehen sind. Einige dieser Routenoptionen sind bislang Konzeptideen und wurden aus Zeitgründen noch nicht vollständig entwickelt.
Funktionsprototypen
Der Funktionsprototyp zeigt Isochronen an, die mit der “Mapbox Isochrone API” berechnet werden und darstellen, welche Bereiche innerhalb einer gewählten Zeitspanne erreichbar sind. Entlang der Route werden dafür in regelmäßigen Abständen Punkte gesetzt, an denen einzelne Isochronen erzeugt und anschließend zu einer großen Fläche zusammengefügt werden, die auf der Karte angezeigt wird.
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Für die Landmarken erkennt das System Punkte auf der Route, an denen sich die Laufrichtung deutlich ändert, und ruft dort automatisch passende Bilder über die “Google Street View Static API” ab. Diese Bilder werden von der “Google Vision API” analysiert, um erkennbare Objekte zu benennen. Mithilfe von GPT-4 wird daraus eine kurze Beschreibung der Landmarke erstellt, die den Nutzer:innen zusammen mit dem Bild angezeigt wird, um die Orientierung zu erleichtern.
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Über Clover
Die Bildmarke zeigt ein stilisiertes Kleeblatt in Primärfarbe, dessen vier Blätter Richtungspfeile zu den Himmelsrichtungen enthalten und so die Verbindung zur Navigation symbolisieren. Die Wortmarke „Clover“ macht das Produkt durch die einfache englische Bezeichnung international verständlich und marktfähig. Das Kleeblatt steht zudem als Glückssymbol für positive Entdeckungen, unterstützt durch die Funktionen der Anwendung, und wird in der Schriftart Georgia Regular dargestellt.