In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
45% der 18- bis 29-Jährigen in unserer Gesellschaft sind sozial und politisch schlechter integriert als der Durchschnitt der Bevölkerung. Sie zählen zum «unsichtbaren Drittel». Das sind junge Menschen, die weder politisch aktiv noch gesellschaftlich sichtbar eingebunden sind. Dieses Drittel droht, in der demokratischen Teilhabe abgehängt zu werden.
In einer zunehmend digitalisierten Welt wird persönlicher Austausch immer seltener. Während soziale Medien die Kommunikation dominieren, schwinden reale Begegnungen, wodurch soziale Bindungen und das Gefühl gemeinschaftlicher Zugehörigkeit abnehmen. Hier setzt das Projekt «Conversations with Strangers» an. Das Start-up «Kontakt Kiosk» entwickelt Strategien, um leerstehende Räume in lebendige Begegnungsorte zu verwandeln. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, eine begleitende Website und den praxisnahen Leitfaden «How to: Third Place» schafft es ein Bewusstsein für die Bedeutung von Third Places und gibt Kommunen, Initiativen und Vereinen konkrete Werkzeuge an die Hand. Der Leitfaden erklärt, wie ungenutzte Räume identifiziert, gestaltet und aktiviert werden können, um Dialog und Vernetzung junger Menschen zu fördern. Als zentrales Element des Projekts wird er nicht nur theoretisch entwickelt, sondern direkt in der Praxis getestet und weiterentwickelt.
Guide: How to: Third Place
Um die Konzepte aus dem Leitfaden anzuwenden, wurden in Stuttgart und Schwäbisch Gmünd zwei Pilotprojekte in Form von Ausstellungsevents realisiert. Diese dienen als Best-Practice-Beispiele für weitere Städte und zeigen, wie sich Third Places konkret umsetzen lassen. Das Pilotprojekt «Kontakt Kiosk» wurde durch gezielte Marketingmaßnahmen beworben, die das Projekt sichtbar machen und zur Teilnahme einladen – darunter Plakate, Einladungen, Social-Media-Präsenz und eine großformatige Postkarte als interaktives Element. Das Ausstellungsevent umfasst zwei wesentliche Bereiche: Zum einen fördert es Interaktion und Kommunikation durch verschiedene partizipative Elemente. Zum anderen entsteht der Third Place selbst, der durch verschiedene Installationen einen Raum für Austausch schafft. Dazu gehören unter anderem drei Installationen, die zentrale Erkenntnisse der Bachelorrecherche auf kreative und zielgruppenorientierte Weise aufarbeiten und Wissen vermitteln. «Conversations with Strangers» zeigt, wie durch gezielte Begegnungen der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden kann. Indem das Start-up «Kontakt Kiosk» einerseits Wissen vermittelt und das Pilotprojekt andererseits konkrete Erfahrungswerte liefert, entsteht eine ganzheitliche Strategie zur Belebung öffentlicher Räume. Dabei unterstützt das Projekt nicht nur Kommunen und Initiativen, sondern setzt selbst Impulse, um langfristig eine Kultur der Offenheit, Niedrigschwelligkeit und Zugänglichkeit zu fördern.
GUIDE: HOW TO: THIRD PLACE
Der Guide «How to: Third Place» ist in klar voneinander abgegrenzte Abschnitte gegliedert: eine Einführung in das Thema, ein praxisorientiertes Workbook und eine abschließende Nachbereitung. Einführung
Zu Beginn wird das Thema «Third Place» ausführlich erläutert. Hierbei werden theoretische Grundlagen, wie das Konzept von Ray Oldenburg, und die Relevanz solcher Räume für junge Erwachsene vorgestellt. Hauptteil (Vorbereitung und Durchführung)
Der Hauptteil des Dokuments ist als interaktives Workbook gestaltet. Dieser Abschnitt ist praxisorientiert und enthält zahlreiche Boxen zum Ausfüllen, die durch anleitende Fragen und konkrete Tipps ergänzt werden. Jede Seite hat eine klare Zielsetzung, beispielsweise die Erarbeitung von Ideen oder die Planung eines Projekts. Leitfragen wie «Welche Mittel könnt ihr nutzen?» oder «Was macht euren Third Place attraktiv?» helfen den Lesenden, eigene Gedanken strukturiert festzuhalten. Ergänzend werden praktische Checklisten und Schritt-für-Schritt-Anleitungen angeboten, die in übersichtliche Blöcke unterteilt sind. Nachbereitung
Der letzte Abschnitt widmet sich der Reflexion und Weiterverwendung des erarbeiteten Materials. Hier wird ein Reflexionsbogen vorgestellt, der mit Fragen zur Dokumentation und Analyse von Projekten versehen ist. Der Bogen ist für eine langfristige Nutzung konzipiert und kann über einen QR-Code heruntergeladen und ausgedruckt werden. Dieser Ansatz ermöglicht es, das Dokument mehrfach zu verwenden und auch für künftige Projekte anzupassen.
Inhalt
WEBSITE
Zentraler Anlaufpunkt für Infos über die Arbeit, vergangene Projekte mit daraus resultierendem Feedback und Pressemitteilungen. Kreative Einblicke hinter die Kulissen und die Präsentation von Projekterfolgen und Feedback.
Website Kontakt Kiosk
PRINT TO-GO
Das Printprodukt gliedert sich in drei Teile, die jeweils ein eigenes Format und Papier haben. Jedes Booklet gehört zu einer unserer Installationen. Der erste Teil, Raum, beschäftigt sich mit dem Fehlen von Begegnungsorten für junge Menschen. Der zweite Teil, Meinungsbild, setzt sich mit dem Einfluss sozialer Medien auf die Generation Z auseinander. Der dritte Teil, Dinner, zeigt die Auswirkungen von Stereotypen und Vorurteilen auf die Gesellschaft auf. Wer sich bei der Ausstellung alle drei Installationen ansieht und jeweils ein Heft mitnimmt, hat am Ende drei separate Booklets. Wenn man diese dann auf einer Klammer zusammenheftet, entsteht ein komplettes Printprodukt, das die drei Themen vereint.
Cover: Print to-goInhalt
KONTAKT KIOSK STUTTGART
MARKETING
Plakat Siebdruck
INSTALLATIONEN
Dinner
Die Installation «Dinner» lädt dazu ein, Stereotypen und Vorurteile in der jungen Generation zu hinterfragen und den Blick auf das Miteinander zu schärfen. Im Zentrum der Installation steht ein kleiner Tisch, gedeckt für sechs fremde Personen, die zu einem gemeinsamen Abendessen zusammenkommen. Jeder Platz ist mit einem Kopfhörer ausgestattet, der die Besucher:innen einlädt, in die individuelle Gedankenwelt der «anwesenden» Personen einzutauchen.
Dinner
Meinungsbild
«Meinungsbild» setzt sich mit den Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen junger Menschen auseinander und schafft eine Plattform, auf der ihre Stimmen Gehör finden. Die KI-generierten Köpfe erscheinen in holografischer Form und verleihen der Installation eine futuristische, fast dystopische Wirkung.
Meinungsbild
Raum
Dieser Mixed-Media-Film gibt auf eine emotionale und offen interpretierbare Art und Weise Einblicke in die Gefühlswelt junger Menschen, die sich in einer leistungsorientierten und sich konstant verändernden Gesellschaft wiederfinden. In einer Zeit, in der echte Begegnungen oft in digitalen Räumen verloren gehen, sind sie auf der Suche nach einem Ort, der sie auffängt.