In diesem Kurs beschäftigen sich die Student*innen in einem iterativen Entwurfsprozess intensiv mit der visuellen Codierung von Daten sowie mit dem Gestaltungsmittel Farbe als zusätzliche Informationsebene.
Visualisierungen helfen uns, komplexe Zusammenhänge sichtbar zu machen und zu verstehen.
Die Student*innen haben in diesem Kurs im zweiten Semester die Aufgabe, einen Zeitablauf mit Grundformen und Farben darzustellen. Das Thema ist dabei frei wählbar. Nach einer Recherchephase beginnt ein umfangreicher, iterativer Entwurfsprozess. Verschiedenste visuelle Codierungen der Parameter des Datensatzes werden skizziert und die Vor- und Nachteile der Visualisierungsvarianten, der Farbwahl und des Darstellungskonzepts abgewogen und argumentiert.
Das Ergebnis ist eine Webseite, auf der die Visualisierung interaktiv und animiert erfahrbar gemacht wird.
Kaum eine Form der Kriminalität ist so erschütternd wie die Hasskriminalität. Sie ist ein stetiger Begleiter der Menschheitsgeschichte und prägt die dunkelsten Kapitel unserer Historie. Sie umfasst Drohungen, Sachbeschädigung und verbale Verletzung bis hin zu schwerer körperlicher Gewalt. Die zerstörerische Willkür, mit der sich Hass gegen bestimmte gesellschaftlichen Gruppen richtet, ist schwer zu fassen. Ein solcher Angriff auf die Identität und Würde eines Menschen ist auf das Schärfste zu verurteilen.
Gerade in Deutschland – einem Land mit schwer lastender Geschichte, das sich mittlerweile als Vorbild für Aufarbeitung und Inklusivität sieht – ist im Moment eine alarmierende Entwicklung zu beobachten. Die Zahl der Hassdelikte in den Kategorien Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und (sonstige) Religion ist in den letzten fünfzehn Jahren nicht wie erwartet rückläufig, sondern erlebt bei einigen gesellschaftlichen Gruppen einen neuen Höhepunkt. Die Veränderungen sind keinesfalls linear – in manchen Jahren nehmen die Zahlen rapide ab oder zu. Aus diesem Grund lohnt es sich, die Entwicklung zu beobachten, zu dokumentieren, zu untersuchen, zu visualisieren und zu verstehen. Denn nur so können Rückschlüsse auf Ursachen gezogen und letztlich gezielte Maßnahmen ergriffen werden.
Wichtig bei der Gestaltung der Visualisierung war mir, alle dargestellten Gruppen auf Augenhöhe begegnen zu lassen. Somit beschloss ich, die Zahl der Gewaltfälle nicht durch visuelle Größenunterschiede zu definieren. Bei solch einer enormen Zahlenspanne würden große Formen kleine unweigerlich in den Schattten stellen. Da die Gewaltzahlen nicht in Relation zur Mitgliedszahl einer Gesellschaftsgruppe stehen – es also keinen Anhaltspunkt gibt, welchen Anteil diese Nummern ausmachen – schien mir eine solche Darstellungsweise verfälschend und wenig aussagekräftig. Letztendlich geht es nicht darum, eine Gesellschaftsgruppe zur größten Leidtragenden zu krönen, sondern Entwicklungen innerhalb jeder Gruppe ersichtlich zu machen und gleichtzeitig unaufdrängend zu vermitteln, in welchen Gruppen die Zahlen besonders hoch sind.
Um diesen Zweck zu erfüllen, schien die Nutzung von Farbe ein angemessenes Mittel zur Darstellung absoluter Werte zu sein. Die Größenunterschiede hingegen geben die relative Entwicklung von Jahr zu Jahr wieder.
Form und Farbe sollten zwei Kriterien gerecht werden: Zum einen ist Angemessenheit für das Thema gefordert, zum anderen Lesbarkeit. In Anbetracht des zweiten Punktes überzeugten Rechtecksformen, da Größenunterschiede bei diesen deutlich besser zu erkennen sind als bei Kreisformen. Auch für das Farbspektrum war eine gewisse “Spanne” gefragt, um 10.000 Werte in groben Schritten unterscheiden zu können.
Diese Überlegungen und weitere führten mich zu dieser finalen Darstellung.
Eine umfangreichere Schilderung des Gestaltungsprozesses kann in der Dokumentation gefunden werden.
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