In diesem Kurs beschäftigen sich die Student*innen in einem iterativen Entwurfsprozess intensiv mit der visuellen Codierung von Daten sowie mit dem Gestaltungsmittel Farbe als zusätzliche Informationsebene.
Visualisierungen helfen uns, komplexe Zusammenhänge sichtbar zu machen und zu verstehen.
Die Student*innen haben in diesem Kurs im zweiten Semester die Aufgabe, einen Zeitablauf mit Grundformen und Farben darzustellen. Das Thema ist dabei frei wählbar. Nach einer Recherchephase beginnt ein umfangreicher, iterativer Entwurfsprozess. Verschiedenste visuelle Codierungen der Parameter des Datensatzes werden skizziert und die Vor- und Nachteile der Visualisierungsvarianten, der Farbwahl und des Darstellungskonzepts abgewogen und argumentiert.
Das Ergebnis ist eine Webseite, auf der die Visualisierung interaktiv und animiert erfahrbar gemacht wird.
In Deutschland wird alle vier Jahre ein neuer Bundestag gewählt – am 26. September ist es wieder so weit. Diese Wahl zählt zu den wichtigsten Möglichkeiten der politischen Partizipation in Deutschland. Die Wahlberechtigten wählen dort das Parlament, den Bundestag. Mindestens 598 Abgeordnete – meistens deutlich mehr – vertreten dann vier Jahre lang die Belange aller Bürger*innen des Landes.
Da die Semesteraufgabe in „Programmiertem Entwerfen II“ darin bestand, einen (für mich) interessanten Datensatz auszuwerten, der eine Geschichte über eine bestimmte Zeitspanne erzählt, fiel die Wahl auf die Ergebnisse der Bundestagswahl. Genauer gesagt auf die prozentuale Verteilung der Zweitstimmen jeder Wahl seit 1949. Die Zweitstimmen geben einen guten Überblick über die Stimmung im Land, da die Bürger*innen mit dieser Stimme eine Partei (bzw. deren Landesliste) wählen und basierend auf diesen Ergebnissen der Bundestag (und damit letztlich Regierung und Opposition) zusammengesetzt wird.
Zuerst sollte der Datensatz ausgewertet und die Ergebnisse möglichst anschaulich visualisiert werden (mit Verzicht auf Beschriftung oder Legende). Hierbei lag mein Fokus vor allem auf der Darstellung des Stimmanteils der einzelnen Parteien und der sich daraus ergebenden Rollenverteilung von Regierung und Opposition. Die neutrale Informationsvermittlung war mir dabei besonders wichtig: Farben (grau und schwarz) und Formen (Rechtecke und Linien) sind streng und klar, ohne offensichtliche Assoziationen zu wecken.
Allgemein kann meine Darstellung folgendermaßen entschlüsselt werden: Die Zeit verläuft von unten (1949) nach oben (2017). An der horizontalen Position kann die Partei abgelesen werden – von links (DIE LINKE) nach rechts (AfD). Die Gruppe “Andere” liegt noch rechts neben der AfD (das hat nichts mit der politischen Orientierung der unter diesem Namen zusammengefassten Gruppen zu tun, sondern ergibt sich aus “unserer” Leserichtung von links nach rechts: Als “Rest” steht diese Gruppe an letzter Stelle). Die Höhe der Balken spiegelt die prozentuale Stimmenverteilung wider – alle Balken eines Jahres aufeinandergesetzt ergeben 100%. Als letztes gibt der Grauton Auskunft über Zugehörigkeit zu Regierung (schwarz) oder Opposition (grau).
Um noch mehr Hintergrund zu diesem wichtigen Thema zu vermitteln, sollte das visualisierte Ergebnis dann Teil einer Website werden. Als zusätzliche Informationen stehen in meinem Fall neben allgemeinen Fakten zu den Bundestagswahlen auch ein kurzer Text zu jeder Wahl mit den Schwerpunktthemen des Wahlkampfs zur Verfügung. Abgerundet wird das Ganze durch einen Überblick über unser Parteienspektrum – welche Parteien gibt es überhaupt und wie lange und wofür stehen sie? Außerdem ist die schlichte Datendarstellung für ein besseres und genaueres Verständnis noch um schriftliche Angaben (genaue Prozentzahlen, Jahreszahlen und Beschriftung der Parteien) ergänzt worden.
Da dieses Projekt einen langen Prozess über das ganze Semester umfasst und dementsprechend viele Veränderungen durchlaufen hat, kann hier die genaue Entstehung mit allen Zwischenschritten nachverfolgt werden.
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