In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
nakama - Ein nachhaltiges, langlebiges und anpassbares Sofa
Gestaltung eines nachhaltigen Sofas
“Vom 1. Januar bis zum 5. Mai haben die Einwohner*innen Deutschlands im Durchschnitt so viel von der Natur verbraucht, wie der Planet pro Person im gesamten Jahr erneuern kann.“ (Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production, 2021)
Daher fordern Wissenschaftler*innen, dass Industrienationen mit ihren Ressourcen um den Faktor 10 sparsamer wirtschaften. (Tischner & Moser, 2015)
Sofas sind ein gutes Beispiel für diesen verschwenderischen Umgang mit Ressourcen. Vor allem die Materialmenge und die Anzahl unterschiedlicher Materialien, die in einem Sofa verbaut sind, ist beachtlich.
Es wird geschätzt, dass sich pro Jahr einer von sieben EU-Haushalten ein Sofa neu anschafft (Pladerer, 2001). Der Großteil dieser ersetzten Sofas landet dabei auf dem Sperrmüll und wird dort thermisch verwertet. Grund dafür ist, dass die einzelnen Materialien und Bauteile unlösbar miteinander verbunden sind. Das macht eine Separierbarkeit der Einzelteile fast unmöglich und daher ein angemessenes Recycling der Ressourcen schwer.
Am Beispiel dieses typischen Zweisitzersofas, kann man das Ausmaß an Materialien sehr gut erkennen:
4 verschiedene Holzarten
2 verschiedenen Polyurethanschaumstoffen
Bezugsstoff, Vliesstoff, Baumwollstoff und Watte
Daunenfedern, Stahl, Pappe, Kunststofffolie und drei verschiedene Klebstoffe
Der Input an Rohmaterialien beträgt bei diesem Beispiel 81,42kg und insgesamt wurden über 15 verschiedene Materialien verbaut. Diese Materialmenge und die kurze Nutzungsdauer eines Sofas stehen in keinem Verhältnis.
Nachhaltigkeitskriterien bei der Gestaltung eines Sofas
Daher habe ich mich in meiner Bachelorarbeit mit der Fragestellung beschäftigt: “Wie gestaltet man ein nachhaltiges Polstermöbel?”. Aus Interviews mit Polsterern, Raumausstattern und Nutzern habe ich umweltkritische Probleme von Sofas herausgearbeitet und daraus Nachhaltigkeitskriterien abgeleitet.
Materialwahl & Verarbeitung
Die Materialwahl und Verarbeitung sind entscheidend für die Langlebigkeit eines Sofas. Je langlebiger und widerstandsfähiger die Materialien sind, desto länger kann ein Sofa genutzt werden. Es muss auf Hochwertigkeit, Recyclingfähigkeit und Umweltverträglichkeit geachtet werden.
Reduktion der Materialmenge
Der Materialinput bei Sofas ist in den meisten Fällen erheblich. Deshalb ist hier ein angemessener Materialeinsatz notwendig. Die Menge sollte möglichst auf ein Minimum reduziert werden. Speziell der Schaumstoff gilt als Problemstoff und sollte daher in geringem Maße zum Einsatz kommen.
Reduktion des Transportvolumens
Das Transportvolumen und - gewicht eines typischen Sofas ist hoch. Durch ein platz- und gewichtssparendes Design können beim Transport und beim Umzug des Sofas wertvolle Emissionen eingespart werden.
emotionale Bindung
Die emotionale Bindung zu einem Produkt beeinflusst seine Nutzungsdauer und -intensität maßgeblich. Durch eine ansprechende Ästhetik und eine nutzerfreundliche Gestaltung wird diese Bindung gefördert.
Reparier- & Austauschbarkeit
Durch den Austausch oder die Reparatur von defekten Teilen lässt sich die Nutzungsdauer eines Sofas deutlich verlängern. Deshalb muss jedes Bauteil zugänglich und austauschbar gestaltet werden. Dieser Prozess sollte möglichst nutzerfreundlich und ohne Hilfe anderer durchführbar sein.
Anpassungsfähigkeit
Die Bedürfnisse und Anforderungen an ein Sofa können sich im Laufe des Lebens stark ändern. Deshalb ist es wichtig, dass sich ein Sofa an diese anpassen kann. Das Sofa sollte jederzeit vom Nutzer einfach und schnell verändert und erweitert werden können und sich dabei individuell an seine Vorstellungen anpassen.
Demontage & Separierbarkeit
Die Montage und Demontage spielen beim Transport, Auf- und Abbau und dem Umzug eine wichtige Rolle. Diese sollten so einfach wie möglich und im optimalen Fall werkzeugfrei erfolgen. Am Ende der Nutzungsphase muss das Sofa in seine einzelnen Materialien separiert werden können, um eine Nachnutzung der Materialien zu ermöglichen.
nakama - Ein nachhaltiges, langlebiges und anpassbares Sofa
Aus diesen Nachhaltigkeitskriterien ist nakama (jap. Lebensbegleiter) enstanden. Mit nakama wollte ich ein Sofa gestalten, dass sich an die Bedürfnisse des Nutzers anpasst, sich mit diesen verändert und so zu einem Lebensbegleiter werden kann.
Transport - Leicht. Platzsparend.
Der Aufbau des Sofas ist so gestaltet, dass es möglichst leicht und platzsparend transportiert werden kann. Jedes Bauteil ist dabei lösbar miteinander verbunden, dadurch können die Einzelteile ineinander gestapelt werden.
Die Polsterung besteht zum Großteil aus einem Luftpolster (vergleichbar mit einem iSUP-Board). Durch diesen besonderen Aufbau kann die Polsterung im nicht aufgeblasenen Zustand, gefaltet oder gerollt werden. Dadurch wird das Transportvolumen und -gewicht deutlich gesenkt.
Aufbau - Schnell. Kinderleicht.
Als erstes werden die Sitz- und Rückenkissen vom Nutzer über das Ventil aufgepumpt. Der zweilagige Bezug ist so gestaltet, dass er jederzeit geöffnet werden kann. Dabei hält ein Gummizug die untere Lage des Bezugs fest. Diese Lage lässt sich vom Nutzer bei Bedarf problemlos herausziehen, wodurch er an das Ventil kommt oder der Bezug jederzeit gewechselt werden kann. Sind die Kissen aufgepumpt, werden die Füße aufgestellt und durch einen Querbalken miteinander verbunden. Die Formholzteile besitzen Ausfräsungen und können so auf die Führung der Beine gesteckt werden. Durch eine Ziehbewegung verkanten sich die Formholzteile mit den Füßen. Um die Beinpaare zu verbinden, nutzt man eine Verbindungsplatte. Jetzt können die Sitzkissen, Rückenkissen und Armlehnen eingelegt werden. Die Formholzteile klemmen die Kissen dabei fest.
Form & Größe - Anpassbar. Erweiterbar.
„Wir haben das alte Sofa ersetzt, weil es zu klein wurde für uns drei. Qualitativ war es immer noch super!“. Ein häufiges Problem weshalb Sofas durch ein neues ersetzt werden ist, dass sich die Anforderungen und Bedürfnisse an das Produkt im Laufe der Zeit verändern können. Das Sofa ist zu klein geworden, die Form passt nicht mehr oder die Farbe gefällt nicht. Die Gründe sind vielfältig. nakama ist daher flexibel und passt sich an diese sich ändernden Bedürfnisse an. Das Sofa kann jederzeit vom Nutzer erweitert, verändert und vergrößert werden. Dazu braucht es nochmals Beine, Formholzteile und eine Verbindungsplatte. Das Sofakissen wird ganz einfach angehoben und die Füße mit der Verbindungsplatte zusammengesteckt. Auf diese Weise kann das Sofa in alle Richtungen erweitert und vergrößert werden. Dieser Aufbau ermöglicht viele verschiedene Formen und Varianten.
Sitzplatz - Individualisierbar.
„Ich nutze tatsächlich nur den Sessel, weil ich das Sofa unbequem finde. Meine Frau bevorzugt das Sofa.“. Meist nutzen mehrere Personen ein Sofa. Dabei können die ergonomischen Anforderungen und das ästhetische Empfinden stark voneinander abweichen. Damit jeder Nutzer das Sofa an seine Anforderungen anpassen kann, ist nakama individualisierbar. Es gibt zwei Varianten von Sitz- und Rückenkissen. Die Rückenlehne gibt es in einer niedrigeren Ausführung und in einer höheren Variante. Dadurch kann der Nutzer seinen Sitzplatz individuell an seine Bedürfnisse anpassen und es ergeben sich viele Gestaltungsmöglichkeiten. Durch die Auswahl von 6 verschiedenen Farben, hat der Nutzer noch mehr Möglichkeiten.
Reparatur - Werkzeugfrei. Austauschbar.
„Wir haben bereits zwei Sofas ersetzt, weil die Bezüge kaputt waren. Der Rest war noch in einem guten Zustand.“. Sofas müssen im Laufe des Lebens viel aushalten. Daher kann es vorkommen, dass Teile kaputt gehen. Bei den meisten Sofas bedeuten kaputte Teile entweder eine sehr teure Reparatur oder den Kauf eines neuen Sofas. nakama lässt sich im Gegensatz zu einem typischen Sofa werkzeugfrei reparieren. Dabei ist jedes Teil vom Nutzer selber austauschbar, wodurch sich die Nutzungsdauer deutlich verlängert.
Nachnutzung - Separierbar. Recycelbar.
Aktuell landet der Großteil der Polstermöbel nach ihrer Nutzungsphase auf dem Sperrmüll und wird dort thermisch verwertet. Dabei gehen jedes mal eine Menge wertvoller Materialien und Roshtoffe einfach verloren. Das liegt daran, dass die Materialien und Bauteile meist unlösbar miteinander verbunden sind. Daher war es mir umso wichtiger, dass sich mein Sofa in seine Einzelteile separieren lässt und jedes Material recycelbar ist.
nakama lässt sich im Handumdrehen wieder in seine Einzelteile zerlegen:
Bezug - Gummizug - Luftpolster - Schaumstoff - Formholzteile - Verbindungsplatte - Füße - Querstreben
Der Bezugsstoff ist aus 100% Wolle und biologisch abbaubar
Der Gummizug besteht aus Naturkautschuk und Baumwolle und ist daher ebenfalls biologisch abbaubar
Das Luftpolster besteht aus einem recycelbaren Kunststoff
Der Polyurethan-Schaumstoff ist recycelbar
Die Holzkomponenten können problemlos rückgeführt und wiederverwendet werden
Ein wichtiges Thema sehr gut recherchiert und daraus ein tolles und stimmiges Produkt gestaltet. Großes Kompliment
Jens Werlein
superklasse !
Anonym
Bin begeistert von deiner Arbeit….
Glückwunsch Mia
Anonym
Nicht nur toll umgesetzt, auch kompetent erklärt bei der Ausstellung. Nachhaltigkeit ist ein wirklich wichtiges Thema, schön umgesetzt und gestaltet….
Anonym
Baba-Sofa
Menie
Beim Design eines Produktes bereits Verantwortung für eine zukunftsfähige Umwelt und für eine lebenswerte Gesellschaft übernehmen - diese Arbeit ist ein tolles Beispiel hierfür. Glückwunsch!
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Tom Ron
Jens Werlein
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Menie
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